Der Warnstreik der Gewerkschaft Verdi in Augsburg hat den Nahverkehr weitgehend zum Erliegen gebracht. Im Busdepot der Stadt stehen heute rund 70 Busse, die normalerweise mit den Straßenbahnen täglich Zehntausende Fahrgäste transportieren würden.
Fahrgäste haben sich auf Streik eingestellt
Bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi spricht man von einer Streikbeteiligung von 100 Prozent. Rund 270 Fahrer sind beim Warnstreik dabei. Die Auswirkungen auf den Verkehr in Augsburg sind dennoch überschaubar. Verdi hatte die Fahrgäste im Vorfeld auf den Streik vorbereitet, die meisten hatten sich darauf eingestellt.
Aus Sicht von Verdi-Gewerkschaftssekretärin Katharina Wagner ist das aber kein Wehrmutstropfen. „Wir wollen natürlich einerseits, dass die Leute das merken, weil wir wollen, dass unser Streik bekannt ist, aber wir wollen die Fahrgäste nicht schädigen. Das ist nur unser einziger Hebel, wir können nun mal nur hier streiken.“
Wie wird der ÖPNV künftig finanziert?
Katharina Wagner sitzt bei den Verhandlungen der Gewerkschaft mit den Kommunen mit am Tisch. Sie meint, sie habe Verständnis für die Kommunen. „Wir wissen, die sind klamm.“ Die Frage sei aber, wie eine dauerhafte Finanzierung des ÖPNV aussehen könne. „Da müssen auch Bund und Länder einfach mal in die Gänge kommen und sich ein Finanzierungsmodell überlegen“, meint Wagner. In Richtung der Arbeitgeber appelliert Wagner, dass diese auch Druck aufbauen müssten, zum Beispiel über den Städtetag, damit die Finanzierungsschieflage geklärt werde.
Busfahrer haben zu wenig Gehalt
Auch Markus Karacon, einer der Busfahrer, die heute streiken, hält die Forderung nach mindestens 500 Euro mehr im Monat für gerechtfertigt. Ein Grund dafür sei die gestiegene Inflation, die spürten auch die Busfahrer schon beim Einkauf im Supermarkt. Aber auch der Fahrermangel sei für ihn ein Zeichen dafür, dass das Gehalt fehle. Die 500 Euro sind für Karacon auch deshalb wichtig, damit auch die unteren Lohngruppen erreicht werden. „Mit Prozenten haben wir immer nur die Lohngruppe im oberen Bereich, die Gewinne machen, und darum brauchen wir die 500 Euro im unteren Bereich, als Fahrer."
Hohe Arbeitsbelastung, hoher Krankenstand
Aktuell ist es nach Katharina Wagners Meinung vor allem das Gehalt, das zu einem Fahrermangel führt. Aber auch die Arbeitsbedingungen müssten verbessert werden. Der Druck und die Arbeitsbelastung seien enorm hoch, auch weil der Krankenstand hoch sei. „Den Fahrern fehlt häufig schon der Gang zur Toilette, weil die Wendezeiten viel zu eng sind. Insofern ist es natürlich die Kombi aus Arbeitsbedingungen und Gehalt“, so Wagner. „Es ist ein Job, der im Prinzip 24/7 gemacht werden soll. Wir wollen eine vernünftige Verkehrswende, aber das muss entsprechend entlohnt werden und die Belastung womöglich runtergefahren werden.“
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