Nina und Matthias machen ein FÖJ in Augsburg.
Bildrechte: BR / Birgit Rätsch

Nina und Matthias machen ein FÖJ in Augsburg.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Trotz Klimaprotest: Zu wenig Interesse für freiwilliges Öko-Jahr

230 junge Frauen und Männer absolvieren derzeit in Bayern ein Freiwilliges Ökologisches Jahr. Aber nur 60 Prozent der FÖJ-Stellen sind besetzt, allen Klimaprotesten zum Trotz. Die Verantwortlichen rätseln, woran das liegen könnte.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Futuristisch sieht sie aus, die Mess-Station Graswang des Campus Alpin. Er liegt im Landkreis Garmisch-Partenkirchen, gehört zum Karlsruher Institut für Technologie. Im Voralpenland, umgeben von grasenden Kühen, sind auf etwa 100 Quadratmetern Wiese kleine grasbewachsene Ringe zu sehen. Darunter befinden sich sogenannte Lysimeter. Aus dem Boden dieser Lysimeter wird Wasser gewonnen und analysiert: wo es herkommt, wie viel Wasserstoff und Stickstoff darin enthalten ist.

Elena Elsner hantiert mit den Geräten und Probenfläschchen wie ein Profi. Sie absolviert ein Freiwilliges Ökologisches Jahr. "Es gibt mir ganz viel", erzählt sie: "Ich habe eine sehr große Persönlichkeitsentwicklung durchgemacht. Das FÖJ hat mir gezeigt, welchen Weg ich gehen möchte, nämlich genau den des Umwelt- und Naturschutzes. Für mich ist es eine sehr gute Vorbereitung für meinen späteren Berufsweg."

Problem: FÖJ nur eines unter vielen Angeboten

Etwa 150 FÖJ-Einsatzstellen gibt es in Bayern, aber längst sind nicht alle angebotenen Arbeitsplätze besetzt. Friedemann Hennings, der als Referent der Evangelischen Jugend bayernweit die FÖJ-Teilnehmer koordiniert, sucht nach einer Erklärung. Er glaubt, dass die jungen Leute heute so viele Angebote haben, dass das FÖJ eines von vielen ist. Und das Freiwillige Ökologische Jahr sei noch nicht so bekannt, so dass es nicht so viele Bewerbungen gebe wie gebraucht würden.

Freiwilliges Ökologisches Jahr: Was die Menschen antreibt

Manche Institutionen tun sich bei der Suche nach Interessenten schwerer als andere. Dazu gehören Ämter, aber auch Waldkindergärten oder Bio-Bauernhöfe. Die Mess-Station Graswang hingegen kann unter mehreren Bewerbern auswählen, ebenso die Vogelschutzwarte Garmisch-Partenkirchen.

Die FÖJlerin Katharina Rumpf hat vorher Logistikmanagement studiert, war in der Wirtschaft tätig, möchte aber eine sinnvolle Aufgabe machen. Anna Abraham, ebenfalls im FÖJ, findet: "Du wirst da einfach reingezogen und inspiriert. Du bekommst ganz viele neue Eindrücke und das erweitert den Horizont."

Anspruch: Erde ein bisschen besser machen

Mit diesem Anspruch, den Planeten Erde ein Stück besser zu machen, treten auch viele Klima-Aktivisten an. Aber die Schnittmenge ist offenbar nicht allzu groß. Luc Ouali von Fridays for Future sagt, man sehe sich eher als Bewegung, die an die Politik appellieren möchte, Veränderungen vorzunehmen. Man wolle, dass Veränderungen von oben kämen. Dafür kämpfe man. "Aber trotzdem ist unser Hauptziel nicht, Menschen dazu zu bewegen, sich ökologisch in ihrem Privatleben oder in ihrem Berufsleben zu beteiligen."

Die Anbieter des Freiwilligen Ökologischen Jahres wünschen sich trotzdem mehr Bewerberinnen und Bewerber. Der nächste Starttermin ist der 1. September. Die Bewerbungsphase läuft noch.

Im Video: Zu wenig Bewerber für Freiwilliges Ökologisches Jahr

Jugendliche reinigen ein Gewässer
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Jugendliche reinigen ein Gewässer

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!