Routiniert zieht Peter Hildebrandt die Bleche aus dem 200 Grad heißen Backofen in seiner Backstube. Darauf liegen keine Brötchen oder Brezeln, sondern Vanillekipferl. In der Zeit vertan hat sich der 63-Jährige allerdings nicht – in Steinbach am Wald gibt es ganzjährig Weihnachtsgebäck. Das Rezept ist wohl rund 80 Jahre alt, etwa zehn Arbeitsschritte sind notwendig, bis die duftenden Plätzchen über die Theke gehen, berichtet Hildebrandt.
"Backen ist meine Leidenschaft. Ich mache das für mein Leben gern." Bäcker Peter Hildebrandt
Plätzchen statt Kuchen zum Kaffee
Viele Kundinnen und Kunden bevorzugen das ganze Jahr über Plätzchen statt Kuchen zu einer Tasse Kaffee, berichtet Peter Hildebrandt, während er das Backblech an seine Tochter Caroline übergibt. Sie wendet die noch heißen Vanillekipferl in einer Wanne mit Zucker: Hier ist alles Handarbeit. Auch für sie ist es nicht ungewöhnlich, im Hochsommer den Duft von Weihnachtsgebäck in der Nase zu haben. Aktuell gibt es in der Bäckerei fünf Sorten, in der Adventszeit werden es mehr als 20 sein, erzählt sie.
Bäckerei als Familienbetrieb
An einem Elektroherd in der Backstube steht die 81-jährige Seniorchefin und kocht Aprikosenmarmelade auf, die Urenkelin sticht Teig für Terrassenplätzchen aus. Die Bäckerei ist ein Familienbetrieb und alle packen an. Chefin Ute Hildebrandt verziert Mürbeteigplätzchen mit Zuckerguss, die Sonnenblumenplätzchen schmecken auch im Sommer, ist sie sich sicher.
Kundschaft kommt auch aus Thüringen
Besonders nachgefragt sind Plätzchen bei Kundinnen und Kunden aus dem benachbarten Thüringen. Zur Einschulung der Kinder werden dort oft Plätzchen an Verwandte und die Nachbarschaft verschenkt, ähnlich wie bei Kommunionkindern, erklärt Ute Hildebrandt. Häufig bestellten die thüringischen Kunden deshalb gleich 40 Päckchen auf einmal. Aber auch die Kundschaft aus Steinbach am Wald fährt ganzjährig auf die süßen Plätzchen ab.
Brot, Brötchen und ein Päckchen "Plätzle"
Seit mehr als 50 Jahren kaufe sie in der Bäckerei ein, erzählt eine Kundin im Verkaufsraum, während sie ihre Bestellung aufgibt. Ein Brot, ein halbes Pfund Florentiner und Vanillekipferl dürfen es heute sein – für sie zu einer Tasse Kaffee und für die Enkel, wenn sie in Steinbach am Wald zu Besuch sind. Ungewöhnlich sei das schon, dass es hier ganzjährig Plätzchen gebe. Aber so sei das eben und sie schmeckten einfach lecker, sagt sie beim Bezahlen.
Premiere: Eine Woche Betriebsurlaub
Peter Hildebrandt steht seit mehr als 30 Jahren in der Backstube. Zwischen 20 und 30 Sorten Brot, Brötchen und Gebäck werden hier jeden Tag frisch hergestellt. Nebenbei betreibt die Familie noch ein Hotel mit 30 Zimmern im Ort. Die Tage sind lang, viel Zeit für Hobbies und Freizeit bleibt nicht. In der kommenden Woche müssen die Kundinnen und Kunden allerdings auf die Backwaren und Plätzchen verzichten: Erstmals in der fast 100-jährigen Geschichte des Betriebs bleibt die Bäckerei und das Café geschlossen. Die Familie fliegt in den Urlaub. Das muss mal sein, sagt Chef Peter Fiedler. Und danach freuen sich die Kunden sicher wieder umso mehr, wenn der Laden geöffnet ist. Besonders, weil es ab Anfang September dann auch schon wieder handgemachte Lebkuchen aus Steinbach am Wald gibt.
Weihnachtsplätzchen bei 30 Grad: Ein Familienbetrieb um Ute Hildebrandt macht's möglich.
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