Mittenwalder Hütte - Schutzhütte nordwestlich unterhalb der Westlichen Karwendelspitze auf 1518 Höhenmetern
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Mittenwalder Hütte

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DAV-Präsident: "Der Bergsport beginnt an der Haustüre"

Klimaschutz auf Hütten und bei der Anreise, ein neues Mitfahr-Angebot und die Bewahrung der Natur: Der neue DAV-Präsident Roland Stierle stellt sich und die Ziele für die 1,4 Millionen Mitglieder des Alpenvereins vor. Ein Umdenken sei nötig.

"Bergsport mit Verantwortung", so lautet das Credo des neuen DAV-Präsidenten Roland Stierle. Nach mehreren Jahren als Vize steht er nun an der Spitze des Deutschen Alpenvereins und will vor allem den Klimaschutz vorantreiben. Schon im vergangenen Jahr hatten die Mitglieder auf der Hauptversammlung dafür gestimmt, dass der DAV bis 2030 klimaneutral werden soll. Das betrifft die Bewirtschaftung von Hütten und Veranstaltungen, vor allem aber die Autofahrten in die Berge. "Der Bergsport beginnt an der Haustüre", sagt Roland Stierle und plädiert für öffentliche Verkehrsmittel und Fahrgemeinschaften.

Neues Mitfahr-Angebot für die Berge

Der DAV Summit Club bietet im kommenden Jahr eine neue Mitfahr-Plattform im Internet an. Denn früher, so Stierle, seien Fahrgemeinschaften selbstverständlich gewesen, heute fahre jeder allein in die Berge, wenn er gerade Zeit habe: "Da müssen wir ein neues Bewusstsein schaffen." Auch bei längeren Anreisewegen in die Mittelgebirge oder in die Alpen sollen möglichst Bahn und Bus genutzt werden. Doch der DAV-Präsident ist sich des spärlich ausgebauten Verkehrsnetzes bewusst und will mit den Verkehrsbetrieben ins Gespräch kommen, damit auch DAV-Sektionen abseits der Großstädte besser an öffentliche Verkehrsmittel angebunden werden können.

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Roland Stierle ist neuer DAV-Präsident.

Klimawandel betrifft alle Bergsportbegeisterten

Gemäß den selbst gesteckten Klimazielen will der DAV einen möglichst niedrigen CO2-Fußabdruck hinterlassen: für nachkommende Generationen sowie für die Erhaltung der Natur und des Bergsports. Denn der Klimawandel betrifft alle, die gerne in die Berge gehen, ob zum Wandern, Bergsteigen, Klettern, Mountainbiken oder Skibergsteigen. Deshalb müssten Bergsteiger nicht nur für das eigene bergsteigerische Risiko die Verantwortung übernehmen, sondern auch für ein naturverträgliches Verhalten, so Stierle. Die Auswirkungen des Klimawandels sind schon jetzt spürbar, indem Gletscher schmelzen, die Steinschlaggefahr wegen des schmelzenden Permafrosts steigt und es weniger Schnee und Wasser in den Bergen gibt. Bereits im Sommer waren einige Hütten mangels Wasser geschlossen.

Neue Energie-Konzepte für Berghütten

Hüttenschließungen könnten auch in diesem Winter drohen. Der Grund sind die gestiegenen Preise für Flüssiggas, die zwei bis drei Mal so teurer sind wie noch vor einem Jahr. Doch gerade auf Berghütten wird viel geheizt, so dass beim DAV bereits an neuen Konzepten gearbeitet wird, um Standorte zu erhalten. Das betrifft sowohl die Wasser- als auch die Energieversorgung. Im Privaten setzt der DAV-Präsident übrigens auf Solarthermie und ein E-Auto. Sein Wunsch: Auch die DAV-Hütten sollen ausschließlich mit regenerativer Energie und nachhaltig betrieben werden.

Politische Kraft des DAV

Der DAV hat deutschlandweit rund 1,4 Millionen Mitglieder, die Tendenz ist weiter steigend. Selbst während der Corona-Pandemie verzeichnete der Alpenverein einen Zuwachs von zwei Prozent. Die Bayern sind im DAV mit 179 Sektionen von insgesamt 355 in Deutschland am stärksten vertreten. Er ist der weltweit größte Bergsportverband. Entsprechend optimistisch schaut Roland Stierle in die Zukunft: "Der DAV ist eine starke politische Kraft und das gibt mir die Hoffnung, auch im Klima- und Umweltschutz etwas bewirken zu können."

DAV-Präsident im Alpenverein aufgewachsen

Roland Stierle ist selber im Alpenverein in Baden-Württemberg groß geworden, wo er beim DAV Stuttgart eine Kletterausbildung gemacht hat. Nach einer Wanderung mit den Eltern hatte er als Bub einen Fernsehfilm über das hundertjährige Bestehen des DAV gesehen und umgehend einen Aufnahmeantrag an die Sektion München geschickt, die ihn damals an die Sektion Stuttgart weitervermittelte.

Bis heute schätzt Roland Stierle das große Gemeinschaftsgefühl im Alpenverein. Mit mittlerweile 69 Jahren geht der Böblinger immer noch gerne in die Berge, ob zum Wandern oder auf Skitour im Allgäu oder Karwendel. Auch in der heimischen Kletterhalle ist er öfters anzutreffen. Einer seiner Sehnsuchtsorte sind jedoch die Drei Zinnen, wo er schon in jungen Jahren die große Zinnen-Nordwand durchstiegen hat.

Skibergsteigen als olympische Disziplin umstritten

Nicht weit von dort entfernt finden 2026 die olympischen Winterspiele in Cortina d´Ampezzo und in Mailand statt. Als neue olympische Disziplin kommt das Skibergsteigen hinzu. Ob dies mit den naturverträglichen Zielen des DAVs vereinbar ist, wird derzeit ergebnisoffen im Alpenverein diskutiert. Denn einerseits hat das Skibergsteigen einen großen Stellenwert innerhalb des Alpinismus und des Alpenvereins, andererseits steht das Abholzen von Wäldern für alpine Ski-Wettbewerbe wie zuletzt in China im krassen Gegensatz zu den Zielen des DAV. Auch damit wird sich der Alpenverein künftig auseinandersetzen müssen.

Es ist ein weiterer Aspekt des Bergsports mit Verantwortung, auf die der neue Präsident seine Vereinspolitik ausrichten will – ganz im Zeichen der Zeit und der Beschlüsse der Hauptversammlung.

Mehr Tipps, wie man sich als Wanderer oder Bergsteiger vor Sommer-Naturgefahren schützt, gibt es im Bayern2 Podcast "Bergfreundinnen".

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