Eine Drohnenaufnahme vom altbayerischen Donaumoos
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Das altbayerische Donaumoos

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Wiedervernässung im Donaumoos – Wieso geht es so langsam voran?

Das größte Niedermoor in Bayern soll wiedervernässt werden, um klimaschädliches CO2 zu speichern. Nur so kann es dazu beitragen, Bayerns Klimaziele zu erreichen. Aber noch geht es schleppend voran. Woran hakt es?

Um bis 2040 klimaneutral zu sein, setzt die Staatsregierung von Ministerpräsident Markus Söder unter anderem auf Moore. Denn intakte, feuchte Moore speichern in ihrem Torf viel klimaschädliches CO2 – mehr als alle anderen Ökosysteme auf der Welt.

Dieses Potenzial will die Staatsregierung nutzen. Söder hat im Mai 2021 angekündigt, Bayerns größtes Niedermoor wiedervernässen zu wollen. Das altbayerische Donaumoos hat eine Moorfläche von 12.000 Hektar, trocknet aber immer weiter aus - und setzt dadurch klimaschädliches CO2 frei, das über Jahrhunderte im Moor gespeichert war. Mit 200 Millionen Euro sollen 2.000 Hektar im Donaumoos wieder unter Wasser gesetzt werden.

Bislang nur etwa 50 Hektar wiedervernässt

Knapp zwei Jahre sind seit Söders Ankündigung vergangen. Bislang sind aber nur knapp 50 Hektar wieder nass, kritisiert die Grünen-Politikerin Rosi Steinberger. Das sei zu wenig. Dabei gibt es große Bemühungen. So wurde zum Beispiel das Donaumoos-Team ins Leben gerufen, das gemeinsam mit dem Donaumoos-Zweckverband das Konzept der bayerischen Staatsregierung umsetzen soll.

Gerhard Grande ist der Koordinator des Donaumoos-Teams, er ist insgesamt zufrieden mit dem, was bisher erreicht wurde. Zwar stehe man bei der Wiedervernässung noch ganz am Anfang. Jedoch gibt es Fortschritte bei der größten Hürde: den Kontakt zu den Bewohnern des Donaumooses und sie für das Thema Moorrenaturierung zu gewinnen.

Wiedervernässung nur mit Landwirten möglich

Denn das Donaumoos kann nur mit Unterstützung der Anwohner und Landwirte gerettet werden. Insbesondere die Landwirte spielen eine Schlüsselrolle. Denn das Donaumoos wird intensiv bewirtschaftet. Traditionell bauen die Landwirte Mais und Kartoffeln an. Das ist aber auf feuchten Flächen nicht möglich. Um eine so große Moorfläche wiederzuvernässen, müssen einige Landwirte also ihre Bewirtschaftungsform anpassen und zum Beispiel auf Weidewirtschaft umstellen.

Unter anderem dafür stellt der Staat Geld bereit. Jeder Landwirt, der seine Ackerflächen in Wiese umwandelt, bekommt rund 3.000 Euro Zuschuss pro Hektar im Jahr. Damit soll die Existenz der Landwirte im Donaumoos gesichert werden. Landwirte wie Walter Humbold sind da skeptisch. Er könne sich nicht vorstellen, dass ein Umstellen auf Weidewirtschaft oder andere Kulturen, die auf nassen Flächen wachsen können, wirtschaftlich sei.

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Gerhard Grande (links) und Landwirt Walter Humbold im Gespräch

Immer mehr Landwirte machen mit – aber es dauert

Grundsätzlich ist aber auch ihm daran gelegen, dass der Torf im Donaumoos nicht weiter abnimmt. Denn auch das wäre für ihn und seinen Betrieb langfristig ein Problem. Einige Landwirte haben bereits umgestellt oder testen, ob eine Bewirtschaftung auf nassen Flächen für sie in Frage kommt. Und es werden immer mehr, sagt Gerhard Grande vom Donaumoos-Team. Für ihn ist das ein wichtiger Schritt – auch, wenn alles viel Zeit braucht. Denn nur gemeinsam mit den Landwirten kann das Donaumoos erfolgreich wiedervernässt werden.

Das wäre für das Klima wichtig. Denn wenn Moore austrocknen, setzen sie klimaschädliches CO2 frei. Moore nehmen zwar nur drei Prozent der Fläche Bayerns in Anspruch, sind aber für eine nicht unerhebliche Menge an Treibhausgasen verantwortlich. Sogar mehr als bislang angenommen. Professor Matthias Drösler von der Hochschule Weihenstephan hat herausgefunden: Bayerische Moore, die zu 95 Prozent entwässert sind, stoßen 6,78 Millionen Tonnen CO2 im Jahr aus.

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