Auf Anordnung der Regierung von Oberbayern sollten am Mittwochvormittag illegal angeschlossene Kühlschränke in den Zimmern der Erstaufnahme-Einrichtung in Waldkraiburg (Landkreis Mühldorf) entfernt werden. Dafür hatte die Leitung der Asylbewerber-Unterkunft den Sicherheitsdienst gerufen.
Eine 24-jährige Bewohnerin war damit nicht einverstanden und sorgte gemeinsam mit weiteren Bewohnern für Tumulte. Polizisten konnten die verärgerten Menschen zunächst beruhigen.
Flüchtlinge greifen Polizisten an
Wegen des Vorfalls sollte die 24-Jährige in eine andere Einrichtung verlegt werden. Diese Nachricht sorgte laut Polizei in für eine aufgebrachte Stimmung und massive Ausschreitungen. Die Polizeibeamten wurde unter anderem mit Steinen und Flaschen angegriffen. Es kam zu Sachbeschädigungen; ein Feueralarm wurde offensichtlich mutwillig ausgelöst.
Mit Polizeikräften des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, der Bayerischen Bereitschaftspolizei und der Bundespolizei gelang es schließlich, die Lage zu befrieden. Die 24-jährige Bewohnerin wurde mit richterlicher Bestätigung in Gewahrsam genommen.
Mehrere Verletzte durch Messerstiche
Am Abend heizte sich die Stimmung unter den Bewohnern erneut auf. Es kam zu massiven Auseinandersetzungen, bei denen auch Messer verwendet wurden. Ein 29-jähriger Bewohner musste mit einer Stichverletzung am Oberkörper in ein Krankenhaus geflogen werden.
Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes erlitt eine Schnittwunde am rechten Arm, ein weiterer blieb nur wegen einer Schutzweste unverletzt. Drei Bewohner mussten mit leichten Verletzungen ambulant behandelt werden.
Mutmaßlicher Täter festgenommen
Das Polizei gelang es schließlich, die massiven Auseinadersetzungen zu beenden. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei Mühldorf zum genauen Ablauf der Auseinandersetzungen und zum versuchten Tötungsdelikt laufen.
Der Täter wurde festgenommen. Drei weitere Bewohner wurden vorläufig in Gewahrsam genommen.
"Für uns hat der Schutz der überwiegend friedlichen Bewohner der Unterkunft oberste Priorität. Deshalb werden wir Gewaltexzessen in keiner Weise dulden. (...) In engem Austausch mit der Regierung von Oberbayern werden wir das weitere Vorgehen in der Unterkunft in Waldkraiburg abstimmen." Harald Pickert, Polizeivizepräsident Oberbayern Süd
Bürgermeister fordert runden Tisch
Auch Bürgermeister Robert Pötzsch kündigte an, mögliche Konsequenzen an einem runden Tisch besprechen. Sein Ziel ist eine dauerhafte Lösung für die Bewohner der Einrichtung und für die Bürger von Waldkraiburg im Landkreis Mühldorf.
Pötzsch hatte sich am Morgen mit Vertretern der Polizei und der Erstaufnahme-Einrichtung getroffen. Ein weiteres Gespräch mit Verantwortlichen der Regierung von Oberbayern und dem Polizeipräsidium Oberbayern Süd findet derzeit in Rosenheim statt.
Mehrere hundert Asylbewerber – und öfter Streit
In der Waldkraiburger Unterkunft sind mehrere hundert Asylbewerber untergebracht. Zuletzt wurden dort gehäuft Polizeieinsätze durchgeführt. Im März rückten 300 Beamte für eine großangelegte Kontrollaktion an, um – wie es hieß – eine Brennpunktbildung zu verhindern.