Ein Eisenflechter auf einer Baustelle
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Nach Angaben der IG Bau sind im vergangenen Jahr bundesweit 4,2 Prozent Wohnungen weniger gebaut worden, als im Vorjahr.

    Weniger neue Wohnungen gebaut - große Unterschiede in Franken

    Anders als von der Politik geplant: Die Zahl der neu gebauten Wohnungen ist im vergangenen Jahr gesunken. Nach Angaben der Gewerkschaft IG Bau liegt die Anzahl neu gebauter Wohnungen in den Städten Ober- und Mittelfrankens teils weit auseinander.

    Nach Angaben der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) sind im vergangenen Jahr bundesweit 4,2 Prozent Wohnungen weniger gebaut worden, als noch im Vorjahr. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Dabei seien zusätzliche Wohnungen ein wichtiger Beitrag gegen steigende Mieten. Allen voran im sozialen Wohnungsbau müsse noch mehr getan werden, sagen Uwe Behrendt, Iris Santoro und Michael Groha, die Bezirksvorsitzenden der IG Bau in Ober-, Mittel- und Mainfranken.

    400.000 Wohnungen versprochen - keine 300.000 gebaut

    Der Wohnungsbau in der Region könne aber nur dann zulegen, wenn in Berlin und München die richtigen Weichen gestellt würden. Demnach habe die Bundesregierung 400.000 neue Wohnungen pro Jahr versprochen. Ein Viertel davon sollten Sozialwohnungen sein. Von diesem Ziel sei die Ampel-Koalition aber noch weit entfernt. Im vergangenen Jahr seien schließlich nur 293.400 neue Wohnungen entstanden - ein Rückgang um 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

    1.900 neue Wohnungen in Nürnberg, 40 in Hof

    Die Gewerkschaft listet aber auch auf, wie viele Wohnungen in den einzelnen Städten und Landkreisen gebaut wurden. In der Stadt Nürnberg sind demnach 1.900 neue Wohnungen entstanden. In Würzburg waren es nur 350. Spitzenreiter in Oberfranken ist die Stadt Bamberg mit 440 neuen Wohnungen im vergangenen Jahr. 280 waren es demnach in der Stadt Bayreuth und 230 in Coburg. In Hof wurden den Angaben zufolge im Jahr 2021 nur 40 neue Wohnungen gebaut.

    Aus der IG Bau heißt es, knappe Baumaterialien, steigende Energiepreise, Inflation und steigende Bauzinsen erschwerten derzeit den Neubau. Hinzu kämen ein hoher Fachkräftebedarf und unzureichende staatliche Förderungen.

    IG Bau: Geringerer Steuersatz für Sozialwohnungen

    Um vor allem den lahmenden Bau von Sozialwohnungen voranzubringen, schlägt die Gewerkschaft ein Sonderpaket für den sozialen Wohnungsbau vor. Die Mehrwertsteuer auf Sozialwohnungen solle von 19 auf sieben Prozent abgesenkt werden. Der Bau einer staatlich geförderten Wohnung würde so nach Schätzung der Gewerkschaft um zehn Prozent günstiger.

    • Zum Artikel: "Deutschlandplan: So soll Wohnen günstiger werden"

    Außerdem müssten Bund und Länder dringend das Baurecht vereinfachen. Es werde höchste Zeit, dass Genehmigungsverfahren schlanker und schneller würden, so Oberfrankens IG Bau-Chef Behrendt.

    Altbauten anders nutzen: Großes Potential in Oberfranken

    Er verweist zudem auf eine enorme Chance, um zusätzlichen Wohnraum zu gewinnen: den Umbau bereits bestehender Gebäude. In Oberfranken schlummere ein großes Potential in dieser sogenannten Umnutzung von Altbauten. So ließen sich bei vielen Wohn-, Büro-, Geschäfts- und Parkhäusern die Dachetagen aufstocken. Weil viele Menschen auch nach der Corona-Pandemie im Homeoffice arbeiten könnten, sei auch der Umbau von Büros zu Wohnungen eine Option. Gerade auch mit Blick auf den steigenden Wohnraumbedarf für die Menschen, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet sind, müssten alle Möglichkeiten genutzt werden.

    Baubeschäftigte nicht unter Wert verkaufen

    An die Adresse der Baubranche sagt der Gewerkschafter, dass qualifizierte Mitarbeiter aber nur gewinne, wer anständige Löhne zahle und gute Arbeitsbedingungen biete. Baubeschäftigte sollten sich nicht unter Wert verkaufen und auf eine tariflichen Bezahlung bestehen. Denn: Genug zu tun gebe es allemal, so Behrendt.

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