Heute wird gefeiert, denn vor 30 Jahren wurde - nach dem Umzug aus Riem - der Münchner Flughafen im Erdinger Moos in Betrieb genommen.
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Heute wird gefeiert, denn vor 30 Jahren wurde - nach dem Umzug aus Riem - der Münchner Flughafen im Erdinger Moos in Betrieb genommen.

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Jubiläumsfeier: Vor 30 Jahren zog der Münchner Flughafen um

Am Flughafen München wird gefeiert. Vor genau 30 Jahren wurde der Flughafen nach dem Umzug aus Riem am neuen Standort im Erdinger Moos eröffnet. Er steht für wirtschaftlichen Aufschwung, Arbeitsplätze, aber auch für Naturzerstörung und Lärm.

Vor genau 30 Jahren, am 17. Mai 1992, ist der Münchner Flughafen bei Freising in Betrieb gegangen – sechs Tage nach der feierlichen Einweihung. Seitdem wurden im einst fast unberührten Erdinger Moos rund zehn Millionen Flüge mit etwa 850 Millionen Passagieren und fast sechs Millionen Tonnen Luftfracht abgewickelt.

Söder gratuliert zum 30.: "Jetzt beginnt der Ernst des Lebens"

Das Jubiläum wurde am Dienstag an zentraler Stelle gefeiert – im Airbräu-Biergarten, genau zwischen den beiden großen Terminals, mit rund 200 Gästen aus Politik und Wirtschaft. Auch Ministerpräsident Markus Söder gratulierte zum 30. Geburtstag: "Die große Partyzeit ist vielleicht vorbei, jetzt beginnt der Ernst des Lebens. Der Flughafen ist wahnsinnig erfolgreich. Er hat seine sehr ernste Bewährungsprobe Corona gut überstanden", so Söder. Er sei sich sicher, dass der Flughafen auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen werde.

Man werde schon bald das Vorkrisenniveau erreichen und sogar noch steigern, ist Flughafenchef Jost Lammers überzeugt. Die Infrastruktur soll ebenfalls wachsen: Derzeit laufen die Arbeiten zur Erweiterung des 30 Jahre alten ersten Terminals. Als Herausforderung gilt auch der G7-Gipfel Ende Juni: Staats- und Regierungschefs werden unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen im Erdinger Moos landen und von dort nach Elmau weiterreisen.

Umzug vor 30 Jahren: 700 Lkw und 5.000 Helfende

Die Flughafen München GmbH (FMG) ist auch weltweit als Berater für Flughafen-Umzüge tätig. Als "Visitenkarte" dient dabei nicht zuletzt der eigene Umzug vor 30 Jahren. Kurz vor Mitternacht war am 16. Mai 1992 noch in München-Riem die letzte Maschine gestartet. Mit 700 Lastwagen und mit Unterstützung von 5.000 Helfenden wurde dann ein erheblicher Teil des Flughafeninventars zum 30 Kilometer entfernten neuen Standort gebracht. Von einer logistischen Meisterleistung war danach die Rede.

Start zum ersten Alpen-Rundflug

Schon kurz vor fünf Uhr früh landete am neuen Flughafen eine Maschine, eine Stunde später hob ein Lufthansa-Flugzeug mit mehr als 200 Ehrengästen zum Alpen-Rundflug ab. Aufregende Momente waren das auch für Alexander Hoffmann von der FMG. Er hatte monatelang das gesamte neue Kartenmaterial für die Piloten vorbereiten lassen. Da sei er schon nervös gewesen, erinnert er sich: "Ich habe immer gedacht, hoffentlich ruft nicht jemand aus dem Cockpit an und fragt, was da für ein Schmarrn produziert worden ist", erzählt Hoffmann schmunzelnd.

Für Anwohner "nichts mehr so, wie es war"

Für Monika Riesch war der 17. Mai 1992 ein trauriger Tag. In ihrem Heimatdorf Attaching direkt neben dem Flughafen musste die Auszubildende damals miterleben, dass es von nun an "mit der Ruhe vorbei" sein würde. Es sei sehr bedrückend gewesen zu wissen, dass "nichts mehr so ist, wie es war".

Mit Wurstsemmeln durch die Röntgenkontrolle

Ein neues Zeitalter hatte auch für die Mitarbeitenden am Airport begonnen. Alles war ungewohnt, Abläufe mussten sich erst einspielen, und da hat es auch im laufenden Betrieb schon mal gehakt. Zum Beispiel war noch völlig unklar, wie die Lieferwege für Lebensmittel vom öffentlichen in den nicht-öffentlichen Bereich aussehen. So kam es, dass Mitarbeitende "mit Wurstsemmeln durch die Röntgenkontrolle marschiert" sind, wie Gerhard Halamoda erzählt.

