
Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Wallenfels sind geschockt von den sexuellen Missbrauchsvorwürfen gegen einen Pfarrer.
Am zweiten Tag nach Bekanntwerden von sexuellen Missbrauchsvorwürfen gegen einen katholischen Pfarrer in Wallenfels sind neue Vorwürfe aufgetaucht. Der verstorbene Pfarrer war bereits in den 1960er Jahren auffällig geworden. Wie das Erzbistum Bamberg am Freitag mitteilte, seien bei der Durchsicht alter Unterlagen Missbrauchsvorwürfe gegen ihn entdeckt worden, die aus dem Jahr 1963 stammten.
Erzbischof Ludwig Schick bittet alle Betroffenen in der Mitteilung um Vergebung, weil ihnen Schlimmes geschehen sei. Er räumt das Versagen der Bistumsleitung ein und bittet auch dafür um Vergebung. Das Erzbistum Bamberg will sich nächste Woche ausführlich zu dem Fall äußern.
Fassungslosigkeit in Wallenfels
Einwohnerinnen und Einwohner von Wallenfels sagten am Donnerstag gegenüber BR24, man könne die Nachricht kaum glauben. Man sei schockiert, fassungs- und sprachlos. Viele Bürgerinnen und Bürger kannten den 2005 verstorbenen Pfarrer persönlich über die Kirchengemeinde und den Religionsunterricht in der Schule.
Bereits im Jahr 2006 sollen die ersten Missbrauchsfälle bekannt geworden sein. Seitdem haben sich insgesamt fünf Betroffene gemeldet, heißt es aus dem Erzbistum Bamberg. Zur Veröffentlichung der Vorwürfe habe man sich nun entschlossen, nachdem durch Äußerungen von Betroffenen die Vermutung naheliege, dass es noch weitere Missbrauchsopfer geben könnte. Über den beschuldigten Pfarrer sei in Wallenfels in jüngster Zeit wieder vermehrt gesprochen worden, so ein Sprecher des Bistums.
Bürgermeister: Aufarbeitung wird schwierig
Für den Bürgermeister von Wallenfels, Jens Korn (CSU), sind die Taten des Pfarrers unbegreiflich. Er sei selbst Ministrant und Lektor gewesen und habe ihn als prägenden Menschen erlebt, sagte er in der Sendung "Mittags in Franken" auf Bayern 1. Die Aufarbeitung werde sich schwierig gestalten. In Wallenfels seien die Missbrauchsvorwürfe bis vor wenigen Wochen nicht bekannt gewesen.
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Menschen verstört wegen Missbrauchsvorwürfen
Missbrauchsfälle seien oft mit einer großen Scham bei den Opfern belegt. Zu Lebzeiten des Pfarrers habe man über solche Taten und Vorwürfe nicht gesprochen. Das mache es aus seiner Sicht noch dramatischer, da vieles hätte verhindert werden können, wenn es mehr Offenheit gegeben hätte. Viele Menschen im Ort seien verstört, seit sie von dem Vorwürfen erfahren hätten, so Korn.
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Ehrenbürgerwürde kann nicht entzogen werden
Der Pfarrer war Ehrenbürger der Stadt Wallenfels. Diese Ehrung hätte er nie erhalten, wenn die Missbrauchsvorwürfe bekannt gewesen wären. Die Ehrenbürgerwürde gelte nur zu Lebzeiten und könne daher nicht postmortal entzogen werden. Aber: Es sei der Wille des gesamten Stadtrates, den Pfarrer nicht länger als Ehrenbürger zu führen oder zu erwähnen. Dies sei eine Selbstverständlichkeit, besonders im Hinblick auf den Respekt den Opfern gegenüber, so Bürgermeister Korn.
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