Jonah Lindinger und Stefan Beyerle halten den Nacktkalender in den Händen.
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Jonah Lindinger und Stefan Beyerle mit dem Nacktkalender.

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Ungewöhnlicher Hilferuf: Tafelmitarbeiter zeigen sich nackt

Die Tafeln kämpfen seit Monaten mit weniger Spenden und gestiegenen Betriebskosten. Gleichzeitig sind immer mehr Menschen auf Hilfe angewiesen. Ehrenamtliche aus Regensburg wollen mit einem "Nackt-Kalender" nun auf ihre Situation aufmerksam machen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Nackte Männer, die sich das Nötigste mit einer Ananas, einem Kartoffelsack oder mit Bananen bedecken, ältere Damen nur in eine Kochschürze gehüllt oder eine spärlich bekleidete junge Frau: Das sind nur drei der Motive eines Nacktkalenders, für den Ehrenamtliche der Tafel Regensburg Modell gestanden haben und der ab sofort verkauft wird. Mit dem Kalender wollen die Helferinnen und Helfer auf die schwierige Lage aufmerksam machen, in der die Tafel seit Monaten steckt. Getreu dem Motto: "Sex sells".

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Nacktkalender ein Hilfeschrei der Tafel

Immer weniger Spenden kommen bei der Tafel an. Neben Lebensmittelspenden fehlt es an Geld für die Betriebskosten von rund 25.000 Euro monatlich und an Ehrenamtlichen, die mit anpacken. Der Fotokalender ist ein Hilfeschrei, sagt Jonah Lindinger, Vorsitzende der Tafel Regensburg. "Wir können nicht den Kühlschrank zwei Grad wärmer drehen und auch keinen Kilometer weniger fahren, denn die Lebensmittel müssen wir selbst abholen", erklärt Lindinger. "Unterm Strich: Wir können nicht sparen. Wir brauchen Hilfe und vor allem Aufmerksamkeit."

120 Ehrenamtliche stemmen die Tafel - gebraucht werden doppelt so viele

Die Regensburger Tafel ist eine der größten in Deutschland, rund 1.500 bedürftige Haushalte haben einen Berechtigungsausweis. Neue werden momentan nicht ausgestellt. Die wenigen Lebensmittel, die da sind, reichen gerade so für die rund 220 Taschen, die hier viermal wöchentlich ausgegeben werden. 120 Ehrenamtliche stemmen die Tafel. Viel zu wenig, sagt Lindinger. "Wir bräuchten eigentlich doppelt so viele Helferinnen und Helfer."

  • Zum Artikel: Tafeln unter Druck - "So angespannt war die Lage noch nie"
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120 Ehrenamtliche packen mit an.

Idee für Nacktkalender kam beim Abendessen

Die Idee für den Nacktkalender sei deshalb aus purer Verzweiflung entstanden. "Beim Abendessen mit meinem Sohn und seiner Freundin habe ich wieder mal gejammert, wie schlecht es der Tafel geht", erzählt die Vorsitzende: "Die beiden hatten dann die Idee für den Nacktkalender." Lindingers erste Reaktion: Sowas geht gar nicht. Nach kurzer Bedenkzeit schlug sie die Idee dann doch ihrem Team vor.

Prosecco am Set zum locker werden

Auch hier fielen die ersten Reaktionen nicht gerade euphorisch aus, erinnert sich Stefan Beyerle. Er ist bei der Tafel für die Logistik zuständig und hat nur mit einer Ananas bedeckt für den Kalender posiert. Er fand die Idee anfangs auch ungewöhnlich. "Für den guten Zweck habe ich es dann aber gerne gemacht", sagt er.

Mit Prosecco wurde die Stimmung am Set in den Räumen der Tafel gelockert, erzählt Beyerle. Nach nur einem Shooting-Tag waren alle Bilder im Kasten. Fotografiert hat der Regensburger Fotograf Berli Berlinski.

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Rund 220 Lebensmittel-Taschen werden täglich ausgegeben.

Erlös fließt zu 100 Prozent in die Tafel

Ein Kalender kostet 19,90 Euro und kann ab sofort online über die Homepage der Tafel Regensburg bestellt werden oder in Buchhandlungen in Regensburg gekauft werden. "Jeder Cent kommt da an, wo er gebraucht wird", betont Lindinger. Die Ehrenamtlichen hoffen, dass die Aufmerksamkeit für die Tafel durch den Nacktkalender möglichst lange anhält. Am besten sollen die Käufer jeden Monat aufs Neue an das Spenden erinnert werden - immer dann, wenn ein neues Motiv umgeklappt wird.

Immer mehr Bedürftige, aber zu wenig Geld und Lebensmittelspenden. Um auf die Probleme der Regensburger Tafel aufmerksam zu machen, zeigen 14  Ehrenamtliche jetzt viel Mut und Haut. In einem Kalender, dessen Verkaufserlös der Tafel zufließt.
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Um auf die Probleme der Regensburger Tafel aufmerksam zu machen, zeigen 14 Ehrenamtliche jetzt viel Mut und Haut.