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Innerhalb von wenigen Wochen sind zwei Fahrradfahrer bei Verkehrsunfällen in Nürnberg ums Leben gekommen. Einmal an einer Baustelle im Osten der Stadt, zuletzt an einer stark befahrenen Kreuzung während des morgendlichen Berufsverkehrs im Westen.
ADFC warnt: Radfahrer hohem Risiko ausgesetzt
Die Fälle seien zwar nicht direkt vergleichbar, erklärt eine Sprecherin des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), trotzdem sei das ein klarer Hinweis darauf, dass sich die Situation von Fahrradfahrern im Straßenverkehr verbessern muss. "Man darf Verkehrstote nicht als Notwendigkeit der Mobilität und des Straßenverkehrs hinnehmen", so die Position des Interessenverbands.
Auch in Nürnberg gebe es noch Verbesserungsmöglichkeiten, das Ziel sei noch lange nicht erreicht. Die Unfälle zeigten, dass es "kein gefühltes Risiko für Fahrradfahrer in der Stadt gibt, sondern ein reales", so die ADFC-Sprecherin.
Zwei tödliche Fahrrad-Unfälle in Nürnberg
Erst Anfang August war eine Frau an einer Baustelle in der Ostendstraße von einem Baustellen-Lkw frontal erfasst worden. Sie starb noch an der Unfallstelle.
Nun der aktuelle Unfall an der Kreuzung im Nürnberger Westen: Dort kollidierte ein Radfahrer am Ende eines Radweges in der Einmündung zur parallel verlaufenden Straße mit einem Lkw und erlitt dabei tödliche Verletzungen. Für den 38-Jährigen hält der ADFC am Donnerstagabend eine Mahnwache an der Unfallstelle ab. Ein sogenanntes Ghost Bike, also ein vollkommen weißes Fahrrad, soll Verkehrsteilnehmer zur Vorsicht mahnen.
Statistik belegt – Fahrradunfälle im Stadtgebiet nehmen zu
Die beiden schweren Unfälle allein sind noch kein ausreichender Hinweis darauf, dass Fahrradunfälle zunehmen. Doch auch die Verkehrspolizei in Nürnberg verzeichnet eine Zunahme an Unfällen mit Fahrradfahrern. Das zeigt der Langzeittrend in der Statistik. 2012 gab es im Stadtgebiet Nürnberg 750 Unfälle mit Beteiligung eines Radfahrers, 2020 waren es schon 930.
"Es sind immer mehr Fahrräder unterwegs", erklärt Dietmar Neugebauer, Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Nürnberg, "Pedelecs sind dazugekommen, eine neue Zielgruppe". Das Fahrrad sei "in" – und damit leider auch an mehr Verkehrsunfällen beteiligt. Häufen sich solche Ereignisse an Brennpunkten in der Stadt, sei es die Aufgabe der Unfallkommission, hier gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen, so der Polizeidirektor.
- Zum Artikel: Mehr Radunfälle in Bayern - Woran liegt's und was hilft?
Appell der Polizei: Fahrradhelm tragen!
Unfallvermeidung ist natürlich auch ein Thema. Ein Appell des Dienstellenleiters – helle Kleidung tragen, funktionsfähige Beleuchtung, und vor allem einen Helm tragen. Da ist sich die Polizei mit Unfallmedizinern und anderen Experten einig.
Auch in Nürnberg gab es schon mehrere Unfälle, bei denen ein Helm schwerere Verletzungen vermieden hätte. Und eine aktive, aufmerksame Teilnahme am Straßenverkehr – das gelte für alle, vom Fußgänger über den Fahrradfahrer bis hin zum Fahrzeugführer.
Die Gefahr lauert im toten Winkel
ADFC und andere Verkehrsverbände weisen immer wieder auf die Problematik des toten Winkles bei Lastwagen hin, zum Teil gibt es elektronische Warnsysteme oder spezielle Spiegel, mit denen diese Gefahr gemindert werden kann. Doch damit sind noch zu wenige Fahrzeuge ausgestattet.
Das Aufstellen von sogenannten Ghost Bikes, also vollkommen weiß lackierten Fahrrädern, soll als Mahnmal dienen, um Verkehrsteilnehmern bewusst zu machen, hier ist eine Gefahrenstelle. Und hier ist ein Fahrradfahrer ums Leben gekommen. Für manche Angehörige auch eine Möglichkeit, einen Ort zu haben, um Abschied zu nehmen und an den Angehörigen zu denken.