Blaumohnfeld bei Genderkingen
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Violette Blüten: Blaumohnfelder werden zum Besuchermagnet

Violette Blüten: Blaumohnfelder werden zum Besuchermagnet

Blaumohnfelder sorgen derzeit rund um Genderkingen für Aufsehen. Autofahrer bleiben stehen, Radfahrer zücken das Handy: Das violette Blütenmeer ist allerdings nur von kurzer Dauer. Bald fallen die Blätter ab, dann reift der Mohn in den Kapseln.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

    "Sind das Tulpen?", war der erste Gedanke dieses Autofahrers, der das violett blühende Feld von der Straße aus gesehen hat. Er hält an, schaut genauer hin, stellt fest: "Nein, das ist Mohn". So geht es vielen, die hier vorbeifahren, einige halten an, zücken das Handy. Eine Radlergruppe fährt auf das Feld zu, er habe am Samstag die Blüten gesehen, und wollte das auch seinen Freunden zeigen, sagt ein Rentner aus dem etwa 15 Kilometer entfernten oberbayerischen Bertholdsheim. Die Felder fallen auf, und das freut Landwirt Michael Böck: "Wenn dann jemand ein Foto im Status hat, und ich seh das, das freut mich", sagt der Landwirt. Wichtig ist ihm aber auch: "Wir machen hier keinen Selfie-Tourismus. Jeder, der mag, kann gerne ein Foto machen, aber hier werden Nahrungsmittel erzeugt." Darauf solle man achtgeben und das Feld nicht betreten sowie keine Pflanzen zerstören.

Anbau von Blaumohn ist genehmigungspflichtig

    Der Anbau von Blaumohn ist nämlich nicht ganz einfach und Michael Böck ist froh, dass die Pflanzen diese Jahr so gut gedeihen. Angesät hat er diese Mohnart bereits im Herbst. Das sei ein Wintermohn, erklärt er, eine der wenigen Sorten, die in Deutschland zugelassen sind. Diese Sorten haben einen geringen Morphingehalt. Weil Blaumohn dieses Opiat enthält, ist der Anbau genehmigungspflichtig. Dafür ist die Bundesopiumstelle zuständig. Der rote Klatschmohn, der zur Zeit ebenfalls blüht und meist wild aufgeht, an Wegesrändern oder in Getreidefeldern, ist nicht für die Ernte geeignet.
    "Blaumohntourismus" bei Genderkingen
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    "Blaumohntourismus" bei Genderkingen

      In wenigen Tagen wird das violette Blütenmeer schon wieder Vergangenheit sein. Dann fallen die Blütenblätter ab. Die Kapsel wächst unterdessen weiter und beginnt zu reifen. Die Pflanze habe eine sehr hohe Reproduktionsleistung, sagt Landwirt Michael Böck: Aus nur einem Mohnkorn sei sie gewachsen und produziere an die tausend Samen. "Das ist das Schöne", sagt er, "wenn man die Kapsel dann aufmacht, dann hat man eine richtig schöne Menge Mohn in der Hand, mehr als man für eine Semmel braucht".

    Mohn wird an Bäckereien geliefert

      Für Semmeln oder Kuchen wird der Mohn, den Böck anbaut, nämlich verwendet. Der Landwirt hat sich auf den Anbau von Saaten spezialisiert. Leinsamen, Kümmel, Kürbiskerne und Mohn produziert er, und zwar für 17 Bäckereien. Teils sind die aus der näheren Umgebung, er hat aber auch Abnehmer in Stuttgart oder Oberbayern. Gerne fahre er dann zu den einzelnen Bäckereien und probiere überall den Mohnkuchen, das mache ihm große Freude, sagt der Landwirt. Der Mohnanbau ist nicht sehr verbreitet: Deutschlandweit, schätzt er, würden etwa 700 Hektar Mohn angebaut, davon in Bayern um die 200 Hektar. Er selbst baut Mohn auf etwa zehn Feldern mit einer Größe von 20 Hektar an.

    Mohnblüten auch für Bienen "Gold wert"

      Damit locken die Felder, die in einem Umkreis von etwa 30 Kilometern rund um Genderkingen im Landkreis Donau-Ries liegen, in diesen Tagen viele Besucher an. Gerade hat auch ein Imker sein Auto abgestellt und freut sich an den Blüten: "Für die Bienen ist das sehr wichtig", sagt er. Es blühe so wenig in der Natur, da sei so ein Feld für die Bienen schon "Gold wert". Die Radlerinnen erkundigen sich unterdessen bei Landwirt Michael Böck, wie der Mohn bearbeitet wird, um ihn für Kuchen zu verwenden. Der würde gequetscht, erklärt Böck, aber das machten die Bäcker selber. Er liefert die Samen so, wie er sie erntet, naturbelassen. Mitte August wird es so weit sein, dann sind die Kapseln mit den Tausenden und Abertausenden Mohnkörnern ausgereift.

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