Bis 2050 soll Bayern klimaneutral werden - so steht es in der Klimaschutzoffensive der Staatsregierung. Dazu gehören klimaresistente Wälder. Das Forstministerium setzt auf zukunftsfähige Mischwälder statt Monokulturen. Die Idee ist nicht neu, aber die Umsetzung ist vielerorts nicht so einfach. Denn die Wälder Bayerns sind durch den Klimawandel im Dauerstress: Stürme, Trockenheit, Käferbefall und nicht zuletzt auch der Wildverbiss machen den Waldbesitzern stark zu schaffen - und jetzt sollen sie auch noch in neue, klimaresistente Baumarten investieren.
Vor allem private Waldbesitzer, die mehr als die Hälfte der Wälder Bayerns bewirtschaften, stellt das vor große Herausforderungen. Etwa im nördlichen Landkreis Traunstein. Im sogenannten Eiglwald, im Revier von Förster Helmut Gattinger, sind die Schäden durch Sturmtiefs und den Fichtenborkenkäfer sehr groß. Ein stark betroffenes Waldstück gehört Thomas Forsthuber. Der Landwirt in Engelsberg hat einen Milchviehbetrieb, betreibt eine Bullenmast und Ackerbau. Da bleibt kaum Zeit für den Wald.
Wetterextreme zwingen Waldbesitzer zum Handeln
Und dann sind da noch Wetterextreme: Eineinhalb Fußballfelder groß klafft die Lücke in seinem Wald. Schuld waren Stürme, wie Sabine im Februar, Trockenheit und eben der gefürchtete Fichtenborkenkäfer. "Das war schon sehr demotivierend, als ich hier hergekommen bin und den Schaden gesehen habe", sagt Thomas Forsthuber.
Das Totholz muss so schnell wie möglich aus dem Wald raus geschafft werden, damit sich die Schädlinge nicht weiter verbreiten. Das Holz kann dann zwar auf den Markt verkauft werden, aber mit Fichtenholz lasse sich momentan kaum Gewinn machen, sagt der Revierförster Helmut Gattinger. Er berät Waldbesitzer wie Thomas Forsthuber bei der Waldpflege und hilft bei der Beantragung staatlicher Zuschüsse für den Waldumbau.
Trotz der Verluste, die Thomas Forsthuber durch die Schadfläche hat, sieht sein Förster darin auch Chancen. "Auf diesen Flächen kann wieder neuer Wald entstehen, und in welcher Form das geschieht, haben wir jetzt und nicht erst in drei bis fünf Jahren", sagt Helmut Gattinger. Allerdings wüssten viele Waldbesitzer nicht über die staatlichen Fördermöglichkeiten Bescheid. Häufig fehle ihnen auch das nötige Wissen über neue Baumarten.
Privatwaldbesitzer können höhere Zuschüsse beantragen
Für den Freistaat gehört der Waldumbau allerdings zu den wichtigsten Zukunftsaufgaben. Das Forstministerium hat das Budget für den Umbau zu klimastabilen Wäldern nahezu verdoppelt. Insgesamt 80 Millionen Euro stellt das Ministerium allein heuer für Privatwaldbesitzer und Kommunen bereit. Staatliche Förderprogramme sollen dem einen oder anderen Waldbesitzer den entscheidenden Impuls geben, in seinem Wald aktiv zu werden. Gleichzeitig sollen die Waldeigentümer wieder Gewinne erwirtschaften.
Als Förster trägt Helmut Gattinger diese Informationen an die Waldbesitzer weiter. Aber: "Bei einem 6.000 Hektar großem Revier und 2.000 einzelnen Waldbesitzern ist das eine Sisyphos-Arbeit", sagt Gattinger. Außerdem muss er häufig noch im Nachbarrevier einspringen. "Man ist einfach überfordert und man kommt nicht über ein Notprogramm hinaus", sagt er. Es sei aber dringend nötig, die Waldbesitzer persönlich aufzusuchen, um sie über die Möglichkeiten zu informieren und ihnen Mut zuzusprechen: "Wenn ich mich um die nicht kümmere, dann bekommen wir keinen gemischten Wald, keinen Zukunftswald, dann bleibt es bei dem Zustand, den wir jetzt haben, oder es wird sogar noch schlechter."
Eleganter Weg der Waldpflege, aber auch eine Lebensaufgabe
Beim Waldbesitzer nebenan wachsen zwölf verschiedene Baumarten: Fichten und Kiefern, aber auch Kirschen, Tannen, Ahorne und Eichen. Alois Ober hat schon vor 40 Jahren angefangen, seinen Wald auf natürliche Art und Weise zu verjüngen. Dabei werfen verschiedene Baumarten Samen ab und sorgen so für eine neue Waldgeneration. Es ist der eleganteste Weg der Waldpflege, aber auch eine Lebensaufgabe. Alois Ober ist Landwirt im Nebenerwerb. Finanziell lohnt sich die Arbeit im Wald nicht.
Waldbesitzer, die staatliche Fördergelder für den Waldumbau beantragen, verpflichten sich für fünf Jahre, dass ihr Bestand die ersten Jahre auch übersteht. Ob der Waldumbau gelingt, hängt also auch davon ab, wie gut Waldbesitzer ihre Jungbäume vor Wildverbiss schützen. Denn die frischen Bäumchen schmecken dem Wild besonders gut. Alois Ober hat deshalb seinen Wald umzäunt. Vom Staat gibt es dafür keine Fördergelder. Alois Ober macht es trotzdem - aus Überzeugung.
"Nichts tun ist keine Option, man muss schauen für die Zukunft dass man einen gesunden, stabilen Wald in die Höhe bringt, damit die Nachkommen mit dem auch wirtschaften können und da legen wir jetzt den Grundstein und das ist das Entscheidende." Alois Ober, Landwirt
Auch wenn das Revier von Helmut Gattinger zu groß ist, um alle Waldbesitzer zu beraten, hofft er, dass sich viele Waldeigentümer bestärkt fühlen, mithilfe der staatlichen Förderung die Grundlage für zukunftsfähige Wälder zu schaffen.
Klimaresistente Wälder: Mischwald statt Monokultur heißt das Motto für den Zukunftswald. Aber Bayerns Waldbesitzer kämpfen gerade an vielen Fronten: Stürme, Trockenheit, Käferbefall und Wildverbiss. Eine Fördermaßnahme soll helfen ...
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