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Grippe

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Weniger Grippe-Fälle durch Vierfachimpfung

Durch eine vierfache Grippeimpfung sind laut Ständiger Impfkommission in Deutschland jährlich Zehntausende Erkrankungen vermeidbar. Dennoch zögern die Kassen bei der Kostenübernahme. Was ist der Grund? Von Daniel Knopp

Keine Nachteile, viele Vorteile - darin sind sich die Experten einig:

"Mit einem Vierfachimpfstoff könnten in Deutschland pro Saison 182.000 Erkrankungen beziehungsweise Arztbesuche verhindert werden. Das ist natürlich schon eine Hausnummer."
(Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des Robert-Koch-Instituts)

Seit dem 11. Januar empfiehlt deswegen die Ständige Impfkommission gegen Grippe die Vierfachimpfung. Darin enthalten sind Impfstoffe gegen zwei verschiedene B-Virenstämme. Wichtig ist das vor allem in diesem Jahr, denn der B-Virenstamm ist heuer bei zwei Drittel aller Grippeerkrankungen besonders dominant.

Für den "falschen" Virenstamm entschieden

Hinzu kommt, dass beim Dreifachimpfstoff immer nur ein B-Virenstamm bekämpft werden kann. Jedes Jahr entscheiden sich die WHO und die Ständige Impfkommission für einen der B-Virenstämme - in diesem Jahr leider für den, der nicht besonders oft vorkommt.

Allerdings: Der Vierfachimpfstoff ist teurer. Momentan bezahlen deswegen fast alle Krankenkassen den Kassenpatienten nur die Dreifach-Variante. Bei Risikogruppen kann jedoch eine Ausnahme gemacht werden.

Krankenkassen bleiben zurückhaltend

Nach der Empfehlung der Ständigen Impfkommission für die Vierfachimpfung, wird die Kostenübernahme der teureren Impfung bei den Krankenkassen in Bayern diskutiert. Öffentlich äußert sich die AOK Bayern mit 4,5 Millionen Kassenpatienten jedoch nur zurückhaltend - in einer kurzen Stellungnahme heißt es:

"In medizinisch begründeten Fällen kann der Arzt den Vierfachimpfstoff auf Kassenrezept verordnen" (Mitteilung der AOK Bayern)

Auch der GKV-Spitzenverband kann sich in einer Antwort an den BR momentan nicht auf eine Kostenübernahme festlegen:

"Ob die gesetzlichen Krankenkassen zukünftig auch Vierfach-Impfstoffe bezahlen, dazu können wir aktuell keine generelle Aussage treffen. Zunächst muss sich der Gemeinsame Bundesausschuss mit der geänderten Lage befassen. In einem zweiten Schritt muss der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschuss dann vom Bundesgesundheitsministerium geprüft werden. Wir gehen davon aus, dass sich die geänderte StiKo-Empfehlung in der Breite erst in der kommenden Saison auswirken wird." (Mitteilung des GKV-Spitzenverbandes)

Deutlich mehr Grippe-Fälle im Freistaat

Bayerns Gesundheitsministerin Huml hat unterdessen auf die deutlich gestiegene Zahl der Grippe-Fälle in Bayern hingewiesen: Demnach gab es im Freistaat in der aktuellen Grippe-Saison bereits mehr als 3.500 Erkrankungen. "Eine Impfung gegen Grippe ist auch jetzt noch sinnvoll", sagte Huml. Vor allem ältere Menschen ab 60 Jahren, Schwangere und chronisch Kranke sollten sich auf diese Weise schützen.

Konkret wurden in der vierten Meldewoche 2018 dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit 1298 neue Influenza-Fälle gemeldet - ein kontinuierlicher Anstieg seit der ersten Meldewoche mit 359 Fälle. Fünf Menschen starben heuer bereits an der Grippe - in Oberbayern, Mittel- und Oberfranken.