Kalkmischungen sollen im Kahlgrund für mehr Wasseraufnahme im Boden sorgen.
Bildrechte: Michael Zang

Kalkmischungen sollen im Kahlgrund für mehr Wasseraufnahme im Boden sorgen.

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Wie Landwirte mit Kalk gegen Hochwasser kämpfen

Böden, die kein Wasser mehr aufnehmen können, werden bei Starkregen weggeschwemmt. Damit es im Kahlgrund zu keiner neuen Flutwelle aus Matsch und Schlamm kommt, werden einige Versuchsflächen seit Oktober 2020 gekalkt.

Wenn Böden nicht in der Lage sind, Wasser aufzunehmen, werden sie bei Starkregen weggeschwemmt. Im Kahlgrund haben das vor mehr als fünf Jahren Bewohner und Landwirte schmerzhaft erlebt. Entstanden ist daraus das die Teilnahme am bayernweiten Projekt "boden:ständig". Im Kahlgrund wurden drei Standorte für Versuchsflächen ausgewählt: in Schöllkrippen, in Westerngrund und in Krombach. Das Projekt im Kahlgrund ist eines von bayernweit fünf, das am Montag im Landwirtschaftsministerium in München mit dem "boden:ständig-Preis 2022" ausgezeichnet werden.

Flutwelle aus Matsch und Schlamm verursacht Schaden in Millionenhöhe

Im Kahlgrund in Unterfranken kommt es am 4. Mai 2017 zu einem verheerenden Starkregen mit Hochwasser. Zurück bleiben Schäden in Millionenhöhe. Landwirt Günther Zang aus Schöllkrippen erinnert sich noch lebhaft: "Ich habe später Bilder vom Friedhof Mömbris/Niedersteinbach gesehen, da hat das Wasser Gräber und sogar Stützmauern mit sich gerissen." Auch den Landwirten entstand damals großer Schaden. Viel fruchtbarer Ackerboden wurde weggespült. Zang, der sich schon länger mit dem Thema Wasseraufnahmefähigkeit von Böden befasst, war schon damals klar: Die richtige Bewirtschaftung von Ackerflächen kann einen positiven Einfluss auf solche Ereignisse nehmen. Folglich ist Zang ein Mitinitiator des Projekts "boden:ständig".

Kalk für bessere Wasseraufnahme im Boden

Im Oktober 2020 ging es los: Das auf fünf Jahre angelegte Pilotprojekt Bodenkalkung startete im Kahlgrund im Rahmen des bayernweiten Projekts "boden:ständig". Gefördert wird es vom Amt für ländliche Entwicklung. Das Ziel: Zusammen mit Landwirten der jeweiligen Region sollen die Böden durch Kalkung wasseraufnahmefähiger gemacht sowie Erosion durch Wasser und Wind auf den Äckern verringert werden. Im Kahlgrund wurden drei Standorte mit Versuchsflächen ausgewählt: Bei Landwirten in Schöllkrippen, Westerngrund und Krombach.

Vier verschiedene Kalkmischungen im Einsatz

Die Versuchsflächen sind unterteilt und werden einmal im Jahr mit vier verschiedenen Kalkmischungen behandelt. Diese sollen die Böden wasserdurchlässiger machen und Humusbildung begünstigen. Kalk bewirkt, dass der Boden grobkörniger wird, Wasser besser eindringen kann. So hatte eine Bodenuntersuchung ergeben: Die Böden im Kahlgrund sind kalk- und humusarm, weisen einen hohen Magnesiumgehalt auf, der zu einer Oberflächenverschlämmung führt. Die vier Kalkmischungen wurden speziell an diese Verhältnisse angepasst. Sie sollen je nach Beschaffenheit des Ackerlandes das Gleichgewicht im Boden wieder herstellen.

Kalk-Projekt könnte "Win-Win-Win-Situation" werden

"Welche Mischung das Rennen am Ende macht, steht noch nicht fest", erklärt Günther Zang. Sein Ziel: Die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens um zehn Liter pro Quadratmeter zu steigern. Er verspricht sich am Ende des Versuchs eine "Win-Win-Win-Situation", wie er sagt. Landwirte profitierten durch guten Ertrag und gesunde Pflanzen. Bürger und Kommunen könnten auf weniger Schlammlawinen hoffen. Und auch das Klima profitiere gerade in Trockenperioden: Wird Wasser im Boden gespeichert, verdunstet es bei Wärme und kann in der Region wieder abregnen.

Weitere Maßnahmen zum Hochwasserschutz im Kahlgrund

Neben der Kalkung des Bodens gibt es im Kahlgrund weitere Maßnahmen, um Erosion und Schlammlawinen zu bekämpfen: Landwirte legen am Rand der Ackerflächen Grünstreifen an, die Erde und Wasser zurückhalten sollen. Die Kommunen ihrerseits legen Gräben an und installieren an den "Hotspots" dezentral Regenrückhaltebecken.

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