Das Unternehmen Altmühltaler Mineralbrunnen im mittelfränkischen Treuchtlingen gehört seit dieser Woche Deutschlands größtem Discounter, Aldi Nord. Und ein weiterer bayerischer Mineralwasserhersteller im Chiemgau wird demnächst von einer Edeka-Tochter übernommen.
In Zeiten sinkender Grundwasserspiegel scheinen sich große Handelsketten den Zugriff auf knapper werdende Ressourcen sichern zu wollen. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) erklärt: "Wir werden dafür sorgen, dass es keine Privatisierung des Wassers geben wird. Die Trinkwasserversorgung vor Ort hat für uns immer die höchste Priorität." Doch Bürgerinitiativen sind alarmiert.
Altmühltaler Mineralbrunnen gehört Aldi Nord
Mit dem Kauf zweier großer Abfüllanlangen schreibt Aldi ein neues Kapitel in seiner Firmengeschichte. Der Discounter ist erstmals in größerem Stil in die Produktion eines Lebensmittels eingestiegen. Mit der Übernahme des Mineralwasserherstellers Altmühltaler wolle Aldi Nord seine "Rolle als verlässlicher Grundversorger sichern", so das Unternehmen.
Seit dieser Woche ist Aldi Nord offiziell neuer Eigentümer. In der nächsten Woche will sich das Unternehmen erstmals öffentlich äußern, bei einer Bürgerversammlung in Treuchtlingen. Zwei große Werke des bisher familiengeführten Konzerns sind in den Besitz von Aldi Nord übergegangen. Ein drittes Werk in Brandenburg hat Red Bull übernommen.
Altmühltaler: Neue Brunnen in Treuchtlingen geplant
Im mittelfränkischen Treuchtlingen füllt Altmühltaler Mineralwasser in Plastikflaschen für Discounter ab. 250 Millionen Liter Mineralwasser darf das Unternehmen jedes Jahr aus sauberstem Tiefengrundwasser fördern. Weitere 260 Millionen Liter werden für Limonade aus anderen Brunnen nach oben gepumpt.
Weil Tiefengrundwasser in mehr als 200 Metern Tiefe geschont werden soll, laufen derzeit Probebohrungen für neue Brunnen. Geplant ist, Mineralwasser künftig aus einer weiter oben liegenden Grundwasserschicht zu fördern, die sich schneller erneuert. Erste Probebohrungen haben ergeben, dass dort Wasser in ausreichender Qualität und ausreichender Menge vorhanden sein könnte, teilte das für die Genehmigung zuständige Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen mit.
Campact kritisiert: Ausverkauf des Trinkwassers
Das Thema bewegt viele Bürgerinnen und Bürger. Die Initiative "Campact" startete vor einem Monat einen Appell an Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Mehr als 335.000 Bürgerinnen und Bürger haben diesen bereits unterzeichnet.
Aufgrund der Klimakrise werde das Wasser für alle immer knapper, die Grundwasserspiegel in Bayern sind so niedrig wie noch nie. "Es wird in einigen Orten zu Wasserknappheit kommen und zu Verteilungskämpfen zwischen Bürgern und der Industrie", so Liza Pflaum von Campact. Die Versorgung von Bürgern müsse Vorrang vor Konzerninteressen haben, fordert Campact. Doch nicht nur Konzerne verbrauchen wertvolles Grundwasser.
Auch Wasserwerke fördern wertvollstes Tiefengrundwasser
Sechs kommunale Wasserwerke im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen fördern zwölf Mal so viel Tiefengrundwasser, wie in Treuchtlingen in Altmühltalers Plastikflaschen landen. Sie pumpen für die öffentliche Wasserversorgung aus dem gleichen Wasser-Reservoir, das sich in mehr als 200 Metern Tiefe unter einer dicken Gesteinsschicht befindet.
