Wolfersdorf, das zur Gemeinde Zandt im Landkreis Cham gehört, hat rund 250 Einwohner. 180 von ihnen sind Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Wolfersdorf, also mehr als die Hälfte, rund 35 davon sogar als Aktive, die auch tatsächlich bei Einsätzen ausrücken. Stark ist auch die Jugendfeuerwehr, die momentan 21 Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren umfasst. Viele sind dabei, weil auch schon die Eltern und Großeltern Feuerwehrler waren. Andere finden, es gehört einfach dazu, dabei zu sein. Und gleichzeitig gilt die Freiwillige Feuerwehr als Treffpunkt für die Menschen aus dem Ort.
Aktive Jugendarbeit und viel geboten
Jugendwart Thomas Raab und Kollege Stefan Amann fragen allerdings jedes Jahr von sich aus alle Jugendlichen im Dorf persönlich, ob sie nicht zur Feuerwehr kommen wollen. Sie machen tatsächlich eine Klingeltour an den Haustüren, aber ohne Zwang. Viel wichtiger noch: Den Jugendlichen wird bei der Wolfersdorfer Feuerwehr einiges geboten, was über die wöchentlichen Übungen und das Lernen für Abzeichen hinausgeht. "Wir machen zum Beispiel gemeinsame Übungen mit der Rettungshundestaffel. Wir hatten eine Eisrettung als Übung am Blaibacher See. Wir haben einen Ausflug zur Integrierten Leitstelle gemacht, damit die Jugendlichen sehen, was passiert, wenn ein Notruf abgesetzt wird", sagt Jugendwart Thomas Raab.
Wenn aus Feuerwehr Freundschaft wird
Außerdem trifft man sich öfter zum Pizzaessen oder zum Grillen. Die Feuerwehr Wolfersdorf veranstaltet Dorffeste, eine Feuerwehr-Weihnacht, stellt jedes Jahr den Maibaum auf. Sie profitieren zwar auch davon, dass es außer der Feuerwehr nur einen einzigen weiteren Verein in dem kleinen Dorf gibt, den Kapellenbauverein. Aber das allein würde nicht reichen, um Leute anzulocken. Schließlich sind die Menschen auf dem Land mobil, können also auch in Vereine in Nachbarorten gehen.
Wenn die Sirene geht, laufen fast alle zusammen
Wenn in Wolfersdorf die Sirene geht, ist selten im eigenen kleinen Dorf was passiert. Einen großen Brand gab es hier praktisch noch nie. Aber wie andere kleine Feuerwehren rückt Wolfersdorf mit aus, wenn man für Einsätze in anderen Orten angefordert wird, nicht nur bei Bränden. Auch bei Hochwasser oder bei Verkehrsunfällen auf den naheliegenden größeren Straßen rücken sie oft aus. Wenn in dem kleinen Dorf die Sirene geht, schauen fast alle aus dem Fenster und manche laufen sogar zum Feuerwehrhaus, um zu erfahren, was passiert ist.
"Da sind auch viele dabei, die nicht mehr ausrücken dürfen, weil sie die Altersgrenze von 65 erreicht haben", so Stefan Kargl, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Wolfersdorf. "Die Leute im Dorf laufen dann schon zusammen. Wäre ja schlimm, wenn es anders wäre."
Feuerwehrhaus wird saniert
Die Gemeinde Zandt belohnt nun auch das Engagement der Wolfersdorfer: Das kleine Feuerwehrhaus im Dorf wird heuer saniert. Bürgermeister Hans Laumer ist froh und "stolz", dass es in Wolfersdorf so gut läuft. Das Feuerwehrwesen sei zwar eine "Pflichtaufgabe der Gemeinden", aber zum ehrenamtlichen Feuerwehrdienst selbst könne man nun mal keinen verpflichten, so Laumer.
Bayernweit: Zahlen stabil, aber regionale Unterschiede
Insgesamt sind in Bayern - Stand 2022 - 330.876 Männer und Frauen aktiv bei der Feuerwehr. Gegenüber 2020 ist das ein leichter Anstieg. Ob die Zahlen so gut bleiben oder doch wieder gesunken sind, muss der Landesfeuerwehrverband Bayern abwarten. Es gibt Orte, wo die Freiwillige Feuerwehr personell schwach aufgestellt ist. Bei den Jugendfeuerwehren gab es zuletzt bayernweit einen Rückgang, bei den Kinderfeuerwehren dagegen einen Anstieg.
Kinderfeuerwehren Hoffnungsträger für Nachwuchsgewinnung
Die Kinderfeuerwehren, die 2018 neu geschaffen wurden, sind die großen Hoffnungsträger für die Nachwuchsgewinnung. Sie haben sich gut entwickelt, heißt es vom Landesfeuerwehrverband Bayern. 2018 waren 8.224 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren Nachwuchsfeuerwehrler. 2022 waren es schon 14.673. Aber nicht in jedem Ort gibt es eine Kinderfeuerwehr – in Wolfersdorf zum Beispiel nicht. Es hängt immer davon ab, ob es Erwachsene gibt, die hier genug Zeit und Engagement hineinstecken können.
Negativschlagzeilen über Gaffer und Pöbler
Viel gewonnen wäre auch, wenn die Arbeit von Hilfskräften und Rettern wie eben der Feuerwehr gesellschaftlich wieder stärker respektiert würde. In den letzten Jahren hatte es eher Schlagzeilen über Gaffer und Pöbler bei Einsätzen gegeben und über Menschen, die Hilfskräfte sogar körperlich attackieren.

In Wolfersdorf ist das Feuerwehrhaus der Dorfmittelpunkt und zwei Drittel der Einwohner engagieren sich in der Feuerwehr.
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