Die Münchner Virologin Ulrike Protzer rechnet mit einer neuen Corona-Infektionswelle im Herbst und befürwortet Vorbereitungen darauf im Infektionsschutzgesetz. "Das ist einfach jeden Herbst so, dass die Corona-Viren zurückkehren", sagte sie im Interview mit BR24. "Und warum sollte es mit dem Sars-Coronavirus 2 anders sein?"
Es sei nun wichtig, darauf vorbereitet zu sein. Vor allem gelte es, die Älteren zu schützen, so die Direktorin des Instituts für Virologie an der Technischen Universität München. Das heißt laut Protzer, konsequent eine Dritt- oder Viert-Impfung anzubieten, "und zwar nicht erst Ende September, Oktober, sondern wirklich schon Anfang September, bevor die Welle anrollt. Vergangenes Jahr waren wir da leider zu spät."
Protzer: Vierte Impfung für ältere Menschen
Zudem solle das Infektionsschutzgesetz – wie von RKI-Präsident Lothar Wieler gefordert – so vorbereitet werden, dass man schnell Maßnahmen ergreifen könne, wenn man sie braucht. Die Politik dürfe keine Zeit verlieren bei der Arbeit an einem neuen Gesetz, hatte Wieler im "Interview der Woche" auf BR24 gefordert.
Protzer betonte, für die unter 60-Jährigen sei es zunächst wichtig, den Impfschutz mit einer dritten Impfung zu vervollständigen. "Wir haben in einer relativ großen Studie eigentlich wirklich total überzeugend gesehen, dass man dreimal Kontakt braucht. Das heißt: drei Impfungen oder auch zwei Impfungen, eine Infektion. Das haben jetzt auch viele durchgemacht. Die vierte Impfung, die ist momentan wirklich für die gefährdeten Personengruppen und für die Älteren angezeigt", erklärte Protzer.
"Virus nicht durchrauschen lassen"
Das Virus ohne weitere Maßnahmen durchlaufen zu lassen, sieht die Münchner Virologin kritisch: "Das haben wir ja auch schon die letzten anderthalb Monate mehr oder weniger getan. Das geht auch für Menschen, die ein gesundes Immunsystem haben. Wir haben aber auch Mitbürger, die das eben nicht haben, die eine Chemotherapie gerade hinter sich haben, die eine Bestrahlungstherapie hatten, die vielleicht einen angeborenen Immundefekt hatten oder die eben einfach ein fortgeschrittenes Lebensalter haben. Und auf die muss man schon ein bisschen Rücksicht nehmen. Bei denen darf man das Virus einfach nicht durchrauschen lassen."
Als Hinweis für die möglichen Maßnahmen im Herbst empfiehlt Protzer die Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen einer Corona-Infektion. Das sei ein schneller Anzeiger für die Zahl der schweren Erkrankungen.
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