In Friedrichshafen startet ein Zeppelin im Gegenlicht.
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Solar-Zeppeline sollen die Luftfahrt klimafreundlich machen. Allerdings gibt es sie noch nicht. Dieses Luftschiff ist konventionell angetrieben.

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Uni Erlangen: Forscher berechnen Flugrouten für Solar-Zeppeline

Sie werden mit Sonnenstrom betrieben und fliegen klimafreundlich: Noch gibt es Solar-Zeppeline erst als Idee. Doch Forscher der Uni Erlangen haben bereits die optimalen Routen über den Atlantik simuliert und berechnet, wie lange die Reise dauert.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben erforscht, wie solarbetriebene Zeppeline die Luftfahrt klimafreundlicher machen könnten. Das Forschungsteam hat dazu optimale Flugrouten über den Atlantik ermittelt. Entsprechende Luftschiffe, die mit Solarstrom angetrieben werden, gibt es zwar noch nicht. Sie würden derzeit erst entwickelt, teilt das Forscherteam mit. Doch mit Hochleistungsrechnern haben die Erlanger Wissenschaftler bereits die besten Flugrouten für sie simuliert.

Zwei bis drei Tage von Europa nach Amerika

Zwei bis drei Tage würde demnach der Flug über den Atlantik dauern – je nachdem, in welche Richtung das Luftschiff fliegt. Von West nach Ost ist es schneller als in die Gegenrichtung. "Ein Flug von New York nach London dauert laut unseren Berechnungen etwa zwei Tage und eine Nacht", fasst der Studienleiter, Professor Christoph Pflaum, die Ergebnisse zusammen. "In der umgekehrten Richtung von London nach New York kommen wir auf eine Flugzeit von drei Tagen und zwei Nächten."

Leichte Solarzellen und Batterien

Solarbetriebene Zeppeline wären klimafreundlich und ohne Emissionen unterwegs. Sie sollten mit effizienten Dünnschichtsolarzellen bestückt; diese sind leicht und laden sich während des Flugs immer wieder neu auf. Für den Betrieb in der Nacht würde der Strom in besonders leichten Hochleistungsbatterien gespeichert. Die Forscher haben simuliert, welche Route das Luftschiff nehmen müsste, um Wind und Wetter sowie die Sonnenstände ideal auszunutzen.

Technologie-Schub aus Kalifornien

"Leider gibt es Solar-Zeppeline im Moment noch nicht", sagt Pflaum. Aber in Kalifornien nehme eine Firma gerade richtig viel Geld in die Hand. "Sie entwickelt zum ersten Mal seit 90 Jahren wieder ein großes, vollstarres Luftschiff, das viel Platz bietet und gut geschützt ist bei Wind und Wetter." Die Technologie könne schnell realisiert werden, sei aber in den letzten Jahrzehnten ziemlich vernachlässigt worden.

Erinnerung an Luftfahrt-Katastrophe

Grund dafür ist die Tragödie des Luftschiffs LZ 129, besser bekannt unter dem Namen "Hindenburg". Dieser 245 Meter lange Zeppelin explodierte im Jahr 1937 bei einer Landung in den USA. Das habe für lange Zeit das Aus für Luftschiffe bedeutet, so Pflaum. Doch bei den geplanten neuen Modellen brauche niemand Angst vor einem Brand haben, versichert der Wissenschaftler, da sie weder mit brennbarem Wasserstoff noch mit einem anderen Brennstoff gefüllt seien.

Lange Reisezeit könnte Akzeptanz mindern

Für Solar-Luftschiffe spricht aus Sicht des FAU-Forschungsteams auch, dass die Kosten für den Energieverbrauch laut ihren bisherigen Berechnungen deutlich unter denen eines konventionellen Flugzeugs liegen. "Nur bei der Flugzeit müssen wir Abstriche machen, denn natürlich fliegt ein Luftschiff deutlich langsamer als ein Flugzeug", sagt Pflaum. Wichtig sei, dass die Studierenden in ihren Arbeiten zeigen konnten, dass sowohl nationale als auch kontinentale und sogar interkontinentale Flüge mit zufriedenstellender Flugdauer möglich seien.

Für Frachttransporte seien die berechneten Reisezeiten über den Atlantik akzeptabel, so Pflaum. Ob eine mehrtägige Luftreise über den Atlantik jedoch auch für Passagiere attraktiv sei, müsse sich zeigen, wenn es die ersten Modelle für Solar-Luftschiffe gebe. Je nach Konstruktion könnten sie das Reisen wesentlich komfortabler machen als in einem herkömmlichen Flugzeugen. Der Studienleiter sagt: "Da ist Platz für einen Speisesaal und einen Aufenthaltsraum und für schicke Zweibettzimmer für Passagiere."

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