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Die beiden Angeklagten (sitzend), links stehend Richter Christian Merkel.

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Tote vom Samerberg: Zentrale Frage im Raserprozess weiter offen

Die entscheidende Frage blieb auch am Ende des dritten Prozesstages offen: Wäre der tödliche Frontalzusammenstoß auf der Rosenheimer Südumgehung vermeidbar gewesen? Zwei Frauen vom Samerberg starben bei dem Unfall. Von Martin Binder

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Der technische Sachverständige Andreas Thalhammer konnte beim Prozess vor dem Amtsgericht Rosenheim nicht konkret angeben, wie groß der Abstand zwischen zwei BMW war, als sie vom Golf des 25-jährigen Angeklagten aus Ulm überholt wurden. Laut Anklage soll der Fahrer des ersten BMW verhindert haben, dass der Golf noch rechtzeitig einscheren konnte.

Deshalb war der Golf auf der Gegenfahrbahn mit dem entgegenkommenden Kleinwagen dreier junger Frauen vom Samerberg zusammengestoßen. Zwei von ihnen kamen dabei ums Leben. Die dritte, Schwester eines der Opfer, wurde schwer verletzt und leidet heute noch unter den Folgen des Unfalls.

Der Fahrers des ersten BMW ist ebenfalls angeklagt. Der 24-Jährige bestreitet aber eine Verantwortung für den Unfall. In einer Erklärung, die sein Anwalt verlas, gab er an, dass der Abstand zwischen den beiden BMW groß genug für ein noch rechtzeitiges Einscheren des Golf gewesen sei.

Aussage gegen Aussage

Der 25-jährige Golffahrer aus Ulm hatte bereits zum Prozessauftakt unter Tränen seine Schuld zugegeben und sich bei den Angehörigen und Verletzten entschuldigt. Er hatte den BMW-Fahrer aber nicht konkret beschuldigt. Dem steht die Aussage der Schwester des 25-Jährigen von heute entgegen. Ihr Bruder habe sich unmittelbar nach dem Unfall per Handy bei ihr gemeldet und gesagt: "Die Schweine haben mich nicht reingelassen. Die beiden Fahrzeuge waren dicht hintereinander."

Zeugen berichteten auch davon, dass sie schon einige Minuten vor dem Unfall drei Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit dicht hintereinander fahrend beobachtet hatten, bei denen es sich um die drei beteiligten Autos handeln könnte. Deshalb steht immer noch der Verdacht im Raum, dass sich die Fahrer ein illegales Rennen geliefert haben.

Überlebende Schwester sagt unter Tränen aus

Sehr emotionale Momente gab es im wieder vollbesetzten Gerichtssaal, als die überlebende Schwester eines der Opfer als Zeugin vernommen wurde. Die 19-Jährige erklärte, sie könne sich nicht mehr an den Unfall erinnern, berichtete aber von ihren schweren Verletzungen, den vielen Operationen und ihrem immer noch schlechten körperlichen und seelischen Zustand. "Ich wache jeden Tag auf und hoffe, dass das alles nur ein Traum war", sagte sie unter Tränen.

Ihre Mutter stand ihr bei ihrer Aussage zur Seite.

Urteil am 8. Mai?

Der Prozess wird am 8. Mai fortgesetzt. Dann soll es die Plädoyers von Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Nebenklage sowie das Urteil geben.