Selten wurde in einem Herbst so viel über das Wetter im bevorstehenden Winter geredet wie in diesem Jahr. Die Energiekrise, in der wir stecken, zwingt zum Umdenken: Ausnahmsweise ist der Klimawandel, der zu einer Häufung milder Winter führt, ausgesprochen willkommen. Die Klimakrise als Retterin aus der Energiekrise.
Was kommt nach dem milden Spätherbst?
Die Hoffnung, dass uns ein frostarmer Winter mit entsprechend geringem Heizbedarf bevorsteht, erhielt durch den ungewöhnlich milden Spätherbst Auftrieb. Ebenso ermutigend waren die Analysen verschiedener Langfristprognose-Institute in Europa, deren Berechnungen übereinstimmend einen eher zu milden Winter in Aussicht stellten.
Andererseits sind die Meteorologen aber auch sehr skeptisch, ob es denn wirklich so kommt. Das liegt einmal daran, dass solche Jahreszeitenprognosen - obwohl sie sichtbare Fortschritte machen - nach wie vor noch in den Kinderschuhen stecken und ihre Trefferquote wohlwollend formuliert eher bescheiden ist.
Typisches Muster für längere Kältewellen
Die Skepsis wird außerdem von der Erfahrung genährt, dass einer Jahreszeit mit ungewöhnlich milden Temperaturen oft eine Jahreszeit folgt, die normal oder gar zu kalt temperiert ist. Das liegt an der sogenannten Ausgleichsneigung der Atmosphäre.
Die aktuelle Wetterlage scheint die Vorbehalte zu bestätigen. Der Winter 2022/23 beginnt als Kaltstart. Die Großwetterlage hat sich umgestellt und nimmt nun ein Muster an, das typisch für länger anhaltende Kältewellen ist: Von Grönland über das Nordmeer hinweg bis in den Norden Skandinaviens hinein hat sich eine stabile Hochdruckzone etabliert. Zugleich drücken sich vom Mittelmeer bis zum Schwarzen Meer die Tiefdruckgebiete quasi die Klinke in die Hand.
Örtlich in der Nacht bis zu -14 Grad
Für uns in Mitteleuropa, die wir genau zwischen den beiden barometrischen Hauptakteuren liegen, führt dieses Muster zu einer stabilen östlichen Luftströmung. Sie ist das Transportband für baltisch-russische Kaltluft, die uns in den nächsten Tagen mehr und mehr überflutet.
Zunächst sind nur die Nächte frostig und das Quecksilber schafft es tagsüber noch vielerorts über den Gefrierpunkt. Doch von Sonntag an liegen auch die Tageshöchsttemperaturen unter Null Grad, es herrscht also Dauerfrost. In den Nächten und Morgenstunden müssen wir uns auf schwachen bis mäßigen Frost einstellen. Ja am Alpenrand ist dann auch strenger Frost von -10 bis -14 Grad drin.
Schnee besonders in Südbayern
Auch optisch wird's winterlich, denn Tiefausläufer sorgen für gelegentlichen Flockenwirbel - vor allem am Wochenende und nach dem jetzigen Stand dann noch einmal von der Nacht auf Mittwoch bis zur Nacht auf Donnerstag. Bei den Temperaturen bleibt natürlich jede Flocke liegen. Besonders Südbayern wird weiß, je nach Region von überzuckert bis hin zu richtig verschneit. Mit einer mindestens 10 bis 15 Zentimeter hohen Schneedecke ist vor allem am Alpenrand zu rechnen.
Ein Wintereinbruch in der Woche vor Weihnachten ist übrigens nicht selten. Ebenso normal wäre ein Einbruch milder Atlantikluft zu den Feiertagen hin - in Fachkreisen als sogenanntes Weihnachtstauwetter bekannt. Ob es so kommt, steht derzeit noch in den Sternen. In der zweiten Hälfte der kommenden Woche ist ein erster, halbwegs verlässlicher Ausblick auf das Weihnachtswetter möglich.
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