Für das sogenannte "Integrierte Monitoring von Singvogelbeständen" fangen Forscher die Tiere mit Netzen. Dafür müssen sie früh aufstehen und viel Fingerspitzengefühl beweisen. 4 Uhr morgens, eine Stunde vor Sonnenaufgang, es ist noch stockdunkel. Markus Schmidberger von Landesbund für Vogelschutz LBV in Cham und sein Team von freiwilligen Helfern bauen auf der sogenannten Drahtinsel an der Cham bei Arnschwang (Lkr. Cham) ein 100 Meter langes Netz auf. Darin sollen sich möglichst viele Singvögel verfangen, die dann wissenschaftlich untersucht werden. Verletzten können sich die Tiere in den schwarzen, weichen Baumwollmaschen, die für sie quasi unsichtbar sind, nicht. Die Fang-Aktion läuft nach festen Regeln ab.
Vögel beobachten, immer zur gleichen Zeit
Deutschlandweit beteiligen sich rund 100 Forschungsstationen am IMS - dem Integrierten Monitoring für Singvogelpopulationen. Alle bauen ihre Netze an bestimmten Tagen zur gleichen Zeit auf, jahrelang an immer den gleichen Standorten. So bekommen die Wissenschaftler einen Überblick über die Entwicklung der Bestände. Vorteil dieser Untersuchungsmethode: Es gehen auch Tiere ins Netz, die anders nicht nachweisbar wären. Denn würde man nur Vogelstimmen auswerten, würden "Nicht-Sänger", Weibchen oder durchziehende Arten nicht auffallen - genauso wenig kann man unauffällige, gut getarnte Arten in freier Natur unmöglich gesichert beobachten, erklärt Markus Schmidberger vom LBV.
Vogelforscher brauchen Geduld und Fingerspitzengefühl
Alle halbe Stunde wird das Fangnetz kontrolliert, aber es dauert bis sich die ersten Tiere darin verfangen. Erst nach zweieinhalb Stunden entdecken die Forscher einen Zaunkönig. Der Winzling hat sich in den Maschen verheddert, Markus Schmidberger muss ihn vorsichtig mit der Schere befreien. Dann wird der Vogel gewogen, vermessen und mit einem kleinen Ring an einem Bein markiert. Sollte er nochmal gefangen werden, könnten ihn die Forscher wieder identifizieren.
Singvogelbestände unter Druck - Bestände schrumpfen
Dennoch macht sich Markus Schmidberger große Sorgen um viele einheimische Singvogelarten. "In unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft, in der Wiesen mindestens viermal im Jahr gemäht und massiv gedüngt werden, können Vögel nicht überleben.", so Schmidberger vom LBV
Das Nahrungsangebot sei viel zu klein, Lebensräume werden beschnitten. Deswegen nehmen Singvögelbestände kontinuierlich ab. Übrigens, mahnt Schmidberger: "Vögel sind ein sehr guter Indikator dafür, wie es um unsere unmittelbare Umwelt bestellt ist!"
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