Zu Beginn der Pandemie waren sie schwer nachgefragt: Schutzmasken gegen Corona. Jetzt will sie kaum noch jemand haben. Bayern hat in seinen Lagern aktuell noch 68,5 Millionen Masken vorrätig – "für die Bewältigung künftiger pandemischer Krisensituationen", wie es vom Gesundheitsministerium auf BR-Anfrage heißt. Nur: Niemand weiß, ob diese Pandemien am Ende wirklich kommen – und die Masken halten sich nicht ewig.
Bayern will Verschwendung von Masken verhindern
Der überwiegende Teil der gelagerten Masken werde Mitte 2025 ablaufen, so das Gesundheitsministerium, also in etwa zweieinhalb Jahren. Dabei geht Bayern von einer langen Haltbarkeit aus: Einige Masken hätten eine "Verwendbarkeit von drei bis zu fünf Jahren". Der Maskenverband Deutschland hingegen betonte auf BR-Anfrage, dass sämtliche Masken aus deutscher Produktion maximal zwei Jahre verwendbar seien. Der Freistaat hat seine Masken also vermutlich im Ausland erworben.
Ein Teil der Corona-Masken aus bayerischen Beständen werden ihre Haltbarkeit wohl vor 2025 überschreiten. Dann müsste Bayern sie entsorgen. Um das zu verhindern, hat das Gesundheitsministerium nach eigener Aussage ein "rollierendes System" aufgebaut. Dieses soll sicherstellen, dass Masken vor Ablauf ihres Haltbarkeitsdatums an Kliniken, soziale Einrichtungen oder Behörden gehen. Das ist auch bereits passiert, betonte das Ministerium. Bayern habe beispielsweise Masken an das Universitätsklinikum Augsburg, das Klinikum rechts der Isar oder das Universitätsklinikum Regensburg geliefert. Um wie viele Masken es sich dabei handelt, sagte das Ministerium nicht.
Wohin mit den Masken, wenn es keine Maskenpflicht mehr gibt?
Allerdings bleibt unklar, wie sehr Bayerns Masken in den nächsten Jahren überhaupt gebraucht werden. Die Bayerische Krankenhausgesellschaft sagt auf BR-Anfrage, dass die Kliniken derzeit ihre Masken auf dem freien Markt selbst einkaufen. Engpässe gebe es keine. Zudem treibt die bayerische Staatsregierung seit Monaten das Ende der einzelnen Maskenpflichten voran. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) appelliert zudem an die Bundesregierung, die aktuelle Maskenpflicht in Gesundheitseinrichtungen zu prüfen – und gegebenenfalls abzuschaffen. Sollte das passieren, wäre der Bedarf an Masken noch geringer. Das Gesundheitsministerium verweist allerdings darauf, dass im Krankenhaus-Alltag Schutzmasken immer gebraucht werden. Außerdem sei es nicht möglich, "künftige Infektionsentwicklungen" vorherzusagen.
Andere Bundesländer mussten bereits Masken verbrennen
Bayern hat mit 68,5 Millionen Masken laut einem Bericht der "WELT" den mit Abstand größten Bestand unter allen Bundesländern. Auf Platz zwei folgt Niedersachsen mit 24,6 Millionen Masken. In anderen Bundesländer waren zuletzt zahlreiche Masken abgelaufen. Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen haben deswegen bereits jeweils mehr als fünf Millionen Masken verbrannt. Auch Bayern könnte das noch drohen.
Bayern zahlte im Schnitt einen Euro pro Maske
Dabei hatte der Freistaat seine Masken in den vergangenen Jahren für viel Geld eingekauft. Auf BR-Anfrage schreibt das bayerische Gesundheitsministerium, der aktuelle Bestand habe insgesamt 68 Millionen Euro gekostet – im Schnitt rund einen Euro pro Maske also. Gerade zu Beginn der Pandemie hatte Bayern noch deutlich mehr ausgegeben, auch für minderwertige Ware. Für die mangelhaften Masken der Firma Lanxin zahlte Bayern etwa 8,90 Euro pro Stück. Arrangiert wurden diese Deals mitunter von bekannten CSU-Politikern oder deren Angehörigen – zum Teil gegen Millionen-Provisionen.
Auch die damalige Bundesregierung zahlte viel Geld für Masken. Insgesamt beliefen sich beim Bund die Kosten laut der "WELT" auf die riesige Summe von 5,8 Milliarden Euro. Laut dem Bundesrechnungshof hatte Ex-CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) viel zu viele Masken gekauft. Aktuell lagert das Bundesgesundheitsministerium immer noch 245 Millionen Stück ein. Auch ob diese Einlagerung so sinnvoll ist, stellt der Bundesrechnungshof in Frage. Der Bayerische Oberste Rechnungshof hat sich nach BR-Informationen bisher nicht mit den Maskenkäufen des Freistaats befasst.
Auch Unternehmen haben noch Maskenbestände
Nicht nur die Staatsregierung, auch Bayerns Unternehmen haben zum Teil noch größere Maskenvorräte. Audi spricht auf BR-Anfrage von einem "ausreichend hohen Maskenbestand" für die nächsten zwei Jahre. Allianz und Munich RE geben nach eigener Aussage noch "geringfügige Restbestände" an seine Mitarbeiter aus, ähnlich Siemens. Konkrete Zahlen nannte nur BayWa: Man habe aktuell noch rund 180.000 Corona-Schutzmasken auf Lager. Diese wolle man weiterhin der Belegschaft kostenfrei anbieten. Linde, Schaeffler und BMW wollten sich auf BR-Anfrage nicht äußern.
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