Verkaufsraum bei dem Familienunternehmen Kerzen-Wenzel in Aschaffenburg
Bildrechte: BR/Katrin Küx

Verkaufsraum bei dem Familienunternehmen Kerzen-Wenzel in Aschaffenburg

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Weihnachtsgeschäft vorbei: Schwächster Monat für Kerzenindustrie

Kurz vor Weihnachten, doch das Weihnachtsgeschäft für die Brüder Jaksch und ihr Familienunternehmen in Aschaffenburg ist schon vorbei. Im Dezember geht es ruhig zu. Nach dem Boomjahr 2021 stehen die Kerzenhersteller nun vor neuen Herausforderungen.

Wer glaubt, dass jetzt im Dezember Hochkonjunktur herrscht in der Kerzenindustrie, der irrt. "Der Dezember ist tatsächlich mein schwächster Monat. Das Weihnachtsgeschäft für dieses Jahr ist vorbei", sagt Peter Jaksch, der gemeinsam mit seinem Bruder Andreas das Familienunternehmen Kerzen-Wenzel GmbH bereits in der vierten Generation leitet. Jedes Jahr ab Januar produzieren die Brüder Jaksch für Weihnachten – die besinnlichste Zeit im Jahr beschert ihnen 70 Prozent ihres Umsatzes.

Boom-Jahr 2021: deutschlandweit mehr Kerzen verkauft

Rund 201.000 Tonnen Kerzen sind im vergangenen Jahr in Deutschland verkauft worden. Das waren 20.000 Tonnen mehr als im Vorjahr, teilt der Verband der Hersteller mit. Das sind Kerzen im Wert von rund 469 Millionen Euro (Vorjahr: 385 Mio Euro). Peter Jaksch: "Wir haben 2021 ein Boom-Jahr gehabt und von Corona profitiert, von dem Homeing-Effekt. Für nächstes Jahr habe ich Bedenken und rechne mit einem Umsatzrückgang. Vor allem für den kleinen Mann ist die Kerze ein Nice-to-have, aber kein Must-have." Wobei sich einige Kunden tatsächlich mit Kerzen eindeckten, weil sie Angst vor einem Blackout hätten. In der Schweiz laufen Jaksch zufolge riesige Kampagnen zum Thema "Kerze an und Strom sparen".

Preiserhöhungen wegen Energie- und Rohstoffpreisen

Das 1899 in Aschaffenburg gegründete Familienunternehmen bekommt auch Gegenwind durch die hohen Rohstoff- und Energiepreise. Wegen Engpässen hätten sich allein die Paraffin-Preise innerhalb der vergangenen zwei Jahre mehr als verdoppelt. Peter Jaksch spricht von Preiserhöhungen zwischen 30 und 50 Prozent, die man habe durchsetzen müssen.

Nachfrage nach nachhaltigen Kerzen steigt

Der größte Trend bei Kerzen sei derzeit das Thema Nachhaltigkeit. Bruder Andreas Jaksch steht neben einer großen gekühlten Trommel, auf die heißes Wachs gesprüht wird. Durch das Sprühen entsteht ein feines Korn, das in der Produktionshalle zu Kerzen gepresst wird. Traditionell wird Paraffin in der Kerzenherstellung verwendet. "Das macht die Kerzen geschmeidig und sie lassen sich leichter etwa auf einen Adventskranz stecken", erklärt Andreas Jaksch.

Doch immer mehr Kunden würden gezielt nach nachhaltigen Kerzen fragen. "Wir setzen Rapswachs aus Europa ein, um die Nachhaltigkeit zu gewährleisten – keine langen Transportwege, keine Schiffe", so Jaksch. Und bei der Verpackung verzichten die Brüder inzwischen weitestgehend auf Plastik.

Safe candle: Kerzen können Adventskranz nicht entzünden

In der Produktionshalle fällt gerade das Wachspulver in große Silo-Behälter und wird direkt in eine Presse gezogen. Durch runde Öffnungen wachsen fertige Kerzen heraus. "Hier in der Bedochtungsanlage werden sie mit unserem Sicherheitssystem safe candle versehen – die sicherste Kerze der Welt, die wir uns haben patentieren lassen. Die Forderung war, dass die Kerzen den Adventskranz nicht entzünden dürfen. Diese Kerze geht einfach vorher aus. Ohne Wachs brennt auch die beste Kerze nicht", erklärt Andreas Jaksch.

Vor ihm nehmen weiße, runde Kerzen ein Bad und laufen dann gelb eingefärbt vom Band. Die Frühjahrskollektion. Weihnachten ist in der Kerzenproduktion schon Schnee von gestern.

Kerzenproduktion bei dem Familienunternehmen Kerzen-Wenzel in Aschaffenburg
Bildrechte: BR/Katrin Küx

Kerzenproduktion bei dem Familienunternehmen Kerzen-Wenzel in Aschaffenburg

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