Mit Bohrungen in bis zu 200 Metern Tiefe sind Geologen des bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) dem vermutlich jüngsten Vulkan Bayerns in Bärnau in Oberpfalz auf der Spur.
Was für die Experten und die Erdgeschichte Bayerns schon spannend ist, hat noch einen weiteren Aspekt: Aktiver Vulkanismus ist laut Roland Eichhorn vom Landesamt für Umwelt ein Ausschlusskriterium für einen Standort für ein Atommüll-Endlager.
Aktiver Vulkan ist Ausschlusskriterium für Endlager
Ein Atommüll-Endlager soll für eine Million Jahre sicher sein. Das könnte bei einem Vulkan ein Problem sein. "Wenn wir hier ein explosives Vulkanereignis haben, das vor 200.000 Jahren stattfand, dann ist das ein K.o.-Kriterium und hier kann kein Endlager gebaut werden", so Eichhorn zum Bayerischen Rundfunk. Es muss ausgeschlossen werden, dass der Vulkan innerhalb der nächsten eine Million Jahre erneut ausbricht.
Erste Hinweise auf ehemaligen Kratersee
Bereits seit Anfang der Woche haben nun die Bohrungen begonnen, jeweils einen Meter tief wird der Bohrer in die Erde getrieben. Stand Freitagmittag war man bei 38 Metern Tiefe angekommen, in der kommenden Woche soll es weitergehen. Bis zu 200 Meter tief könnte es gehen.
Der vermutete Vulkan hat an der Oberfläche einen Durchmesser von etwa 1.000 Metern und ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Von oben sieht man nur eine Wiese am Ortsrand von Bärnau. Durch Bodenmessungen und das Scannen des Untergrunds haben die Mitarbeiter des LfU diese Abweichung der Bodenstruktur entdeckt. Jetzt soll bis zum unteren Rand des Trichters gebohrt werden, um auf das erwartete Vulkangestein zu stoßen.
So wollen die Geologen herausfinden, ob es sich um einen Vulkan handelt und - wenn ja - wie alt er tatsächlich ist. Erste Proben des ausgegrabenen Erdreichs bestätigen den Forschen zufolge die Vermutung, dass unter der Erde ein ehemaliger Kratersee liegt. Der gesamte Analyseprozess dürfte aber insgesamt mehrere Jahre dauern.
Schematischer Querschnitt durch einen Maar-Krater.
Zeitreise im Inneren der Erde
Spannend ist dabei für die Forscher vor allem das Innere des Vulkans. Pollen, organische Sedimente, Gestein und Erde sind ein wichtiger Indikator für die Klimaforschung. Die Forscher nennen es "Klimaarchiv". "Es würde uns eine regelrechte Zeitreise ermöglichen", so Eichhorn. Man könne damit die Veränderungen der Landschaft sehr genau rekonstruieren. Für die Klimaforschung sei das ein bedeutender Schatz. Die Auswertung der Bohrkerne soll zeigen, wie sich die Region in den letzten 200.000 - 300.000 Jahren verändert hat.
2015 Vulkan bei Neualbenreuth nachgewiesen
Bereits 2015 konnte das Bayerische Landesamt für Umwelt ganz in der Nähe von Bärnau einen ebenfalls recht jungen Vulkan nachweisen: in einem Wald, etwa 1,5 Kilometer südöstlich von Neualbenreuth, ebenfalls im Landkreis Tirschenreuth.
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