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Regionalzug der Bahn, durch die Oberleitung fotografiert (Symbolbild).

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Wie die Bahn bei Elektrifzierung in Bayern bummelt

Deutschland hat bei der Elektrifizierung der Bahn gebummelt - die Schweiz, Belgien oder Österreich sind da weiter. Inzwischen wird auch hier gebaut, aber für Pendler geht die Leidenszeit damit erst richtig los, das zeigt ein Beispiel aus dem Allgäu.

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Seit Ende März herrscht reger Baubetrieb auf der Trasse München-Lindau. Ab dem Bahnhof Geltendorf wird Richtung Memmingen gebaut, nur noch bis Buchloe fahren Züge. Dort teilen sich die Bahnlinien – eine führt nach Kempten, dort fahren weiter Züge. Wer Richtung Mindelheim und Memmingen weiter will, muss in den Bus umsteigen. Und das noch bis Mitte Oktober.

Elektrifzierung: Störanfällige Dieseltechnik wird ersetzt

Es geht um ein großes Ziel: Die Verbindung zwischen München und Zürich soll schneller und besser werden. Bisher fuhren auf deutscher Seite noch Dieselzüge - eine Technik aus dem letzten Jahrhundert, die störanfällig war. Jetzt wird die Strecke elektrifiziert. Auch mit Geld aus der Schweiz, die ein Interesse an besseren Verbindungen hat.

Schweiz zahlt beim Bahnprojekt mit

50 Millionen Euro stellt die Schweiz als Kredit bereit, um der Bundesregierung die Elektrifizierung schmackhaft zu machen. Allerdings unter einer Bedingung: 2020 müssen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Inzwischen gehen die Arbeiten sogar schneller voran, als es der Plan vorsieht. Jahrzehnte wurde um das Projekt gerungen. Der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather sagt, er habe Zweifel gehabt, ob es überhaupt noch etwas wird, und er kritisiert: "Die Schiene wurde viel zu lange und viel zu sehr vernachlässigt."

Nervenprobe für Pendler im Allgäu

Für Pendler wie Elisabeth Frehner sind die Bauarbeiten eine Nervenprobe. Sie wohnt im Allgäu und muss jeden Tag zur Arbeit nach München. Mit Streckensperrungen, Schienenersatzverkehr, Zugausfällen und Verspätungen leben Pendler wie sie seit Jahren. Jetzt wurden wegen der Bauarbeiten auch noch die Verbindungen ausgedünnt.

"Am Morgen nur noch eine stündliche Zugverbindung? Vor allem werden diese Züge dann wieder so überfüllt sein, dass die Menschen in den Zügen dicht gedrängt in den Gängen und Treppenaufgängen stehen oder sitzen. Es gleicht einem Tiertransport", schreibt die Pendlerin in einem Beschwerdebrief an Verkehrsministerium und bayerische Eisenbahngesellschaft.

Bahn kündigt Verbesserungen für Reisende an

Auf Frehners Beschwerde hin hat die Bayerische Eisenbahngesellschaft von der Deutschen Bahn eine Stellungnahme eingefordert und angekündigt, sich von der Bahn in der nächsten, regulären Gesprächsrunde über die Ursachen der Qualitätsmängel und die ergriffenen Gegenmaßnahmen unterrichten zu lassen. Eine sichtbare Folge hat ihr Schreiben schon, sagt Franz Lindemair von der Bahn: "Wir haben so eine Situation wie in Buchloe jetzt von der Betriebszentrale in München unter eine Sonderüberwachung gestellt, damit die betroffenen Reisenden möglichst ihren Anschlusszug bekommen und nicht warten müssen."

Ein erster Schritt in die richtige Richtung, freut sich Elisabeth Frehner. Sie hofft aber auf ein grundsätzliches Umdenken - und fordert insbesondere von der Bahn, der sie jedes Jahr ein Monatseinkommen für die Zugfahrkarte überweist, dass dort darüber nachgedacht wird, welche Auswirkungen die Planungen auf die Fahrgäste haben.