"Tragödie"- Söder bietet Türkei nach Erdbeben Hilfe an
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Erbeben in der Türkei

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"Tragödie": Söder bietet Türkei nach Erdbeben Hilfe an

Nach dem verheerenden Erdbeben bietet Bayerns Ministerpräsident Söder der Türkei Hilfe des Freistaats an: bei der medizinischen Versorgung, der Suche nach Überlebenden und der Trinkwasseraufbereitung. "Wir hoffen und bangen mit den Angehörigen."

Die bayerische Staatsregierung bietet der Türkei nach dem verheerenden Erdbeben im Grenzgebiet zu Syrien umfassende Unterstützung des Freistaats an. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte nach einer Kabinettssitzung in München: "Wir machen ein Angebot zur Hilfe im Rahmen der Europäischen Union, aber auch ein Angebot direkt, das wir an die Türkei richten."

Söder: "Wir fühlen mit"

Bayern wolle medizinische Hilfe leisten, bei der Unterbringung von Menschen und der Suche nach Überlebenden helfen sowie bei der Trinkwasseraufbereitung in den betroffenen Krisengebieten unterstützen. "Bayern steht bereit, der Türkei zu helfen", betonte der CSU-Politiker.

Söder zeigte sich betroffen angesichts des Unglücks. "Es ist eine furchtbare Tragödie, die stattgefunden hat", sagte er. "Wir trauern mit den Opfern und hoffen und bangen mit den Angehörigen, dass noch so viele Menschen wie möglich gerettet werden können."

Auch in Bayern seien viele Familien betroffen, weil sie Verwandte oder Bekannte in der Erdbebenregion hätten. "Wir fühlen mit ihnen mit." Vor der Staatskanzlei seien die Flaggen auf Halbmast gesetzt worden, erläuterte der Ministerpräsident: "Weil wir unsere Anteilnahme zeigen wollen mit den türkischen Familien und den vielen betroffenen Menschen."

Schweigeminute im Landtag

Der Landtag gedachte in einer Schweigeminute der Opfer. Man wolle die Betroffenheit und Solidarität mit den Menschen vor Ort zum Ausdruck bringen, sagte Landtagspräsidentin Ilse Aigner. "Wir trauern mit ihnen und bangen um die vielen Vermissten."

Humedica-Team fliegt in die Türkei

Unabhängig vom Hilfsangebot der Staatsregierung schickt die Allgäuer Hilfsorganisation Humedica am Mittwoch ein erstes Borbereitungsteam in die Türkei. Es besteht aus "drei Personen, die schon in vielen Einsätzen mit Humedica waren, die erprobt sind, die trainiert sind", erläuterte Geschäftsführer Johannes Peter bei BR24live. Ihre Aufgabe sei, sich zunächst ein Bild von der Lage vor Ort zu machen und mit Partnern zu klären, "welche Projekte wir auf den Weg bringen können".

Hilfsgüter werden dringend benötigt

Parallel dazu plant Humedica bereits Unterstützung für die Region. "Hilfsgüter werden vor allem gebraucht. Es ist ein Wintersturm dort, es ist kalt, die Menschen trauen sich teilweise nicht in die Häuser", schilderte Peter. Zudem prüfe man, welche medizinische Unterstützung benötigt werde. "Die Türken sind sehr gut aufgestellt mit ihren Organisationen und mit ihrer Katastrophenhilfe - und da gilt es stark zusammenzuarbeiten."

Neben der Suche nach Überlebenden stehe aktuell auch die Versorgung der Tausenden Verletzten im Fokus. Für die Menschen, die ihr Zuhause verloren haben, würden aktuell ganz dringend beheizbare Zelte benötigt sowie Decken, Nahrungsmittel und alles für den täglichen Bedarf. Für viele Betroffene sei es auch wichtig, in einer Gemeinschaft zu sein und über das Erlebte reden zu können. Einige wollten auch selber anpacken und Hilfe leisten, "um mit der Situation fertig zu werden, um nicht machtlos davorzustehen".

Für Humedica sei wichtig, über die Akuthilfe hinaus, "die schon mit lokalen Partnern passiert", den Menschen vor Ort auch langfristig zu helfen. "Denn sie werden auch noch in Not sein, wenn wir hier uns wieder anderen Themen widmen."

Lage in Syrien "noch verheerender"

In Syrien ist die Lage laut Peter "noch mal verheerender". Viele Gebäude seien bereits durch den Krieg beschädigt und "noch mal leichter eingestürzt".

Zudem sei die Gesundheitsinfrastruktur in dem Land vom Krieg gezeichnet und "absolut über ihrem Limit". In den Flüchtlingslagern werde sich die Situation durch zusätzliche Geflüchtete wahrscheinlich weiter verschlechtern.

Hilfe des THW

Schon aufgebrochen ins Katastrophengebiet sind heute 51 Helfer des Technischen Hilfswerks (THW). Unter ihnen ist auch ein Helfer aus München, wie der THW-Landesverband Bayern mitteilte. Bereits am Montag hätten zahlreiche Helfer im THW-Logistikzentrum in Obernburg (Landkreis Miltenberg) wichtiges Material für den Einsatz der Einheit Bergung Ausland vorbereitet. Das Team hat den Angaben zufolge unter anderem schweres Gerät zur Rettung von Menschen dabei - zum Beispiel Betonkettensägen. Zudem seien das eigene Camp und Lebensmittel zur eigenen Versorgung für zehn Tage gepackt.

Initiativen rufen zu Sachspenden auf

Helfer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) wurden bislang keine angefragt, wie ein Sprecher sagte. Das Deutsche Rote Kreuz stehe aber mit Vertretern des Roten Halbmonds in der Türkei und Syrien in Kontakt. Das BRK könne bei Bedarf etwa mit Trümmersuchhunden und Material zur Trinkwasseraufbereitung helfen. Auch das Medizinische Katastrophen-Hilfswerk (MHW), eine Hilfsorganisation mit Sitz in München, wartet derzeit noch auf Rückmeldung aus der Türkei. Eine Partnerorganisation sondiere derzeit die Lage und melde dann den Bedarf, sagte ein Sprecher. Das MHW könne vor allem medizinisches Personal für Krankenhäuser entsenden.

Zugleich rufen viele teils private Initiativen im Freistaat zu Sachspenden für die Menschen im Erdbebengebiet auf. So etwa die Flüchtlingshilfsorganisation Space Eye aus Regensburg. Auch der Flughafen Nürnberg informiert auf seiner Webseite über Sammelstellen für Hilfsgüter in der Region.

Nach den verheerenden Beben werden weiter viele Menschen unter den Trümmern vermutet. Tausende Gebäude stürzten ein, rund 5.000 Menschen starben laut Angaben vom Morgen. Bisherigen Informationen zufolge wurden in der Südtürkei und in Nordsyrien zudem mehr als 23.500 Menschen verletzt.

Mit Informationen von dpa.

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