Eine Tunnelröhre des neuen Tunnels Oberau - Anzeigentafeln weisen den Autofahrern zukünftig den Weg.
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Nach elf Jahren Bauzeit wird der Tunnel Oberau eingeweiht.

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Tunnel Oberau wird eingeweiht – ein ganzer Ort atmet durch

Nach jahrelanger Bauzeit ist der Tunnel Oberau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen fertig. Am Donnerstag ist feierliche Einweihung und am Freitag werden die ersten Autos durch Bayerns längsten Straßentunnel fahren.

Bis zu 45.000 Fahrzeuge sind auf der Bundesstraße 2 in der Spitze durch Oberau gerollt. Skifahrer, Wanderer, Transitverkehr. Unerträglich war die Belastung für die Anwohner. Das hat jetzt ein Ende. Für rund 250 Millionen Euro ist mit dem Umfahrungstunnel ein wichtiger Baustein für die Verkehrsentlastung im Loisachtal entstanden. Doch auch wenn für viele der Himmelfahrtstag mit der feierlichen Einweihung des Oberauer Tunnels ein Freudentag ist, sind einige Bürger enttäuscht.

Festakt nur für ausgewählte Gäste

Aus Platzgründen hat die Autobahndirektion GmbH nur ausgewählte Oberauer eingeladen. Die Planungen zum Festakt seien in der Coronazeit gemacht worden, und da sei es unmöglich gewesen den ganzen Ort einzuladen, heißt es von einer Sprecherin der Autobahndirektion. Nach dem offiziellen Teil können die Bürger aber ihren neuen Tunnel bewundern. Ab 15 Uhr steigt ein Bürgerfest und wer will, kann durch die über drei Kilometer langen Röhren zu Fuß gehen oder mit dem Rad oder Inlinern fahren. Der Verkehr wird erst am Tag darauf durch den Tunnel Oberau fließen. Für Freitag Mittag ist die Freigabe geplant.

Verkehrsnadelöhr Loisachtal soll entschärft werden

Der Tunnel Oberau ist nur ein Baustein eines größeren Verkehrskonzeptes. Seit vielen Jahren kämpfen Anwohner mit der Initiative "2 Tunnel für Garmisch-Partenkirchen" für Entlastung im Loisachtal. Da Garmisch-Partenkirchen umrahmt ist von Bergen, sind Umfahrungstunnel die einzige Lösung. Nach langem Hin und Her und vielen Protesten hatte die Bundespolitik ein Einsehen und genehmigte nach und nach die Tunnel.

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Die verschiedenen Tunnel-Projekte im Loisachtal im Überblick.

Nach Farchant soll Oberau aufatmen können

Der Tunnel Farchant wurde als erster im Jahr 2000 eröffnet. Seitdem ist Ruhe im Ort eingekehrt. Anwohner und Urlauber schätzen den Frieden; von den Blechlawinen bekommen sie meist nichts mehr mit. Ähnliches erhoffen sich jetzt die Oberauer. Mit dem Tunnel Oberau wird ein weiterer Ort im Loisachtal vom Verkehr entlastet. Doch es braucht noch mehr.

Als nächstes fertig: Der Kramer-Tunnel

Gleich nebenan wird der Kramer-Tunnel gegraben. Mit 3,6 Kilometern Länge wird er vermutlich Ende 2024 fertig sein und den Tunnel Oberau als längsten Straßentunnel in Bayern ablösen. Gebaut wird nur eine Tunnelröhre, das beschleunigt die Arbeiten. Während im Kramer-Tunnel Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist und der Ortsteil Garmisch bald aufatmen kann, befindet sich der Wank-Tunnel noch in der Planung. Er soll den Ortsteil Partenkirchen entlasten und wird den Verkehr nach dem Klinikum wieder auf die B2 führen.

Tunnelbauten für insgesamt rund eine Milliarde Euro

Zur Zeit finden beim Wank-Tunnel Planungs- und Erkundungsarbeiten statt. Vergangenes Jahr fand der Spatenstich für den Auerbergtunnel statt. Auf rund 1,9 Kilometern soll der Auerberg durchgraben werden um die Autobahn A95 an den Tunnel Oberau anzuschließen. Faktisch wird die Autobahn so über den Auerberg-, Oberau-, und Farchant-Tunnel vierspurig nach Garmisch-Partenkirchen verlängert. Von dort wird der Verkehr dann aufgeteilt auf Kramer- und Wank-Tunnel. Spätestens 2030 soll auch Garmisch-Partenkirchen vom Verkehr entlastet sein. Die Tunnel kosten die Steuerzahler rund eine Milliarde Euro. Viel Geld, um das Tal zu entlasten.

Kein Geld mehr für Schienenprojekte

Nur eine Straße führt nach Garmisch-Partenkirchen, parallel dazu verläuft die Bahnlinie nach München. Doch während in die Straßeninfrastruktur investiert wird, geht die Bahn leer aus. Bahnpendler wie Norbert Moy ärgert das. Die Politik würde ständig von Verkehrswende reden und mehr Geld für die Schiene versprechen, doch die Realität sehe hier im Loisachtal anders aus, so Moy. Hier werde an einer Verkehrspolitik von gestern festgehalten, ohne an Klimaschutz und die Zukunft zu denken. Auf der eingleisigen Bahnlinie kommt es immer wieder zu Verspätungen, noch dazu dauert die Fahrt mit dem Zug nach München länger als mit dem Auto. Somit ist der Zug keine wirkliche Alternative. Seit Jahren setzt sich Moy für einen zweigleisigen Ausbau der Strecke ein. Doch vergeblich. Der Ausbau hat es nicht einmal in den Bundesverkehrswegeplan geschafft und auch lokale Politiker machen wenig Hoffnung. Nicht mal ein teilweiser Ausbau ist absehbar.

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