Blick durch eine geöffnete Babyklappe im Kinderkrankenhaus St. Marien in Landshut. (Archivbild)
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Blick durch eine geöffnete Babyklappe im Kinderkrankenhaus St. Marien in Landshut.

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Toter Säugling: Warum es so wenige Babyklappen in Bayern gibt

Nach dem Fund eines toten Säuglings in der Nähe von Ruhpolding wird in Oberbayern darüber nachgedacht, wie man verzweifelten Schwangeren besser helfen kann. Mehr Babyklappen als mögliches Angebot sind Teil der Debatte.

Eine Babyklappe gibt es weder in Traunstein noch in Bad Reichenhall – doch ein Sprecher der Kliniken Südostbayern sagt, so eine Einrichtung könnte nach dem Tod des Säuglings in Ruhpolding wieder Thema werden in Debatte darum, wie verzweifelten Müttern geholfen werden kann.

Vier Babyklappen in Oberbayern

Die Möglichkeit, Babys völlig anonym in einer Klappe an Kliniken abzulegen, gibt es in Oberbayern seit über 20 Jahren. Insgesamt gibt es heute bezirksweit in Oberbayern vier Babyklappen: zwei in München, eine in Schongau und eine in Ingolstadt. Darüber, wie oft sie benutzt werden, existieren kaum Daten. Im Krankenhaus in Schongau wurde laut Pressesprecherin in den zehn Jahres ihres Bestehens kein einziges Baby abgegeben. Im Allgäu war Anfang der Woche ein Neugeborenes im Eingang der Notaufnahme am Immenstädter Krankenhaus abgelegt worden.

Vertrauliche Geburten und anonyme Beratungen

Die Klappen sind rechtlich äußerst umstritten. Denn wenn verzweifelte Frauen ihr Baby anonym abgeben, verstoßen sie eigentlich gegen das Recht des Kindes, seine Abstammung zu kennen. Deswegen versucht das Bayerische Familienministerium seit acht Jahren, Babyklappen durch sogenannte vertrauliche Geburten zu ersetzen. Diese Möglichkeit, eine anonyme Geburt im Krankenhaus mit Ärzten und Hebamme durchzuführen, gibt es an vielen Krankenhausstandorten in Oberbayern.

Mit diesen vertraulichen Geburten wird insofern nicht mehr gegen das Recht des Kindes verstoßen, weil die Schwangere zunächst anonym bleiben kann, ihr Kind dann aber ab seinem 16. Lebensjahr die Identität der Mutter erfahren darf. Ihr Name wird vertraulich gespeichert.

Das Familienministerium erinnert auch daran, dass es fast überall Schwangerschaftsberatungen gibt, wo Frauen ebenfalls anonym bleiben und ausführlich und so oft wie nötig beraten werden können.

Schwangere Frauen haben Anspruch auf umfassende Beratung in allen Fragen, die ihre Schwangerschaft betreffen. Auf der Seite des Bayerischen Sozialministeriums finden Sie eine Übersicht der Beratungsangebote.

Der Hilfetelefon "Schwangere in Not" ist eine anonyme Anlaufstelle, an die sich schwangere Frauen rund um die Uhr wenden können. Die kostenlose Nummer lautet: 0800 40 40 020

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