Inflation, steigende Energiepreise, steigende Lebensmittelpreise. Eigentlich könnte man annehmen: So richtig Urlaub haben sich nur diejenigen gegönnt, die die Preissteigerungen wenig oder nicht gestört haben. Dass also vor allem höherpreisigen Hotels für die Krise gut gewappnet sind, weil es ihr Publikum nicht betrifft. Das stimmt allerdings so nicht, sagt Thomas Geppert, Geschäftsführer der Dehoga Bayern. Die Nachfrage nach Übernachtungen in allen Bereich wachse, denn: Nach der Pandemie wolle sich jeder etwas gönnen, meint Geppert.
Dinkelsbühl hat eigenen Übernachtungsrekord geknackt
2022 gab es in Dinkelsbühl im Landkreis Ansbach so viel Übernachtungen wie noch nie, heißt es von der Stadt. Bereits im Oktober ist die 200.000-Übernachtungsmarke überschritten worden. Bis Ende November wurden etwa 230.000 Übernachtungen in der Stadt mit 12.000 Einwohnern gezählt. Die Dezemberdaten werden aktuell noch ausgewertet. Dass es viele Gäste nach Dinkelsbühl mit seiner vom Nachrichtenmagazin "Focus" ausgezeichneten "schönsten Altstadt Deutschlands" zog, ist angesichts des großen Feierprogramms 2022 nicht ungewöhnlich.
Ganz allgemein fand überhaupt wieder Programm nach der Coronapause statt. Gleichzeitig feierte das Festspiele der Kinderzeche, das berühmte historische Heimatfest Dinkelsbühls, sein 125. Jubiläum. Das ganze Jahr über gab es dazu Aktionen. Außerdem fanden viele Veranstaltungen in der historischen Schranne, Handwerkermärkte und eine Fichererntewoche statt. Rund 50 Stadtführerinnen und Stadtführer waren das ganze Jahr über im Einsatz.
Hotels aller Preisklassen haben profitiert
Dinkelsbühl hat inzwischen einige höherpreisige Hotels, die unter anderem auch Wellness anbieten. Die Preise pro Nacht sind hier mit mehreren hundert Euro deutlich höher als in manchen anderen Hotels im Ort. Doch alle Hotelarten funktionieren. Florian Keller vom "Hezelhof" betreibt fünf Hotels in Dinkelsbühl in verschiedenen Preisstufen – alle Häuser waren im vergangenen Jahr gut besucht, bestätigt er. Gerade im Dezember eröffnete er ein neues Wellnesshotel und da sei die Nachfrage sofort gestiegen. Vor Corona begann hierfür die Bauphase, ob er sich das in der Pandemie getraut hätte, bezweifelt Keller. Nun ist er allerdings froh: Seine Gäste würden sich den Aufenthalt teilweise bewusst gönnen.
Auch das Hotel "Blauer Hecht", in dem man für zwei Personen unter 100 Euro pro Nacht zahlt, war im Sommer öfter ausgebucht. "Egal ob geschäftlich, oder um Urlaub zu machen", heißt es aus dem Hotel. Auch dort die Meinung: Die Gäste wollen Corona vergessen.
Synergieeffekt für eine Stadt wie Dinkelsbühl
In Dinkelsbühl also gibt es teure und günstige Hotels – und das sei von Vorteil, meint Thomas Geppert, Geschäftsführer von Dehoga Bayern. Denn "low" und "high" zusammen können ihm zufolge Synergieeffekte schaffen. Jeder fühlt sich angesprochen und kann seine Art von Urlaub genießen. Trotz Krise und Preissteigerungen im vergangenen Jahr merkte er, dass in allen Bereichen die Nachfrage stieg und noch steigt. Geppert bestätigt zudem die Beobachtungen der Hoteliers, dass die Gäste den Wunsch hätten, sich nach den einschränkenden Corona-Jahren etwas zu gönnen.
Stornierungsbedingungen angepasst
Einen Effekt hat die Pandemie auf das Reiseverhalten, heißt es aus den beiden Dinkelsbühler Hotels: Die Gäste seien spontaner geworden. Teilweise werde auch erst kurz vorher gebucht. An die Spontanität und Flexibilität wurden daher auch die Stornierungsbedingungen angepasst. Auch wenn die Corona-Regeln gelockert wurden, mit Corona konnten Gäste trotzdem nicht kommen – flexibles Stornieren ohne große Kosten oder ganz ohne Zusatzkosten war sehr gefragt, so Florian Keller vom Hotel Hezelhof.
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