Gas-Haupthahn wird zugedreht
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Erdgas soll für die Heizung von Gebäuden künftig möglichst nicht mehr verwendet werden. Es gibt Alternativen, aber für manche wird es schwierig.

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Verbot neuer Gas- und Ölheizungen: Welche Alternativen bleiben?

Nach Plänen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sollen in Deutschland ab 2024 keine neuen Öl- und Gasheizungen mehr eingebaut werden. Was Hausbesitzer jetzt tun können und welche Alternativen es gibt.

Der Gesetzesentwurf aus dem Klimaschutzministerium war noch gar nicht fertig, als wesentliche Punkte daraus Ende Februar an die Öffentlichkeit kamen. Seither läuft eine kontroverse Debatte darüber, wie es mit den Heizungen in Deutschland weitergehen soll. Welche Regeln künftig genau gelten, steht also noch nicht fest.

Jetzt noch schnell eine Ölheizung kaufen?

Also vielleicht in diesem Jahr noch schnell eine neue Gas- oder Ölheizung einbauen lassen, solange das noch erlaubt ist? Manche Hausbesitzer ziehen das durchaus in Betracht. Erich Maurer vom Verein der bayerischen Energieagenturen warnt jedoch: "Bitte keine Panikkäufe jetzt!" Ein Gaskessel hält eigentlich über 20 Jahre. Bis 2040 soll Bayern jedoch klimaneutral sein.

"Das ist ein ökologischer Rucksack, den wir dann nicht rechtzeitig loswerden", so Maurer. Wenn die Politik ihre Klimaziele ernst nimmt, müsse sie dann solche Gasheizungen vor Erreichen der eigentlichen Lebensdauer zwangsabschalten. Und auch durch den absehbar steigenden CO2-Preis, wird mit Gas und Öl zu heizen, in den nächsten Jahren wahrscheinlich immer teurer. Wie teuer nicht nur Gas, sondern dann auch der Unterhalt des Gasnetzes, umgelegt auf immer weniger Verbraucher, werden kann, ist noch nicht abzusehen.

In bessere Wärmedämmung investieren

Wenn die fossile Heizung nicht direkt ausgewechselt werden muss, sondern noch einige Jahre hält, rät Maurer dazu, als erstes über eine bessere Dämmung des Gebäudes nachzudenken. "Diese Investition rechnet sich über die Dauer der Lebensdauer dieser Dämmung auf jeden Fall", sagt der Wirtschaftsingenieur – und zwar unabhängig vom Typ der Heizung. Von den hohen Anfangsinvestitionen solle man sich dabei nicht abschrecken lassen, und: "Es muss ja nicht gleich die total ideale Lösung sein. Ich muss es nicht unbedingt zum Passivhaus machen." Vor allem, wenn ein Haus ohnehin gestrichen werden müsste und ein Gerüst benötigt würde, solle man die Dämmung mitdenken.

Wärmepumpe – die Lösung für alle?

Die wichtigste Heizungsform der Zukunft wird nach Ansicht einer breiten Mehrheit von Experten die Wärmepumpe sein. Sie heizt das Haus mit Hilfe von elektrischem Strom. Die Wärmepumpe kühlt die Außenluft oder das Erdreich ab und leitet die entnommene Wärme in den Heizkreislauf des Hauses. Ihr großer Pluspunkt ist die hohe Effizienz: Wärmepumpen können aus einer Kilowattstunde Strom drei, vier oder sogar mehr Kilowattstunden Wärme erzeugen.

So effizient arbeitet eine Wärmepumpe aber nur dann, wenn sie das Wasser im Heizkreislauf nicht zu stark erwärmen muss. Deswegen braucht es eine möglichst große Heizfläche. Fußboden- oder Wandheizung sind ideal, es funktioniert aber auch mit ausreichend großen Heizkörpern. In vielen Altbauten sind die Heizkörper ohnehin überdimensioniert und reichen für einen Betrieb mit Wärmepumpe aus.

Der Wärmepumpen-Forscher Marek Miara vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) betont, man müsse nicht erst perfekte Bedingungen schaffen, bevor man eine Wärmepumpe einbaut. Die Isolierung und beispielsweise die Größe der Heizfläche ließen sich auch im Nachhinein noch verbessern – und damit auch der Wirkungsgrad. Die Leistung moderner Wärmepumpen sei in einem jeweils definierten Bereich flexibel und könne sich an veränderte Heizanforderungen anpassen.

Allerdings sind Wärmepumpen derzeit nur mit langen Lieferzeiten zu bekommen – diese können teilweise mehr als ein Jahr umfassen. Und je verdichteter ein Wohngebiet bebaut ist, desto schwerer fällt es, den nötigen Platz für die Luftwärmepumpe oder gar Erdkollektoren zu finden.

