Verwüstete Kirche in Stuttgart
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Verwüstete Kirche in Stuttgart

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Wenn der Altar brennt: Vandalismus in Bayerns Kirchen nimmt zu

Urin auf einem Gotteslob, kaputte Orgelpfeifen, Schmierereien: Laut dem Landeskriminalamt steigen die Fälle von Sachbeschädigung in bayerischen Gotteshäusern seit Jahren. Die Zahl der Diebstähle in Kirchen hingegen geht zurück.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Bayerns Gotteshäuser werden zunehmend zum Ziel von Vandalismus-Aktionen: 294 Fälle von Sachbeschädigungen in Kirchen, Kapellen oder Klöstern zählt das bayerische Landeskriminalamt (LKA) im Jahr 2022, 23 Fälle mehr als im Vorjahr. Die Tendenz steigt laut den Zahlen seit Jahren, etwa von 219 Fällen im Jahr 2019 auf 242 Fälle im Jahr 2020.

Ein Sprecher des katholischen Bistums Regensburg spricht von zerstörten und beschädigten Heiligenfiguren. "Grundsätzlich stellen wir fest, dass die Zerstörungswut wesentlich massiver ausfällt." Außerdem würde in Kirchenräumen geraucht, uriniert und sogar Feuer gelegt.

Schmierereien werden zur Kunst

Manche der Schmierereien haben religionsfeindliche Züge oder wollen provozieren. An der Außenwand der Pfarrkirche St. Peter und Paul war zu lesen "FCK Jesus" sowie die "teuflische" Zahlenfolge "666". Auch das Anarchie-Zeichen sowie Parolen gegen Rechtsextremismus wurden hier an die Wand gesprüht.

Die Augsburger Gemeinde nahm das Ganze mit Humor und machte eine Kunstinstallation aus den Graffiti. Sie stellte Schilder auf mit Aussagen wie "Ich feier, dass wir euch so wichtig sind..." oder "Digga, wir finden Nazis auch zum Kotzen!"

Die Gethsemane-Kirche in Würzburg wurde mit pro-russischer Propaganda für den Angriffskrieg in der Ukraine beschmiert.

Brennender Altar und Urin auf dem Gotteslob

Im Februar wurden in der katholischen Münchner Pfarrkirche St. Heinrich mehrere Gesangsbücher angezündet. Laut Polizei hat man den Kirchenraum verwüstet, Kerzen umgeworfen und die Gesangbücher auf dem Boden verteilt. Auf ein "Gotteslob" wurde sogar uriniert.

Im mittelfränkischen Spalt stand kürzlich sogar ein ganzer Altar in Flammen, hier wird gegen einen Jugendlichen wegen besonders schwerer Brandstiftung ermittelt. In einer Kirche in Neunstetten im Bistum Eichstätt brannte ein Desinfektionsmittel-Spender. In Oberschneiding in Niederbayern stehen zwei zur Tatzeit zwölf Jahre alte Mädchen im Verdacht, Orgelpfeifen beschädigt zu haben.

Weniger Diebstähle in Kirchen

Während sich der Schaden bei Verwüstungen oft noch in Grenzen hält, mehrere hundert Euro im Fall der Münchner Kirche St. Heinrich, waren es in der Wallfahrtskirche "Maria Hilf" in Seubersdorf am Ende 64.000 Euro. Im Juli 2022 klauten Einbrecher 30 Orgelpfeifen und 16 vergoldete Kerzenständer. Das Diebesgut war 24.000 Euro wert, der Sachschaden, der durch die aufgebrochenen Türen und die zerstörte Orgel entstand, wird auf 40.000 Euro geschätzt.

Allerdings gibt es laut Landeskriminalamt bayernweit immer weniger Diebstähle in Kirchen, Kapellen und Klöstern. 807 Fälle waren es 2018, 398 Fälle im Jahr 2022.

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