Unterrichtsmaterialien sind bei einem Kurs für Zuwanderer in München zu sehen.
Bildrechte: Sven Hoppe/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die Arbeitsmarktforscherin Yuliya Kosyakova betont die Bedeutung von Sprache und Sprachkursen für eine gelungene Integration

    Fünf Monate nach Kriegsbeginn – wo Flüchtlinge Hilfe brauchen

    Als die ersten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine im Frühjahr Bayern erreichten, war die Hilfsbereitschaft groß. Anfangs ging es vor allem um eine kurzfristige Bleibe und die nötigsten Dinge. Der Bedarf an Unterstützung ist weiter groß.

    Yuliya Kosyakova ist selbst Ukrainerin. Nach Deutschland eingewandert ist sie schon vor 20 Jahren. In Nürnberg arbeitet sie am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Aus ihrer eigenen Erfahrung weiß sie, wie wichtig die Hilfe von Einheimischen ist, die sich ehrenamtlich engagieren. In Deutschland gebe es viele wichtige Behörden – die das Leben auch erleichtern, sagt Kosyakova. Aber das müsse man alles erst kennenlernen. "Da ist ehrenamtliches Engagement unbezahlbar", betont die Arbeitsmarktforscherin.

    Sprachkurse unterstützen Arbeitsplatzsuche und Integration

    Unterstützen könne man beispielsweise bei Behördengängen, beim Schreiben einer Bewerbung oder der Vermittlung vorhandener Jobs, aber vor allem auch durch Sprachförderung. Eine Studie des Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung hat gezeigt: Je stärker das lokale ehrenamtliche Engagement und je besser die Sprachkenntnisse von Geflüchteten, desto mehr soziale Kontakte entstehen.

    Das wiederum könne eine Arbeitsmarktintegration erleichtern. Deshalb seien Sprachkurse und Sprachförderung so wichtig, sagt auch Arbeitsmarktforscherin Yuliya Kosyakova. Man dürfe Integration nicht einfach nur verlangen, sondern müsse sie auch unterstützen.

    Vermittlungsbörse des Kultusministeriums

    Wer etwa Schülerinnen und Schüler, die aus der Ukraine nach Bayern gekommen sind, beim Deutschlernen helfen möchte, findet auf der Website des Bayerischen Kultusministeriums unter anderem eine Vermittlungsbörse.

    Wer als Übersetzer für Ukrainisch oder Russisch helfen will oder Transportmöglichkeiten anbieten kann, kann sich ebenfalls über eine Webseite der Staatsregierung melden.

    Wegen Sprachbarriere: Geflüchtete suchen vor allem einfache Jobs

    Der Regensburger Gastronom Phuc Huynh hat eine Art Jobbörse gegründet, mit der Arbeitgeber Inserate speziell für Ukrainer veröffentlichen können. Sie soll den Geflüchteten helfen, die auch wenn sie in ihrer Heimat einen guten Beruf ausgeübt haben, hier wegen fehlender Sprachkenntnisse vor Schwierigkeiten stehen. Jobs gebe es in Deutschland angesichts des Fachkräftemangels prinzipiell ohne Ende, sagt Huynh.

    Das größte Interesse gibt es derzeit aber noch an Jobs bei denen Sprachbarrieren weniger ins Gewicht fallen: Huynh registriert vor allem viele Zugriffe auf Stellen für Lagerarbeiter, Spülkräfte und andere einfache Tätigkeiten.

    Deutsche Wohnungen meist nicht möbliert

    Der Landesvorsitzende der Caritas Bayern, Prälat Bernhard Piendl, macht auf eine Schwierigkeit aufmerksam, die mit dem deutschen Wohnungsmarkt zusammenhängt: Mietswohnung sind hierzulande meist nicht möbliert. Auch wer einen Job und eine Wohnung finde, brauche deshalb oft noch Unterstützung in Form von Sach- oder Geldspenden.

    Es geht um grundlege Dinge wie einen Tisch, ein Bett und einen Kühlschrank. Wer Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung stellen möchte, kann das beispielsweise über das Hilfsportal Germany4Ukraine des Bundesinnenministeriums tun.

    Freiwilligenagenturen helfen beim Helfen

    Sabine Bankauf leitet das Referat Ehrenamt bei der Diakonie München und Oberbayern. Menschen, die Flüchtlingen aus der Ukraine helfen wollen, rät sie, sich an eine Freiwilligenagentur zu wenden.

    Die Diakonie etwa koordiniert ehrenamtliche Hilfe im "z'sam" in München. Eine ähnliche Einrichtung gibt es bei der Diakonie in Erlangen. Auch die Caritas hat vergleichbare Stellen und auch Landratsämter und kreisfreie Städte haben Koordinierungsstellen für Freiwillige: immer mit dem Ziel Menschen, die Hilfe brauchen und Menschen, die helfen wollen, zusammenzubringen.

    "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!