01.03.2023, Sachsen, Markranstädt: Ein Mitarbeiter einer Sanitär- und Heizungsbaufirma installiert eine moderne Gasbrennwerttherme in einem Einfamilienhaus. Die Pläne der Ampel-Koalition für die Heizungsumstellung auf erneuerbare Energien nehmen Gestalt an. Ab 2024 sollen keine neuen Erdgas- und Ölheizungen mehr eingebaut werden. An ihre Stelle träten Heizungen, die mindestens zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Derzeit heizt jeder zweite Haushalt in Deutschland mit Erdgas. Von der FDP kommt scharfe Kritik - und das Handwerk warnt, sich auf Technologien festzulegen. Foto: Jan Woitas/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Einbau einer Gasheizung

Fernwärme für die Städte

In Städten gilt deshalb Fernwärme als die Heizungsart der Wahl. Wer immer die Möglichkeit habe, sich an ein Fernwärmenetz anschließen zu lassen, solle die auch ergreifen, rät Maurer. Wo es noch keine Fernwärme gebe, rät er zu Druck auf die Kommunalpolitik: "Nachfragen, lieber Bürgermeister, liebe Bürgermeisterin - was ist denn los? Warum haben wir kein Fernwärmenetz?"

Es gebe bereits viele Positivbeispiele auch unter kleineren Kommunen – wie etwa Treuchtlingen. Fernwärme sei überdies auch in kleinerem Maßstab möglich, etwa indem man mehrere Häuser gleichzeitig durch eine Wärmepumpe mit Erdsonde beheize und so Fläche spare.

Pellets – der einfache Ersatz für Öl?

Eine Heizung mit Holzpellets erscheint in mehrerlei Hinsicht als einfachster Weg, von einer Ölheizung auf Erneuerbare umzustellen. Denn der Pelletkessel schafft genau wie fossile Heizungen problemlos hohe Temperaturen im Heizkreislauf. Die Pellets müssen zwar gelagert werden – was Platz braucht. Dafür kann aber häufig der Raum verwendet werden, wo bisher der Öltank stand. Mit Pellets können auch große, schlecht isolierte Häuser geheizt werden.

Nachteile sind ein verhältnismäßig hoher Anschaffungspreis und der Wartungsaufwand. Außerdem sind Pelletkessel anders als Wärmepumpen vor Ort nicht emissionsfrei. Klar ist auch: Um in sehr großem Stil Erdgas- und Ölheizungen eins zu eins durch Pellets zu ersetzen, steht in Deutschland nicht genug Holz zur Verfügung.

Hybridheizungen – von jedem etwas

Möglich ist auch, verschiedene Heizungsarten zu kombinieren – die so genannten Hybridheizungen. Also etwa einerseits eine Wärmepumpe anzuschaffen, diese aber beispielsweise an kalten Tagen durch eine Erdgasheizung zu unterstützen, und im Sommer mit Solarthermie. Die in der Diskussion befindliche Quote von 65 Prozent erneuerbarer Energie in der Gebäudeheizung könnte so wohl erfüllt werden, und auch schlecht isolierte Gebäude lassen sich so heizen.

Nachteil sind auch hier höhere Anschaffungskosten – denn man muss ja mehrere Heizungstechnologien gleichzeitig kaufen. Diese Zusatzinvestition ließe sich stattdessen natürlich auch für bessere Isolierung verwenden, gibt Maurer vom Verein der bayerischen Energieagenturen zu bedenken.

Biogas und Wasserstoff als Joker?

Als eine Art Joker werden immer wieder Biogas und Wasserstoff ins Spiel gebracht. Sie könnten eine Alternative bieten, um die 65-Prozent-Erneuerbaren-Quote für die Gebäudeheizung nominell zu erfüllen - falls die künftigen Regeln das zulassen sollten. Biogas allerdings steht in bei weitem zu geringer Menge zur Verfügung, um Erdgas in Heizungen auf breiter Front zu ersetzen.

Wasserstoff kann und soll zwar künftig neben der Herstellung in Deutschland auch aus Übersee importiert werden. In fast allen wissenschaftlich diskutierten Szenarien bleibt er jedoch ebenfalls zu knapp und teuer, um bei der Gebäudeheizung gegenüber Wärmepumpen konkurrenzfähig zu werden.

Energieberater sind vielbeschäftigt

In jedem Fall ist es ratsam, für die Umstellung von Heizung und Isolierung einen Energieberater zu Rate zu ziehen. Das Gesamtsystem muss aufeinander abgestimmt sein, damit Kältebrücken und Schimmelecken verhindert werden und die Wohnung einerseits warm wird - das aber andererseits auch möglichst sparsam.

Energieberater wissen auch über Fördermöglichkeiten Bescheid, die sich in letzter Zeit häufig geändert haben. Und wohl auch künftig wieder ändern werden, wie Bundeswirtschaftsminister Habeck angekündigt hat.

Auch Energieberater führen jedoch derzeit – wie Handwerker - lange Wartelisten. Branchenkenner empfehlen deshalb, sich mit der Heizungsfrage ohne Hektik, aber frühzeitig zu beschäftigen. Idealerweise einige Jahre bevor der alte Heizkessel wirklich nicht mehr repariert werden kann.

Ab 2024 muss jede neue Heizung zu 65 Prozent aus regenerativen Energien gespeist werden. So sieht es ein Entwurf aus Bundeswirtschafts- und Bauministerium vor. Wie die Hauseigentümer die kostspielige Umstellung finanzieren sollen, ist unklar.
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Gas- und Ölheizungsverbot - Kostenexplosion für Verbraucher?

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