Die amerikanischen Truppen stehen kurz vor Erlangen. Fanny Kistner wartet zusammen mit ihrer Mutter und Schwester auf die US-Armee. Die Pianistin ist damals 26 Jahre alt und fürchtet sich, wie alle anderen Erlanger, vor den Alliierten.
"Sie haben einfach Angst gehabt. Aber wir hatten es so gut, dass bei uns nichts passiert ist. Wir haben eine Bombe gehabt. Da sind wir alle hingegangen und haben sie bewundert." Fanny Kistner, Zeitzeugin
Die Verteidigung der Stadt ist aussichtslos
Dass keine weitere Bombe fällt, haben die Erlanger Werner Lorleberg zu verdanken. Dem Kampfkommandanten der Stadt stehen rund 200 Soldaten ohne schwere Waffen zur Verfügung, die Verteidigung ist aussichtslos. Der direkte Befehl aus dem Führer-Hauptquartier lautet, jede Stadt bis auf den Tod zu verteidigen.
Lorleberg widersetzt sich dem Befehl
Der Oberbürgermeister Erlangens, Herbert Ohly, weiß um die Sinnlosigkeit des Befehls und will die Stadt kampflos übergeben. Er will die 50.000 Menschen in der Stadt nicht gefährden. Lange diskutiert er mit dem überzeugten Soldaten Lorleberg, am Ende ist der Kampfkommandant überzeugt. Er verständigt die Wehrmachtssoldaten an der Thalermühle über sein Vorhaben.
Selbstmord eines überzeugten Soldaten?
An der Mühle entbrennt zwischen den Soldaten ein heftiger Streit, dann geht Lorleberg zurück in die Stadt. Plötzlich ist ein Schuss zu hören. Lorleberg sinkt getroffen zu Boden und stirbt. Bis heute rätseln auch seine Verwandten, ob ihn die NS-Soldaten erschossen haben, oder ob der überzeugte Soldat gar Selbstmord begangen hat.
"Ja er war ein sehr eigenwilliger Mensch und ich glaube, dass er nachher wirklich davon überzeugt gewesen ist, dass er so handeln muss." Hans-Georg Lorleberg, Neffe von Werner Lorleberg
Der Lorlebergplatz im Erlanger Zollhausviertel erinnert noch heute an den damaligen Kampfkommandanten, der mit seinem Mut tausenden Erlangern das Leben gerettet hat.
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