Die Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg mit VR-Technik.
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Die Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg mit VR-Technik.

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VR-Tour über ehemaliges Reichsparteitagsgelände in Nürnberg

Ein Nürnberger Unternehmen bietet neuerdings Virtual-Reality-Bustouren über das ehemalige Reichsparteitagsgelände an. Mithilfe moderner Technologie werden dabei alte Nazi-Bauten wieder zum Leben erweckt.

Über dieses Thema berichtete Frankenschau aktuell am .

Das ehemalige Reichsparteitagsgelände in Nürnberg erinnert an die dunkelsten Zeiten deutscher Geschichte. Nazi-Bauten wie die Kongresshalle oder die Zeppelintribüne sind als Ruinen aus der Zeit der Nationalsozialisten übrig geblieben.

Virtuelle Einblicke in Reichsparteitagsgelände der Nazizeit

Das Nürnberger Startup "Blickwinkel Tour" bietet nun Bus-Touren über das Areal an und zeigt mittels moderner Technologien, wie es auf dem Reichsparteitagsgelände damals aussah beziehungsweise wie es einmal aussehen sollte. Eine Tour über das Gelände dauert rund 90 Minuten. Informationen und geschichtliche Hintergründe erhalten die Teilnehmenden von professionellen Guides, die die Rundfahrt leiten.

VR-Brille liefert 360-Grad-Ansichten

An diesem Tag hat sich eine 16-köpfige Reisegruppe aus der Schweiz angemeldet. Die Teilnehmenden werden zu Beginn mit VR-Brillen ausgestattet. Auf diesen erhalten sie während der Rundfahrt immer wieder Informationen, Bilder, Videos und 3D/360-Grad-Ansichten von alten Nazibauten wie der Kongresshalle oder der Zeppelintribüne. Die Animationen basieren auf alten Plänen, Skizzen und Aufzeichnungen.

Die Nürnberger Kongresshalle: Ruine statt Prunkbau

Nach einer kurzen technischen Einweisung durch Tour-Guide Armin Glass von "Geschichte für alle e.V." startet der Bus. Die erste Station ist der Innenhof der Kongresshalle. Auf den VR-Brillen erscheint eine Animation, die zeigt, wie das Gebäude ursprünglich geplant war. Beim Umsehen im virtuellen Raum verschwimmen die Grenzen zwischen virtueller Realität und Wirklichkeit. So können die Teilnehmenden die beiden Welten miteinander vergleichen.

Gründer wollen Wissen zeitgemäß vermitteln

"Unabhängig der Vorstellungskraft der Teilnehmenden, können diese mithilfe des Guides und unseres Hard- und Softwaresystems einheitlich eintauchen in eine Welt, die so nicht zugänglich ist. Wir schaffen es, die Zugänglichkeit zu Bildung und Wissen in einer zeitgemäßen Art und Weise zu visualisieren und entsprechend zu vermitteln", sagt Art Petto, Gründer von Blickwinkel Tour, der gemeinsam mit seinem Geschäftspartner die VR-Tour ins Leben gerufen hat.

Virtual Reality beflügelt Vorstellungskraft

Tour-Teilnehmer Urs Künzi zeigt sich im BR-Interview begeistert von der Technologie: "Die große Halle, man steht real drin und wenn man das dann virtuell sieht, plötzlich von oben, die Größe, die Dimension. Es wäre sehr schwer, sich das ohne diese Bilder und ohne diese Animation vorzustellen." Guide Armin Glass ergänzt: "Wenn ich als Mensch, als Individuum in so einem Bauwerk stehe, dann kann ich mir vorstellen, was da beabsichtigt wurde, nämlich beeindrucken durch schiere Größe, durch schiere überzogene Größe und das soll die Message sein, die wir hier wirklich gut transportieren können."

Zeppelintribüne: Marodes Nazi-Bauwerk

Der nächste Halt sind das Zeppelinfeld und die mittlerweile arg marode Zeppelintribüne. Dort prangte einst das goldene Hakenkreuz, dessen Sprengung durch die Amerikaner am 22. April 1945 wohl eines der berühmtesten Videos der Welt ist. Eben dieses Video bekommen die Teilnehmenden auf ihren VR-Brillen vorgespielt, bevor sie eine weitere Animation zu sehen bekommen, wie die Zeppelintribüne in den 1930ern aussah. Links und rechts neben der Rednerkanzel, wo einst Adolf Hitler zu Menschenmassen sprach, stehen zwei riesige Feuerschalen. Eine davon kann die Schweizer Reisegruppe ganz real betrachten, beim kurzen Abstecher in den "Goldenen Saal" im Inneren der Zeppelintribüne.

Das deutsche Stadion: Gigantismus der Nationalsozialisten

Zum Abschluss geht es zu einem weiteren Mammutprojekt der Nazis, das letztendlich aber nie gebaut wurde: das deutsche Stadion hätte an der Großen Straße, wo sich heute das Messegelände befindet, entstehen sollen. Ein geplantes Fassungsvermögen von 400.000 Menschen zeigt den Gigantismus der Nationalsozialisten. Doch über die Baugrube, die heute der Silbersee ist, gingen die Arbeiten nie hinaus.

Sich die Ausmaße nur anhand von Zahlen und Fakten vorzustellen, ist schwierig. "Aber wenn ich dann auf etwa 90 Metern Höhe stehe virtuell und runtergucke, wo ein Fußballstadion drei vier mal reinpasst, das ist was anderes", sagt Armin Glass. Dem kann Tour-Teilnehmer Urs Künzi nur zustimmen: "Das ist gewaltig. Ich finde das eine super Unterstützung von einem geschichtlichen Element."

Tour-Angebot soll erweitert werden

Derzeit bietet Blickwinkel Tour die VR-Bustour überwiegend für Gruppen an. Laut Gründer Art Petto wolle man nun aber auch verstärkt Rundfahrten für einzelne Teilnehmer anbieten. Sollte die Nachfrage gut sein, könne es schon bald regelmäßige Touren geben, die von Einzelpersonen oder kleineren Gruppen gebucht werden können.

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