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TBS auf einer Strecke (Simulation)

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Wie der Transrapid in der Oberpfalz eine Renaissance erlebt

Eigentlich wurde das Magnetschwebebahn-Konzept mit dem Transrapid in Deutschland 2008 beerdigt. Jetzt hat ein Baukonzern aus Neumarkt in der Oberpfalz auf eigene Faust eine Nahverkehrsvariante entwickelt. Von Mathias Flasskamp

Es ist ein futuristisches Fahrzeug, das da auf einer 800 Meter langen, aufgeständerten Strecke auf dem Firmengelände hin und her pendelt. Nur die keilförmige Front erinnert noch entfernt an den Transrapid. Auf rund sieben Metern Höhe rauscht der Triebwagen fast geräuschlos in Abständen von einer halben Minute immer wieder vorbei.

Vollautomatisches Gesamtsystem

Der Vorstandsvorsitzende Stefan Bögl freut sich über diesen gelungenen Coup: "Wir sind schon sehr stolz darauf, dass wir es erreicht haben, das Gesamtsystem hier aufzubauen, und dass das System hier im automatischen Betrieb läuft."

Eigentlich baut die Firma Max Bögl Straßen, Brücken und große Gebäude. Aber die Magnetschwebebahntechnik hat es den Oberpfälzern irgendwie angetan. Beim ursprünglichen Transrapid war das Unternehmen für die Entwicklung des Fahrwegs verantwortlich. Über das Ende des Projekts vor zwölf Jahren haben sich die Verantwortlichen ziemlich geärgert, und so fiel irgendwann der Beschluss, auf eigene Faust weiterzumachen.

Ein Transrapid speziell für den Nahverkehr

Aber ein ganzes System mit Fahrweg, Fahrzeug und Betriebstechnik auf die Beine zu stellen, ist eine gewaltige Herausforderung. Gut acht Jahre hat die Entwicklung gedauert und 40 bis 50 Millionen Euro gekostet. Dabei hat sich der TSB (Transportsystem Bögl), wie das Projekt intern heißt, immer mehr vom Transrapid weg entwickelt, erklärt Projektleiter Bert Zamzow: "Der Transrapid ist eine technisch aufwändige Fernbahn mit hoher Geschwindigkeit. Der TSB ist für den Nahverkehr optimiert und lässt sich wesentlich kostengünstiger realisieren."

Schon 100.000 Fahrten auf der Teststrecke

Rund 100.000 Fahrten hat das Transportsystem Bögl schon auf der Teststrecke absolviert. Der TSB fährt bis 150 km/h Spitze. Auf dem sieben Meter hohen Fahrweg schwebt der Wagen auf dem Magnetfeld durch die Landschaft. Sehr entspanntes Reisen - ohne Fahrer übrigens. Der TSB fährt autonom, gesteuert von einem Programm. Das alles sieht tatsächlich ziemlich einsatzbereit aus. Und Firmenchef Stefan Bögl sieht für sein System auch schon reale Marktchancen. "In China besteht ein ganz großer Bedarf an Stadtbahnen, und wir haben genau zum richtigen Zeitpunkt so ein System fertig. Wir sehen sehr gute Chancen, dass es neben der Teststrecke auch auf Anwendungsstrecken zum Einsatz kommt."

Erste Interessenten aus China

Zumindest hat eine chinesische Firma hat bereits eine Lizenz erworben, um bei Chengdu eine Versuchsstrecke zu bauen. Ziel: Zulassung für den chinesischen Markt sobald wie möglich. Dann könnte mit dem TSB sogar schon Geld verdient werden. Auch für den deutschen Markt läuft bereits ein Zulassungsverfahren. 2019 soll es abgeschlossen sein.