Doch dorthin läuft nichts nach. "Es würde Hunderte von Jahren dauern, bis dort unten wieder etwas ankommt", sagt Thomas Keller, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach. Die Hohlräume des sogenannten fränkischen Sandsteinkeupers enthalten Wasser, das viele Tausend Jahre alt ist. Seit rund 30 Jahren wird diese Ressource im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen angezapft.
Drei Milliarden Liter Tiefengrundwasser im Wasserhahn
Damals gab es im Grundwasser zunehmend Spuren von Umweltgiften und Rückständen aus der Landwirtschaft. So wurde beschlossen, tiefer zu bohren. Knapp drei Milliarden Liter pumpen die Wasserwerke allein im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen seitdem jedes Jahr an die Oberfläche.
"Nur drei bis fünf Prozent davon werden getrunken", klagt der Leiter der Weißenburger Stadtwerke, André Goldfuß-Wolf. Der Rest laufe verschmutzt in die Kanalisation. Doch es gibt eine erste gute Nachricht: Die sechs Wasserwerke im Landkreis haben gemeinsam beschlossen, das Tiefengrundwasser schonen zu wollen.
Tiefengrundwasser: reichlich vorhanden, aber endlich
Das riesige Wasserreservoir im fränkischen Sandsteinkeuper verläuft vom Brombachsee im Norden bis Donauwörth im Süden und Regensburg im Osten. Es erstreckt sich über Tausende Quadratkilometer und ist noch reichlich gefüllt. Aus über 35 Brunnen pumpen verschiedenste Wasserversorger und Unternehmen aus diesem Tiefengrundwasser-Reservoir. Acht Milliarden Liter werden jedes Jahr nach Angaben des Wasserwirtschaftsamts Ansbach nach oben befördert.
Doch das große Abzapfen hat Folgen. An den Kontrollstellen des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach stellen die Experten schon länger einen Druckverlust fest. Und bereits im Jahr 2013 legte die Staatsregierung im Landesentwicklungsplan fest, dass dieses Wasser nicht einfach verschwendet werden darf. "Es soll als eiserne Reserve für kommende Generationen erhalten bleiben", so Umweltminister Thorsten Glauber. "Und sollte höchstens in hochwertige Lebensmittelproduktion und Mineralwasser fließen." Doch bisher ist die Verschwendung nicht nennenswert gestoppt worden.
Siegsdorfer Petrusquelle geht an eine Edeka-Tochter
Unterdessen hat eine Edeka-Tochter die Siegsdorfer Petrusquelle im Chiemgau gekauft. Die Geschäfte sollen am 1. April dieses Jahres an die Sonnländer Getränke GmbH übergehen, teilte Edeka mit. Nach Angaben des Unternehmens werden in Siegsdorf stündlich 30.000 Glasflaschen und 18.000 Plastikflaschen abgefüllt.
"Der Edeka-Verbund erhöht die Unabhängigkeit und Flexibilität, um die Versorgung in hoher Qualität zum attraktiven Preis bestmöglich zu erfüllen", teilt Edeka mit. Hier werde kein Tiefengrundwasser angezapft. Das Mineralwasser trete südlich von Siegsdorf zu Tage und kann nach Angaben des Unternehmens direkt abgefüllt werden.
Wasser: für alle ziemlich kostenlos
Wasser gilt als Allgemeingut und ist in Bayern für alle kostenlos. Bürgerinnen und Bürger zahlen allein dafür, dass das Wasser zu Hause im Wasserhahn ankommt. Sie zahlen für Pumpwerke und Rohre, und dafür, dass Wassermeister schädliche Stoffe herausfiltern.
Campact fordert, Konzerne sollten für Wasser etwas zahlen, wenn sie es "für ihre Profite nutzen". In 13 von 16 Bundesländern gibt es den sogenannten "Wassercent", der für alle Wassernutzer fällig wird. Hessen, Thüringen und Bayern erheben diese Gebühr nicht.
Die bereits geplante Einführung eines Wassercents hatte der Freistaat im Januar gestoppt. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (FW) rechnet allerdings fest damit, dass diese Abgabe für Wasser in der nächsten Legislaturperiode eingeführt wird.