Freiwillige pflanzen Kiefern im Leinacher Wald.
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Schwarzkiefern gegen den Klimawandel gepflanzt

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Leinacher Wald: Schwarzkiefern gegen den Klimawandel gepflanzt

Unterfranken gilt als eine der trockensten Regionen in ganz Bayern. Darunter leidet besonders der Wald. In Leinach haben Freiwillige selbstgezogene Schwarzkiefern gepflanzt, um ihren Wald zu erhalten.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Umgeknickte Kiefern mit braunen Nadeln, staubtrockener Waldboden: Im Sommer 2022 war ein Spaziergang im Leinacher Wald im Landkreis Würzburg ein regelrechtes Trauerspiel. Die Folgen der vielen heißen Trockenjahre sind hier zu sehen. Unterfranken gilt als eine der trockensten Regionen in ganz Bayern.

Freiwillige in Leinach ziehen daheim neue Schwarzkiefern

Doch die Menschen in Leinach wollen das nicht hinnehmen. Seit über 150 Jahren pflegt die Gemeinde voller Stolz ihren Wald, der zusammen mit dem der Nachbargemeinde Erlabrunn im Landkreis Main-Spessart den größten Schwarzkiefernbestand in Bayern bildet. In den vergangenen zwei Jahren haben Freiwillige daheim neue Schwarzkiefern gezogen und nun im Wald eingepflanzt.

Sogar die Schwarzkiefer leidet unter dem Klimawandel

Auf den kargen Kalksteinböden der Hügel rund um Leinach sind schon einige Aufforstungsversuche gescheitert. Weder Buche noch Eiche wollten hier gedeihen. Selbst die gewöhnliche Waldkiefer wurde nichts. Erst die Schwarzkiefer führte zum Erfolg. Nur leider scheint diese Erfolgsgeschichte nun zu Ende zu sein. Denn eine offizielle Bestandsaufnahme seitens der staatlichen Forstverwaltung ergab in den letzten Jahren bei 59 Prozent der Bäume bereits leichte Schäden. 12 Prozent waren sogar stark geschädigt oder bereits abgestorben.

  • Zum Artikel: "Kiefern aus Korsika sollen den Leinacher Wald retten"

Schuld daran ist der Klimawandel. Obwohl die Schwarzkiefer bislang gut mit Hitze und Trockenheit klar kam, beginnt sie nach mehreren Hitzesommern in Folge nun zu schwächeln. Dadurch wird sie empfänglich für den Diplodia-Pilz, der die Triebspitzen befällt und den Bäumen den Garaus macht.

Leinacher: "Wir geben nicht auf"

Doch so leicht geben die Leinacher nicht auf. "Wenn es der guten alten Schwarzkiefer aus Österreich bei uns zu heiß wird, muss eine andere Art her, die südlichere Temperaturen gewohnt ist", lautet ihr Credo.

Also hat der Revierförster bereits vor zwei Jahren Saatgut von korsischen und kalabrischen Bäumen besorgt. Und Leinachs zweiter Bürgermeister Walter Klüpfel (CFW Leinach) hat dazu aufgerufen, Schwarzkieferpate zu werden. Er selbst setzt sich seit Jahren dafür ein, den Wald rund um die Gemeinde zu erhalten. Das Tolle sei, so Klüpfel, dass den Bürgerinnen und Bürgern die Sache so wichtig ist, dass sie gern mitziehen. So ließen sich besonders die Vereine nicht lange bitten und machten sich in privaten Gärten oder Gewächshäusern an die Aufzucht der kleinen Pflänzchen. Bis Anfang Januar 2023.

Schwarzkiefer-Paten greifen zum Spaten

Etliche der kleinen Pflanzen seien der "Umfallkrankheit" erlegen. Dabei befällt ein Pilz den kleinen Baum und lässt das zarte Stämmchen einfach abknicken. Doch rund 500 kleine Schwarzkiefern haben die mühsame Prozedur überlebt, jedes Pflänzchen etwa zehn Zentimeter groß. Voller Stolz haben die Paten sie in den Wald getragen und bei bestem Pflanzwetter mit Spaten in die Erde gebracht. Die Paten hoffen, dass möglichst viele Bäume überleben. Wenn ein Viertel der Bäumchen den nächsten Sommer übersteht, können sie zufrieden sein.

Försterin Antje Julke von der staatlichen Forstverwaltung in Würzburg ist begeistert von so viel bürgerschaftlichem Engagement. Die vergangenen Sommer hätten dem Wald erheblich zugesetzt. Deshalb müsse man in jedem Fall nachpflanzen. Private Unterstützung sei da sehr willkommen. Dass die Bevölkerung in Leinach sich derart mit ihrem Schwarzkiefernwald verbunden fühle, sei schon ein außergewöhnlicher Glücksfall.

Sommer heiß? Paten wollen Bäumchen notfalls gießen

Wie viele der Schwarzkiefersämlinge es schaffen, einmal große, klimaresistente Bäume zu werden, hängt nicht zuletzt vom Wetter ab. Etwas nachhelfen werden die Leinacher allerdings schon. Denn ihre mühsam aufgepäppelten Bäumchen werden sie auch bei Hitze und Trockenheit nicht im Stich lassen, sondern notfalls eigenhändig gießen.

Und wenn nur 100 der rund 500 Bäumchen zu Bäumen würden, so ergäbe auch das schon wieder einen kleinen Wald, so die Beteiligten.

Kiefern aus Korsika sind in Leinach längst heimisch

In Zukunft will die Gemeinde ihr Saatgut sogar aus eigenen Beständen beziehen. Im vergangenen Sommer stellte sich nämlich überraschend heraus, dass auf rund vier Hektar des Gemeindewaldes bereits alte korsische Schwarzkiefern wachsen. Wie es dazu kam, weiß heute niemand mehr genau. Doch die Begeisterung im Ort ist so groß, dass die Verantwortlichen nun alles daran setzen wollen, das Saatgut zu gewinnen und im eigenen Wald zu nutzen.

Schwarzkiefern-Pflanzaktion bei Leinach (Lkr. Würzburg)
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Schwarzkiefern-Pflanzaktion bei Leinach (Lkr. Würzburg)

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