Die Bilanz für das Jahr 2022: Es sind mehr Flüchtlinge angekommen als im Vorjahr. Diese Meldungen kommen aus ganz Bayern und werden von einer aktuellen Zusammenfassung der Regierung von Unterfranken bestätigt. Die Kapazitäten der Flüchtlingsunterkünfte sind am Limit, hieß es erst vor wenigen Tagen erneut vom Bamberger Landrat.
Neuer Höchstwert bei Flüchtlingszahlen in Bayern
Der Anstieg hängt vor allem damit zusammen, dass seit Beginn des Kriegs in der Ukraine unzählige Menschen aus ihrer teilweise stark umkämpften Heimat fliehen.
Wie es vor wenigen Tagen hieß, haben laut Migrantenverwaltungssystem Ende des vergangenen Jahres knapp 170.000 Menschen in Asylunterkünften in Bayern gelebt. Das bisherige Maximum war im Mai 2016, als über 150.000 Asylbewerber in Bayern untergebracht waren. Der hohe Zuwachs sei laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nicht nur auf die Flüchtlinge aus der Ukraine zurückzuführen, sondern auf Asylbewerber aus anderen Teilen der Welt.
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Derzeit, so Herrmann, versuchten viele Landkreise wieder zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen, etwa durch spezielle Container. In der Oberpfalz könnten wegen akuter Wohnungsnot Flüchtlinge auf einem Hotelschiff untergebracht werden.
Ukraine-Flüchtlinge größtenteils privat untergebracht
Auch für Unterfranken zeigt die nun veröffentlichte Gesamt-Bilanz: Es wurden 2022 deutlich mehr Flüchtlinge registriert als im Jahr zuvor. Konkret: Mehr als 8.000 Asylbewerber wurden neu registriert. Besonders die Ankunft von Flüchtlingen aus der Ukraine im März und April 2022 habe die Behörden demnach vor große Herausforderungen gestellt.
Lob gilt laut Regierung ausdrücklich der Bevölkerung: Ein großer Teil der mittlerweile über 17.200 registrierten, aus der Ukraine nach Unterfranken gekommenen Menschen sei in privaten Wohnräumen aufgenommen worden.
Kommunen beschäftigt die Frage und Suche nach Wohnraum für Geflüchtete seit Monaten. Bereits untergebrachte ukrainische Flüchtlinge haben im angespannten Wohnungsmarkt kaum Chancen auf eine eigene Wohnung und somit mehr Privatsphäre. Im Raum Würzburg unterstützen deshalb Wohnungsvermittlungsstellen.
Unterfränkisches Ankerzentrum aktuell überbelegt
Eine gängige Unterbringung für Flüchtlinge sind sogenannte Ankereinrichtungen. In Unterfranken liegt eine solche in Geldersheim bei Schweinfurt, in der ehemaligen US-Kaserne. Laut Bilanz der Regierung wurden dort 2022 im Rahmen der Erstunterbringung 8.139 Flüchtlinge aufgenommen. Darunter waren 5.019 Asylbewerber und 3.120 Flüchtlinge aus der Ukraine. Die Zugänge 2022 lagen damit über den Gesamtzugängen der letzten drei Jahre.
Am Montag waren in der unterfränkischen Ankereinrichtung genau 1.714 Personen untergebracht, so die Regierung. Damit übersteige die Belegungsquote aktuell den Bereich der Vollauslastung. Die liege bei 1.500 untergebrachten Personen.
Vor allem Flüchtlinge aus Algerien, Armenien, der Elfenbeinküste und aus Somalia leben im Ankerzentrum Geldersheim. Daneben wurden laut Regierung wegen des bundesweit hohen Zugangs auch Asylbewerber aus Afghanistan und Syrien aufgenommen. Auch die 17 Übergangswohnheime der Regierung von Unterfranken sind derzeit voll belegt.
Anzahl dezentraler Unterkünfte mehr als verdoppelt
Neben der Erstunterbringung leben in Unterfranken derzeit gut 9.000 Flüchtlinge in weiteren Unterkünften. In den aktuell 43 Gemeinschafts-, beziehungsweise Teilgemeinschaftsunterkünften der Regierung, wohnten am zum Ende des Jahres insgesamt 3.434 Personen. Dazu kamen 5.583 Menschen in 275 dezentralen Einrichtungen.
Bezogen auf die Gesamtzahl an untergebrachten Personen sind dies 4.041 mehr als vor einem Jahr. Die Anzahl der dezentralen Unterkünfte hat sich mehr als verdoppelt.
Jugendämter: Mehr unbegleitete Minderjährige
Stark angestiegen ist der Statistik zufolge auch die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden. Darunter werden alle Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren erfasst, die ohne Begleitung nach Deutschland einreisen und für die sich keine Erziehungsberechtigte in Deutschland aufhalten. Um die Inobhutnahme und Unterbringung dieser Gruppe kümmern sich die Jugendämter.
2022 wurden den Jugendämtern in Unterfranken im Rahmen der bundesweiten Verteilung 148 Jugendliche neu zugewiesen und in Heimen in Unterfranken stationär untergebracht. Im Jahr davor waren es 87 Jugendliche.
Behörden rechnen mit weiter steigenden Flüchtlingszahlen
Wegen der Entwicklungen in Afghanistan, Syrien und im Iran gehen die Behörden außerdem von einem weiteren Anstieg der Zugänge aus. Dazu kämen die humanitären Aufnahmen, etwa afghanischer Ortskräfte. Seit Mitte 2021 seien bislang insgesamt 464 afghanische Ortskräfte in Unterfranken untergebracht. Für das Jahr 2023 werden weitere humanitäre Aufnahmen – auch aus Afghanistan – erwartet.
Insgesamt 211 Menschen wurden laut Regierung im Jahr 2022 durch die Zentrale Ausländerbehörde Unterfranken abgeschoben. Darüber hinaus kehrten 185 Personen nach Beratung und gegebenenfalls mit staatlicher Unterstützung freiwillig in ihr Herkunftsland oder einen aufnahmebereiten Drittstaat zurück. Hauptschwerpunktländer der freiwilligen Ausreisen seien Armenien und Algerien gewesen.
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