Mona Ridder ist in Eile, im Liefergeschäft entscheidet auch die Pünktlichkeit, ob man Kunden gewinnt oder verliert. Mit ihrem elektrischen Lastenrad macht sich die Inhaberin des Restaurants und Cafes "Lokalhelden" in Augsburg auf den Weg. Neun Mahlzeiten liefert sie aus. Momentan die Haupteinnahmequelle des jungen Teams.
Hygiene-Auflagen zu streng: Gastraum bleibt zu
Ihren Gastraum will Mona Ridder nicht öffnen - wegen der staatlichen Hygiene-Auflagen. Heißt in der Praxis: Tische und Stühle müssen desinfiziert werden. Die Toiletten ebenfalls, mehrmals am Tag. Die Speisekarten sogar nach jedem Gast, schreibt der Hotel- und Gaststätten-Verband (Dehoga) an seine Mitglieder.
Mindestabstand, Maskenpflicht, Wegekonzept
Und natürlich muss der Mindestabstand gewahrt werden: zwischen den Tischen und zwischen eintretenden oder zur Toilette laufenden Gästen, die dabei Maske tragen müssen. Wegekonzept inklusive.
Um all das zu gewährleisten, bräuchte sie zwei Leute mehr pro Tag, sagt Ridder. Über das Lokal, das maximal nur zur Hälfte genutzt werden kann, könne sie das nicht erwirtschaften. Deshalb bleibt der Innenraum ihrer Gaststätte weiter geschlossen.
Keine Blumen und Salzstreuer
Dort, wo geöffnet wird, erwartet die Kunden ein ungewohntes Bild: Blumen, Deko oder Sitzkissen sind verboten, es sei denn, sie werden nach jedem Gast ausgewechselt, so der Hotel- und Gaststätten-Verband.
Gäste müssen namentlich erfasst werden
Und dann müssen die Gäste auch Kontaktdaten hinterlassen. So sollen Infektionsketten nachvollzogen werden, sollte ein Corona-Infizierter im Lokal gewesen sein. Nach einem Monat sollen die Wirte diese Daten vernichten. "Eine Pflicht, die Angaben der Gäste zu kontrollieren, gibt es aber nicht", sagt Christoph Steinle, Inhaber der "Blauen Kappe" in Augsburg.
"Wenn einer beim Namen 'Micky Maus' reinschreibt, dann können wir das auch nicht ändern – allenfalls den Zugang verwehren." Christoph Steinle
Wieviele Betriebe ihre Innenflächen öffnen werden, ist schwer abzusehen. Etliche werden es nicht tun und weiter auf Liefer- und Mitnahme-Angebote setzen so wie die Augsburger "Lokalhelden" um Mona Ridder.
Trotz Wiedereröffnung fürchten Gastwirte die Pleite
Erschwerend kommt jedoch hinzu, dass nun viele die Gutscheine einlösen, die zu Beginn der Corona-Krise erworben wurden. Geld, das nun fehlt, sagt Mona Ridder: "Jeder Tag, an dem wir nur eingeschränkt arbeiten können, ist ein verlorener Tag."
"Denn was die Leute heute nicht gegessen haben, werden sie in Zukunft nicht doppelt essen." Mona Ridder
Doch Wirte, die innen wieder öffnen, können das nur eine begrenzte Zeit lang durchhalten. "Im vierten Quartal – also wenn das Weihnachtsgeschäft ansteht – brauchen wir wieder alle Tische", sagt Wirt Steinle. "Sonst müssen wir zuschließen."
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