Michael Piazolo, Bayerns Kultusminister (l,) und Berthold Schneider, Staatliches Bauamt Regensburg, enthüllen die neue Informationstafel.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Armin Weigel

Michael Piazolo, Bayerns Kultusminister (l,) und Berthold Schneider, Staatliches Bauamt Regensburg, enthüllen die neue Informationstafel.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

"Vorbild" für andere: Neue Infotafel zur Regensburger "Judensau"

Jahrelang wurde über den richtigen Umgang mit der sogenannten Judensau am Regensburger Dom gestritten. Jetzt hat die Schmähplastik eine neue Informationstafel erhalten. Kultusminister Piazolo lobte den "Regensburger Weg" als vorbildlich.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Nach einem jahrzehntelangen Streit um die sogenannte Judensau am Regensburger Dom soll künftig eine neue Infotafel über die antisemitische Skulptur aufklären.

"Die Beteiligten haben gemeinschaftlich einen Weg der Auseinandersetzung mit diesem historischen Erbe gefunden, der als "Regensburger Weg" Vorbild für die Auseinandersetzung mit ähnlichen Schmähplastiken sein kann", sagte Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Montag bei der Enthüllung.

Die Tafel solle die Plastik historisch einordnen und deutlich machen, "dass sich der Freistaat als Eigentümer des Doms und die Diözese Regensburg als Nutzer von der judenfeindlichen Darstellung aus dem späten Mittelalter distanzieren“, sagte der Minister weiter.

"Die Skulptur soll alle Menschen mahnen, gegen jede Form von Propaganda, Hass und Ausgrenzung vorzugehen", betonte der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle (CSU).

Hass gegen jüdische Mitbürger

Die umstrittene Regensburger Steinskulptur stammt aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und ist in mehreren Metern Höhe an der Fassade der Kathedrale zu sehen. Die in Richtung des damalige jüdischen Viertels gerichtete Darstellung zeigt ein Schwein, an dessen Zitzen Juden saugen.

Mit solchen Reliefs wurde im Mittelalter Hass gegen jüdische Mitbürger geschürt. Nach Angaben der Stadt Regensburg gibt es in Europa in 48 Orten solche Schmähungen. In Bayern betrifft dies auch die Kirche St. Sebald in Nürnberg und die Cadolzburg ebenfalls in Mittelfranken.

Ehemalige Erläuterung war unzureichend

Lange Zeit war in Regensburg über den Umgang mit der judenfeindlichen Schmähplastik gestritten worden. Vor einem Jahr dann konnten sich Freistaat, Kirche, jüdische Gemeinde und Denkmalamt auf einen Text für die neue Informationstafel einigen. Diese ist nun fertiggestellt und wurde am Montag enthüllt.

Aufgrund der Diskussionen um die Regensburger "Judensau" wurde bereits Mitte der 2000er-Jahre eine Textplatte unterhalb der Skulptur angebracht. Die damalige Erläuterung wurde aber schon damals als unzureichend kritisiert.

Mit der neuen Informationstafel soll die "Judensau" besser historisch erläutert werden. Auf der Tafel heißt es: "Mit dieser menschenverachtenden Propaganda wurden Jüdinnen und Juden zu Feinden des Christentums erklärt. So wurde über Jahrhunderte Hass gegen sie geschürt. Ausgrenzung, Verfolgung bis hin zum Mord waren die Folge. Heute soll diese Skulptur alle Menschen mahnen, gegen jede Form von Propaganda, Hass, Ausgrenzung und Antisemitismus vorzugehen."

Besucher können sich durch einen QR-Code vor Ort zudem weitere Informationen auf ihr Smartphone holen.

Die sogenannte Judensau am Regensburger Dom St. Peter.
Bildrechte: dpa-Bildfunk
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Die sogenannte Judensau am Regensburger Dom St. Peter.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!