Nach monatelanger Flucht ist der dringend tatverdächtige 28-Jährige in Italien gefasst worden. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz informierten Polizei und Staatsanwaltschaft am Vormittag über Details der Festnahme und das weitere Vorgehen. Dem Mann wird vorgeworfen, im Oktober vergangenen Jahres auf zwei Männer in der Nürnberger Südstadt geschossen zu haben. Beide Opfer kamen verletzt ins Krankenhaus, wo einer der beiden starb.
Festnahme in Rimini – gefälschte Pässe, Waffe und Munition
Demnach wurde der 28 Jahre alte Mert A. bereits am Donnerstag (24.01.) in einem Hotel in Rimini von der italienischen Polizei festgenommen. Der mutmaßliche Todesschütze wurde laut dem Leiter der SOKO Graben, Alexander Berthold, im Schlaf überrascht. Er habe kaum Widerstand geleistet. In seinem Hotelzimmer wurden gefälschte Ausweise, eine Pistole, sowie Munition gefunden. Der Mann türkischer Herkunft war mit einem europäischen Haftbefehl gesucht worden.
Opfer und mutmaßlicher Täter planten Shisha-Verkauf
Im Zuge der Ermittlungen hatte die Polizei rund 900 Menschen in die Befragungen mit einbezogen, sagte Berthold weiter. Seine Opfer, ein 35-Jähriger und 30 Jahre alter Mann, habe er am besagten Tatabend nicht wahllos ausgesucht. Sie hätten gemeinsam den Vertrieb von Shishas, Tabak und dergleichen aufbauen wollen. Wie und warum es zu dem Bruch gekommen sei, dazu könne die Polizei derzeit nichts sagen. Auch das Motiv ist weiter unklar.
Keine Belege für Beziehungen zu Mafia
Die Schlagzeilen, der Tatverdächtige habe Beziehungen zur Mafia, seien ihm bekannt, sagte Berthold. Derzeit gebe es aber keine Fakten, die mafiöse Strukturen oder mögliche Schutzgelderpressungen untermauern könnten. Die SOKO Graben gehe diesen Hinweisen mit den italienischen Behörden allerdings nach.
Tatverdächtiger Mert A. bisher nur "bedingt auffällig"
Mert A. ist laut den Ermittlungen erst im April vergangenen Jahres aus der Ukraine über Griechenland nach Deutschland eingereist. Seine gemeldete Adresse habe A. aber nie bewohnt, so Berthold. Polizeilich sei der Tatverdächtige in Deutschland nur bedingt auffällig gewesen, so habe es einen Verstoß gegen das Aufenthaltsgesetz gegeben, einen Verdacht auf Urkundenfälschung und einen Fall des Fahrens ohne Fahrerlaubnis, aber keine Gewaltdelikte.
Haftbefehl auf Totschlag – Auslieferungstermin noch unklar
Derzeit läuft das Auslieferungsverfahren von Mert A. nach Deutschland. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth habe bereits kurz nach der Tat einen Haftbefehl erlassen, dieser lautet noch auf Totschlag, sagte Sprecherin Antje Gabriels-Gorsolke. Ob dieser noch auf Mord geändert werde, würden die weiteren Ermittlungen zeigen. Ein Überstellungsersuch bei den italienischen Behörden wurde bereits am Freitag (27.01.) gestellt. Der Beschuldigte werde nun angehört. Wann Mert A. letztlich nach Deutschland kommen werde, kann Gabriels-Gorsolke zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.
Nach der Tat hatte die Polizei öffentlich nach dem Verdächtigen gefahndet. Die Ermittler gaben ein Foto des Mannes heraus und baten die Bevölkerung um Mithilfe. Zudem wurde eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt. Auch in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" war der Fall Thema.

Verdächtiger in Italien gefasst
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