Der Treffpunkt ist von Anwar Khan Safi bewusst gewählt: das Café „Tür an Tür“ in Augsburg – hier treffen verschiedene Kulturen aufeinander, gehen offen miteinander um. Der 21 Jahre alte Afghane sitzt auf einer Holzbank im Sonnenlicht, ein Glas Wasser steht vor ihm. Die Hände hat er übereinander gefaltet, er lächelt nervös – jederzeit könnte der Gerichtsbeschluss kommen – Abschiebung oder nicht.
"Angst habe ich immer noch, ob das wirklich klappt. Es ist sehr stressig für mich, weil wenn ich anfange zu lernen, dann ist da nichts im Kopf. Weil zu viele Sachen kommen in den Kopf, Abschiebung, wieder in das Land, und egal wie viel Mühe du dir gibst, es ist dann halt sehr schwer zu lernen." Anwar Khan Safi
Afghanistan gilt als sicheres Land
Der Afghane Anwar Khan Safi ist 2014 nach Deutschland geflüchtet, sein Asylantrag wurde aber abgelehnt – seitdem wird er nur geduldet. Der Afghane hat geklagt, nun wartet er auf die Entscheidung vom Augsburger Verwaltungsgericht. Afghanistan gilt als sicheres Land, die Chancen stehen deswegen eher schlecht.
Totzdem hat er mit seiner Ausbildung zum Krankenpfleger begonnen, obwohl er Deutschland vielleicht bald verlassen muss. Anwar hat viele Freunde und Unterstützer. Neben ihm sitzt Stefan Jagel von der Gewerkschaft verdi. Die Gewerkschaft unterstützt den Afghanen, sie hat eine Petition gegen die Abschiebung beim Bayerischen Landtag eingereicht.
"Wir hoffen natürlich, dass es was bewirkt, dass es eine hohe Solidarität gibt und ich hoffe, dass wir eine politische Lösung für Anwar kriegen. Und dass die Politik so unter Druck gesetzt wird, dass wenn jemand in so einem Bereich arbeitet oder in so einem Bereich arbeiten will in dem es Fachkräftemangel gibt, dass diese Leute ein Aufenthaltsrecht kriegen." Stefan Jagel, Gewerkschaft Verdi
Unterstützer von Anwar Khan Safi wollen gegen eine eventuelle Abschiebung kämpfen
Auch eine junge Kollegin vom Klinikum Augsburg sitzt mit am Tisch. Margarita Tausch ist Krankenpflegerin und hat Asylbewerber Anwar kennen und schätzen gelernt.
"Ich glaube tatsächlich, dass Leute wie Anwar eine extreme Bereicherung für den Beruf sind. Weil sie genau wissen, wie es ist, in einer Situation zu stecken, die unglaublich schwer ist. Und die einem unglaublich viel Angst macht. Und ich kann nicht glauben, dass er einfach weg von Deutschland rausgeschoben werden soll. Und es macht mich einfach sauer und ich könnte heulen. Aber wir kriegen das hin.“ Margarita Tausch, ein Kollegin von Anwar Khan Safi
Wenn sich das Gericht für eine Abschiebung entscheidet, wollen Klinikmitarbeiter und Gewerkschaft trotzdem nicht aufgeben – und so lange Druck auf die Politik machen, bis Anwar in Deutschland bleiben darf.