Das Amtsgericht Regensburg
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Das Amtsgericht Regensburg. Hieraus ist der Täter geflohen.

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Mörder auf der Flucht: 150 Hinweise, bislang keine heiße Spur

Vier Tage ist es her, seit ein verurteilte Mörder aus einem Fenster des Amtsgerichts Regensburg geklettert und geflohen ist. Ein Polizist sprang hinterher, doch der Mann entkam. Eine heiße Spur haben die Fahnder weiterhin nicht.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Die Suche nach dem verurteilten Mörder, der am Donnerstag (05.01.) aus dem Amtsgericht in Regensburg geflohen war, geht mit dem Wochenstart weiter. Auf BR-Anfrage teilte die Polizei mit, dass die Einsatzkräfte den Mann auch am Wochenende nicht finden konnten. Die Suche nach dem 40-Jährigen werde daher mit unveränderter Stärke fortgesetzt, so ein Polizeisprecher. Es gebe bislang keine frische Spur.

Hat sich der Flüchtige bereits abgesetzt?

Die Polizei hat eigenen Angaben zufolge inzwischen über 150 Hinweise von Bürgern zu dem Fall bearbeitet. Auch die Aufnahmen der Video-Kameras auf dem Regensburger Hauptbahnhof wurden ausgewertet - zeigen jedoch keine Hinweise auf den flüchtigen Mörder, hieß es.

Die Polizei in Nürnberg ist in die Fahndung eingeschaltet, da der Verdacht besteht, dass er dorthin Kontakte hat. Weiterhin läuft auch eine internationale Fahndung nach dem Mann. Im Einsatz sind nach Angaben eines Sprechers erneut Hundeführer sowie unterstützende Kräfte der Bereitschaftspolizei.

Da sich am Sonntagmorgen dichter Nebel über Regensburg gebildet hatte, kam der Suchhubschrauber zunächst nicht wieder zum Einsatz. Auch am Montag soll der Polizeihubschrauber erst mal nicht starten.

Auch im Umfeld des Flüchtigen wird weiter ermittelt, heißt es von der Polizei. Ob sich der Mann noch in Regensburg aufhält, ist unklar, so ein Polizeisprecher: "Man muss von allem ausgehen." Es könne aber natürlich auch sein, dass sich der Flüchtige längst ins Ausland abgesetzt hat. Er ist deshalb auch international zur Fahndung ausgeschrieben.

Flucht durchs Fenster - Polizist springt hinterher

Wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte in der Straubinger Justizvollzugsanstalt sei der Mann zu einer Verhandlung ins Amtsgericht gebracht worden, sagte ein Gerichtssprecher. Hier sollte er am Donnerstag einem Richter vorgeführt werden.

Er flüchtete in einer Verhandlungspause durch das Fenster aus einem Anwaltszimmer im Erdgeschoss. Darin sei er - wie üblich - mit seinem Verteidiger allein gewesen, so ein Polizeisprecher. Wie genau ihm die Flucht gelang, werde weiterhin ermittelt. Man gehe derzeit von folgendem Szenario aus: Ein Beamter sicherte die Tür des Anwaltszimmers, ein anderer sollte das Fenster sichern. "Das war hier auch der Fall", betont der Polizeisprecher. Einer der Polizisten soll auf dem Weg nach draußen gewesen sein, doch der Mann kam ihm mit einem Sprung aus dem Fenster zuvor. Das Ganze muss in Sekundenschnelle passiert sein, so der Sprecher. Anschließend riss der Anwalt die Tür auf und rief den Beamten zu, dass der Mann geflüchtet sei, so der Polizeisprecher. Der Wachmann vor der Tür soll dem Flüchtigen durch das Fenster nachgesprungen sein, doch der 40-Jährige entkam ihm "um Sekunden".

Hand- oder Fußfesseln trug er keine, da sie vorher, wie es üblich ist, im Sitzungssaal abgenommen wurden. Erkenntnisse, dass die Flucht womöglich geplant war, gebe es derzeit nicht. Florian Beck, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz, sagte dem BR: "Es gibt auch keine konkreten Hinweise, dass der Mann einen Helfer vor Ort hatte. Ausschließen kann man es nicht."

Überwachungsbilder zeigen: Mörder lief durch Garten

Offenbar lief der 40-Jährige bei seiner Flucht durch den Garten von Anwohnern nahe des Amtsgerichts. Die Anwohnerin, die anonym bleiben will, erzählt, die Polizei habe am Haus der Familie geklingelt und gefragt, ob die Überwachungskameras am Haus den Flüchtigen gefilmt hätten. Erst dann habe die Familie von der Flucht des Verurteilten erfahren. Gemeinsam mit der Polizei habe die Familie die Videos gesichtet, erzählt die Frau.

Und tatsächlich entdeckten sie den Mann im Video. Nur wenige Sekunden, bevor ihre Tochter mit dem Hund vom Gassigehen zurückgekommen war. Die Polizei untersuchte mit Spürhunden den Garten und die Umgebung. Immer wieder würden der Familie Gedanken durch den Kopf gehen, etwa wie sie reagiert hätten oder was passiert wäre, wenn sie dem Mann begegnet wären, erzählt die Anwohnerin.

Meldungen über Aufenthaltsort in Schwandorf nicht bestätigt

In Messenger-Diensten soll am Wochenende die Nachricht verbreitet worden sein, dass sich der gesuchte Mörder in Schwandorf befinden soll. Doch wie ein Polizeisprecher "Oberpfalz Medien" bestätigt, sei der Mann wohl nicht in Schwandorf. Es seien zwar einige Hinweise zum Aufenthaltsort des Mannes eingegangen, darunter auch aus dem Raum Schwandorf, doch erhärtet habe sich dieser Verdacht nicht.

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Am Freitag suchte die Polizei weiter nach dem Flüchtigen - wie hier mit Suchhunden nahe des Regensburger Hauptbahnhofs

Flüchtiger sitzt lebenslange Strafe ab

Neben Polizeibeamten aus Regensburg sind auch Kräfte umliegender Dienststellen hinzugezogen worden. Zudem wurden Polizeibeamte aus der Freizeit geholt. "Unsere ganzen Kollegen in Bayern, in Deutschland und darüber hinaus wurden verständigt", sagte Florian Beck, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz, zum BR. "Jede Polizeidienststelle im Schengen-Raum hat jetzt die Fahndung vorliegen. Das macht es ihm auf jeden Fall nicht leichter."

Der 40-jährige Flüchtige sitzt seit 2011 wegen Mordes in Tateinheit mit Raub mit Todesfolge im Gefängnis. Einem Polizeisprecher zufolge hatte er bei einem Überfall auf ein Lottogeschäft in Nürnberg eine 76 Jahre alte Frau erwürgt. Er ist rechtskräftig zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

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