100.000 D-Mark unter der Matratze

Er war schon damals für die Gastronomiebetriebe am Flughafen zuständig – und auch dafür, dass die Einnahmen bei der Bank ankommen. Wie das genau läuft, war anscheinend ebenfalls noch nicht bis ins Detail geregelt. Deshalb hat er am Ende des ersten Betriebstags, der neben Passagieren auch weit über 100.000 Besucherinnen und Besucher an den Flughafen gelockt hatte, letztlich 100.000 D-Mark in einem Plastiksack unter einer Matratze in seinem Büro verstaut und darauf geschlafen. Sicher ist sicher.

Bauboom im Erdinger Moos

Solche Anfangsprobleme waren freilich bald gelöst. Weit größere Herausforderungen sollten für die Flughafen München GmbH mit ihren Gesellschaftern Freistaat, Bund und Stadt München folgen. Die Passagierzahlen stiegen rasant, zwei zusätzliche Terminalgebäude wurden gebaut. Hotels und das München Airport Center (MAC) mit seinem weithin sichtbaren Glas-Membran-Dach wurden errichtet. Der Airport bekam noch mehr Läden, Lokale, Büros und Praxen. Aktuell laufen die Bauarbeiten für einen neuen Flugsteig am Terminal 1 und für das Innovationszentrum LabCampus.

Der Flughafen München feiert: Vor 30 Jahren ist er ins Erdinger Moos umgezogen
Bildrechte: BR / Birgit Grundner

Der Flughafen München feiert: Vor 30 Jahren ist er ins Erdinger Moos umgezogen

Jobmotor lässt Mieten steigen

Immer wieder wird der Flughafen als "Jobmotor" bezeichnet. 2018 waren gut 38.000 Menschen auf dem Gelände beschäftigt. Weil es auch vor dem Flughafen schon wenige Arbeitslose im Raum Freising/Erding gab, kam es zu einem enormen Zuzug – und in der Folge zu explodierenden Mieten und Grundstückspreisen. Das Umland hat auch mit Lärm und Verkehr zu kämpfen. In jüngerer Zeit rückte zudem das Thema Feinstaubbelastung immer mehr in den Fokus.

Prominente Passagiere und Sicherheitsvorkehrungen

In 30 Jahren Flughafengeschichte landeten auch einige prominente Fluggäste im Erdinger Moos. So kamen 1992 etwa die Teilnehmer des Weltwirtschaftsgipfels, darunter zahlreiche Regierungschefs. 2006 wurde Papst Benedikt XVI. empfangen und 2015 der damalige US-Präsident Barack Obama. Wegen des G7-Gipfels flog er mit der Airforce One zum Flughafen München. Höchste Sicherheitsvorkehrungen waren nötig.

Vulkanasche lässt Tausende stranden

Ein weiteres markantes Datum war der 16. April 2010. Nach einem Vulkanausbruch in Island musste auch der Flughafen München dicht machen – als letzter in Deutschland, wie der langjährige Verkehrsleiter Alexander Hoffmann berichtet. Davor waren noch viele Flugzeuge mit anderen Zielen dorthin umgeleitet worden. Letztlich saßen Tausende in den Terminals fest.

Stillstand in Corona-Pandemie

Gähnende Leere herrschte dagegen nach Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020. Flughafenchef Jost Lammers erinnert sich noch immer mit Schrecken daran, dass die Anzeigentafeln gerade noch eine Handvoll Flüge anzeigten: "Das war der absolute Tiefpunkt." Erst wenige Monate zuvor war Lammers Flughafen-Chef geworden. Seinen Start in der neuen Position hatte er sich wohl anders vorgestellt.

Zeitreise für die Nachbarn

Für Monika Riesch und ihre Familie in Attaching war der Stillstand dagegen "ein Segen", wie sie sagt. In Haus und Garten war es wieder ruhig, "es war wie früher". Die reinste Zeitreise in die Vergangenheit. Mittlerweile zählt der Münchner Flughafen wieder etwa 800 Starts und Landungen am Tag – 400 weniger als vor Corona.

Startbahn-Pläne liegen auf Eis

Unabhängig davon werden die Pläne für eine bereits genehmigte dritte Startbahn gerade nicht mehr weiterverfolgt. Die bayerische Staatsregierung hatte sie schon 2018 per Moratorium erst einmal auf Eis gelegt. Bereits 2012 war das Vorhaben bei einem Münchner Bürgerentscheid von einer Mehrheit abgelehnt worden.

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