Sie tragen Kleidung aus Fell und Stroh, haben grausige Masken auf und ziehen mit Glocken scheppernd durch die Orte: Um den Nikolaustag sind traditionell in Bayern Krampusse und Klausen unterwegs, im Raum Berchtesgaden sind es auch Buttnmandl, in langes Stroh gewandete Männer. Dieses Jahr fällt der Lauf der wilden Gestalten vielerorts wegen Corona aus – auch ein Krampus ist gegen das Virus nicht gefeit. In Berchtesgaden allerdings setzten sich in letzter Minute die Verfechter des Brauchtums durch.
Krampusse unter Kontrolle der Polizei
Am Samstag waren die ersten Krampusse und Nikoläuse im Berchtesgadener Tal unterwegs - mit Abstand und in reduziertem Rahmen, wie Berchtesgadens Bürgermeister Franz Rasp vorab betont hatte. Die Polizei kontrollierte das Geschehen.
Die Brauchtumsboten durften nur in Minimal-Besetzung kommen. Sonst sind sie in Gruppen zu zwölft oder gar zu zwanzigst unterwegs. In normalen Jahren beteiligen sich am 5. und 6. Dezember an die 600 Menschen an den Läufen.
Kein Krampuslauf in München
In München allerdings wurde der Krampuslauf abgesagt. Und im Oberallgäu war das traditionelle Klausen- und Bärbeletreiben verboten. "Leider müssen wir in diesem Jahr auf diese beliebte Tradition verzichten", sagte Landrätin Indra Baier-Müller. Manch einer hielt sich nicht daran: In Fischen (Landkreis Oberallgäu) gab es bei der Kontrolle einer 15-köpfigen Gruppe als "Bärbele" verkleideter Menschen sogar einen Clinch mit der Polizei. Vier Menschen wurden in der Nacht zu Samstag leicht verletzt, wie die Polizei mitteilte.
Nikolaus-Visiten oft abgesagt
Die Zweierteams der Krampusse in Berchtesgaden hätten auch gerne Hausbesuche gemacht, aber nur der Nikolaus darf dort zu den Kindern in die Häuser. Der Nikolaus gilt als ein Hausstand, der zweite ist die Familie – damit war der Corona-Regel Genüge getan.
Vielerorts wurden aber auch die üblichen Hausbesuche des Nikolaus abgesagt. Hausbesuche bei wechselnden Familien, Gesang und körperliche Nähe sind Faktoren, die für eine Absage sprechen und in vielen Regionen dazu geführt haben, dass die Visite des Heiligen Nikolaus in diesem Jahr ausfallen muss.
"Das ist das Haus vom Nikolaus" in Poing
Im oberbayerischen Poing allerdings wollte man sich damit nicht abfinden. Beim Laufen sei ihm die Idee gekommen, den Spieß einfach umzudrehen, erklärt Armin Rösl, der in Poing als Nikolaus normalerweise von Haus zu Haus zieht. Während des Jogging sei ihm der Mal-Spruch "Das ist das Haus vom Nikolaus" eingefallen: "Und da dachte ich mir: Mensch, genau. Es gibt ja das Haus vom Nikolaus. Dann kommen doch die Kinder und Familien zum Haus vom Nikolaus. [...] Genau dies ist ja das, was ich will. Dass ein bisschen Normalität trotzdem herrscht, dass dieser Brauch Bestand hat." So lud dort der Nikolaus kurzerhand zum Hausbesuch bei sich in der Kirche Seliger Pater Rupert Mayer ein.
Im oberbayerischen Poing zeigt man sich kreativ und macht den jährlichen Nikolaus-Besuch trotz Corona möglich. Dahinter steckt die Privatinitiative "Weltstadtvorstadt mit Herz".
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