Die Weiße Rose kämpfte gegen Grausamkeit

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Vor 75 Jahren wurden die Geschwister Scholl verhaftet

Am 18. Februar 1943 wurden Hans und Sophie Scholl an der Münchner Uni verhaftet und bald darauf hingerichtet. Der Mut und die Zivilcourage, den die Mitglieder der Weißen Rose mit ihrem Leben bezahlten, ist für manche Studenten bis heute ein Vorbild.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Der Lichthof der Universität. Ein heller, hoher Innenhof, der rundum von Galerien umrahmt ist. Eine Bronze-Stele erinnert hier an die studentische Widerstandsgruppe "Weiße Rose".

"Wenn man hier reingeht, mein erster Blick fällt täglich auf die Gedenktafel, da ist täglich eine weiße Rose drin. Das bewegt, mich bewegt besonders, dass ich sehe, dass ist den Menschen noch so wichtig, dass da jeden Tag eine frische Blume drin steht, ich schaue auch da bewusst jeden Tag hin und sehe das als Impuls." Carolin Herb, Studentin
"Wenn man sich näher damit beschäftigt, ist man vor allem sprachlos vor dem Opfer, das diese jungen Leute und auch der Professor gebracht haben." Simon Böhm, Student

"Auf gefährliche Wörter achten!"

Carolin Herb und Simon Böhm studieren an der LMU. So wie Sophie und Hans Scholl vor 75 Jahren. Damals hatte ein Hausmeister die Mitglieder der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" dabei beobachtet, wie sie Flugblätter über die Brüstung des Lichthofs hinunterwarfen. Die Gestapo verhaftete die beiden.

"Sie haben die Macht der Sprache genutzt in ihren Flugblättern, ich finde, das ist eine starke Form von Widerstand auf Sprache achten, auf gefährliche Wörter achten und Dinge auch ansprechen." Carolin Herb, Studentin

Bekenntnis zur Wahrheit

Die "Weiße Rose" leistete aktiv Widerstand gegen die NS-Diktatur. Die Mitglieder druckten und verbreiteten Flugblätter, schrieben ihren Protest an Hauswände, um auf das Unrecht und die Verbrechen aufmerksam zu machen. Es waren Menschen, denen es vor allem um die Wahrheit ging, sagt Markus Schmorell von der Weiße-Rose-Stiftung. Er ist der Neffe von Alexander Schmorell, einem der Mitglieder der Weißen Rose.

"Es war doch dieser Freiheitsdrang, dieser Drang, sein eigenes Leben zu gestalten. Das war für alle Mitglieder das Bekenntnis zur Wahrheit, wie sie ist und dass sie unerträglich ist, das ist die Judenverfolgung, die sie klar gesehen haben, natürlich Freiheit, natürlich verantwortlich sein Leben zu führen, es ist auch ein aufklärerischer Impuls." Markus Schmorell, Weiße-Rose-Stiftung

Bedeutung in Zeiten von Fake News

An der Universität wird das Erbe der Weißen-Rose bis heute bewahrt. Eine Denkstätte erinnert an die Widerstandsgruppe. Platz vor der Universität ist nach den Geschwistern Scholl benannt.

Die Widerstandsgruppe steht für eine Tradition des unbestechlichen Denkens, hat der Vizepräsident der LMU, Martin Wirsing, bei einer Gedenkveranstaltung formuliert. Und das ist in Zeiten von Fake News keine Selbstverständlichkeit.

"Wir haben ja gesehen, wie im Dritten Reich die Universitäten vom NS-Regime gleichgeschaltet wurden. Und auch heute natürlich ist es wichtig, dass solche Ereignisse der Unterdrückung der Meinungsfreiheit nicht wiederkehren und da ist die Universität die Basis für das kritische Denken. Wir müssen jeden Tag wieder darüber reflektieren, wie wichtig Freiheit und Demokratie für uns sind." Martin Wirsing, Vizepräsident der LMU

Eine Geschichte, die herausfordert

Das Schicksal der Weißen Rose fordert heraus, auch heute. Wer heute wie Simon Böhm und Carolin Herb an der LMU studiert, kommt an der Weißen Rose kaum vorbei. Und so haben sich die beiden Studenten intensiv mit der Geschichte der Widerstandsgruppe auseinandergesetzt. Es ist eine Geschichte, die sie herausfordert, sagen beide.

"Es wäre übertrieben zu sagen, man könnte sich daran ein Beispiel nehmen oder etwas ableiten für sein konkretes politisches Tun, denn zum Glück sind wir in einer solchen Lage heute nicht. Aber man kann sich zum Vorbild nehmen, wie die Leute eingestanden sind für ihre Überzeugungen und sich nicht haben abbringen lassen von ihrem Glauben, dass man das tun muss, was man als das richtige erkannt hat." Simon Böhm, Student
"Für mich ist das ein Wachsamkeitsappell, okay, du hast eine Funktion in der Gesellschaft, gerade als Studierende und solltest das auch wahrnehmen und dich irgendwie engagieren." Carolin Herb, Studentin