Anders als im September 2020 kam dieses Mal die bundesweit zentrale Probewarnung pünktlich. Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), spricht von einem Erfolg: "Das Zusammenspiel der einzelnen Systeme hat funktioniert und die Menschen sind auf das wichtige Thema Warnung aufmerksam geworden. Für abschließende Ergebnisse ist es noch zu früh. Die Rückmeldungen werden wir nun auswerten und damit das System weiter optimieren können."
Die Sirenen erklangen größtenteils, aber was bedeutet der Ton?
Die Situation war dabei in den Kommunen ganz unterschiedlich. In der Landeshauptstadt München gibt es bereits seit Jahrzehnten keine Sirenen mehr. In Landshut hatte das Amt für Zivil- und Katastrophenschutz an alle 17 Standorte im Stadtgebiet Mitarbeiter geschickt, die überprüfen sollten, ob die Sirenen auch funktionieren. Fazit: Nur zwei Sirenen haben nicht ausgelöst. Sie sollen in den kommenden Tagen repariert werden.
100 Prozent Funktionstüchtigkeit meldet dagegen Aschaffenburg. Dort hat die einzige Sirene der Stadt geheult. Die Stadt hat aber 21 neue Sirenen bestellt, die Ende 2023 alle in Betrieb sein sollen und das ganze Stadtgebiet abdecken werden. "Wir wissen, dass wir im Bereich der Sirenen nachbessern müssen. Zum einen muss man schauen, dass die früher abgebauten Sirenen jetzt wieder aufgebaut werden. Zum anderen in der Aufklärung", sagt Johann Eitzenberger, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes Bayern. Denn wie die Menschen auf eine Sirene reagieren sollen, ist weiterhin vielen unklar.
Probleme bei Smartphone-Benachrichtigungen
Die Cell-Broadcast-Technologie, die es ermöglichen soll, dass einmal alle eingeschalteten Smartphones Warnnachrichten empfangen, ist in ihrer Entwicklung noch nicht ausgereift. Deshalb war es schon vor dem Probealarm klar, dass ältere Geräte ein Nachteil sein würden. Aber auch neue Smartphones blieben heute um 11 Uhr öfter stumm.
Falls kein lautes Alarmsignal zusammen mit einer kurzen Mitteilung, dass es sich um einen Probe-Alarm handelt, auf dem Handy war, kann es an einer falschen Voreinstellung im Gerät liegen oder am veralteten Betriebssystem.
Auch schien es je nach Anbieter unterschiedlich gut zu funktionieren. Während laut einer Pressemitteilung des Unternehmens "alle im Vodafone-Netz aktiven Mobilfunkstationen das Warnsignal an die empfangsbereiten Endgeräte verlässlich aussendeten", schrieb die Telekom auf die Nachfrage, warum es mehrfach keine Benachrichtigung gegeben hatte, "dass wir in einer frühen Phase der Auswertung noch keine Bewertung für einzelne Regionen abgeben können."
Herrmann kritisiert lückenhaften Versand von Warn-Nachrichten
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat im im BR24-Radiointerview Probleme beim Versand von Warn-SMS und Push-Nachrichten über offizielle Warn-Apps am heutigen bundesweiten Warntag eingeräumt.
Bei ihm persönlich habe Cell-Broadcast auf sein Handy pünktlich um 11 Uhr funktioniert – "mit dem schrillen Alarm und auch visuell mit der Meldung auf dem Handy", sagte Herrmann. Auch bei einer Reihe von Kollegen und Kolleginnen in seiner Umgebung in Erlangen habe es funktioniert.

Joachim Herrmann
Dass das aber oft nicht funktioniert hat, dem müsse nachgegangen werden, forderte Herrmann im BR24 Thema des Tages. Er kündigte an, dass die technischen Schwierigkeiten nun vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz in Bonn analysiert werden.
Warn-Apps stabil, aber nicht fehlerfrei
Auch die speziellen Warn-Apps funktionierten nicht hundertprozentig: Während Katwarn offenbar keine Probleme bereitete, kam bei der Nina-App zwar eine Push-Nachricht bei einigen Nutzern an, nicht aber die tatsächliche Warnung.
In Bayern fehlen Sirenen
Was die fehlenden Sirenen in Bayern betrifft, erwartet der Minister vom Bund ein Konzept, "vielleicht auch gemeinsam mit den Bundesländern", wie Kommunen gefördert werden können, die in Sirenen investieren.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.