17.910 Obdachlose waren zum 31. Januar 2022 in Bayern in Unterkünften gemeldet. Wie das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales auf Anfrage von BR24 mitteilt, war es die erste Erhebung dieser Art. Auch wenn es seitdem keine vergleichbaren Daten gibt, zeigt sich in den Unterkünften und Wärmestellen eine klare Tendenz: Die Zahl der Obdachlosen steigt.
Bayreuth: Obdachlosenunterkunft überfüllt
Schon seit längerer Zeit ist beispielsweise in Bayreuth ein erhöhter Bedarf auf dem Gebiet zu merken. Die Stadt reagiert mit dem Ausbau der Obdachlosenversorgung. In den kommenden Monaten wird mit einem weiteren Anstieg gerechnet.
Die Obdachlosenunterkunft in Bayreuth ist momentan überfüllt. Um die 30 Menschen suchen derzeit bei der Stadt ein Dach über dem Kopf. Die Zahl derer, die neu dazu kommen variiere täglich, so Nancy Kamprad von der Stadt. Vor Weihnachten rechnet sie mit einem weiteren Anstieg. "Viele haben jetzt vielleicht noch die Möglichkeit bei Bekannten Unterschlupf zu finden, vor den Feiertagen kann sich das aber schnell ändern", so Kamprad.
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Wohnungsnot in der Stadt
Die Zeiten, wer wie lange in der Bayreuther Obdachlosenunterkunft bleibe seien sehr unterschiedlich. Von einem Tag bis zu einem Jahr sei alles dabei, so Kamprad weiter. Wohnungen zu finden sei in Bayreuth extrem schwierig, es herrsche absolute Wohnungsnot, so Kamprad. Dazu komme, dass seit dem Krieg in der Ukraine viele Familien zusätzlich auf den Wohnungsmarkt drängen.
Nebenkosten werden Zahlen steigen lassen
Die Gründe für Obdachlosigkeit sind vielfältig. Trennung oder Wohnungsräumungen kommen immer wieder vor. Noch sind es überwiegend Männer, die Schutz bei der Stadt suchen. Doch auch das ändere sich. Die Zahl der Frauen und Familien nehme zu. Auch befürchtet Kamprad, dass es bald noch mehr werden, die Unterstützung brauchen, wenn die ersten Nebenkostenabrechnungen kommen. "Wir haben schon jetzt viele Anfragen, wie das bezahlt werden soll", so Kamprad. Ein Thema, dass auch für die Obdachlosenunterkünfte selbst akut ist. Noch habe man keine neuen Energiepreise von den Leistungsanbietern erhalten, stelle sich aber auf deutliche Mehrkosten ein, die auch für den Haushalt der Stadt Bayreuth für das Haushaltsjahr 2023 eingeplant worden sind.
Neue Obdachlosenunterkunft in der Stadt
Die weitere Obdachlosenunterkunft in der Stadt Bayreuth soll voraussichtlich Mitte Januar 2023 in Betrieb gehen. Fünf Wohnungen mit insgesamt 12 Plätzen sind es, die dafür vorgesehen sind. Mit den zusätzlichen Räumlichkeiten hofft die Stadt, den Bedarf für die Obdachlosenunterbringung erst einmal zu decken.
Zweite Wärmestube in Nürnberg
Auch in Nürnberg steigen die Zahlen. Daher sei es enorm wichtig, dass es mittlerweile eine zweite Wärmestube gebe, so eine Sprecherin der Wärmestube gegenüber BR24. Inzwischen kämen immer häufiger auch psychisch sehr belastete Menschen. Bei den Corona-Hilfen seien viele Obdachlose leer ausgegangen, da diese online beantragt hätten werden müssen. Beim Antrag auf Bürgergeld könne den Wohnungslosen in den Wärmestuben geholfen werden.
Auf Verlässlichkeit kommt es an
Fest steht: In Nürnberg werden sich Obdachlose trotz Energiekrise in den Wärmestuben aufwärmen und Verpflegung zu sich nehmen können. Beständigkeit sei den Menschen ohne festen Wohnsitz sehr wichtig. Es gehe nicht um spezielle Angebote und Extras, sondern um Verlässlichkeit. Um zu helfen, sind in Städten, wie Nürnberg, beispielsweise auch Ehrenamtliche unterwegs, die Menschen auf der Straße helfen: mit Decken, Kaffee, Tee und warmen Worten.

Obdachlos in eiskalten Nächten
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