Seit die Corona-Regeln schrittweise gelockert worden sind, werden viele während der Pandemie angeschafften Haustiere wieder zurückgegeben. "Bei uns werden eindeutig mehr Tiere abgegeben, vor allem verhaltensauffällige Hunde", sagt Maxim Iochim, Tierpfleger im Würzburger Tierheim. Viele von ihnen hätten während des Lockdowns keine Hundeschulen besucht und seien durch wenig Besuch kaum sozialisiert und an andere Menschen gewöhnt worden, erklärt der 32-Jährige. Hinzu komme, dass jetzt während der Ferienzeit kaum potenzielle neue Besitzerinnen und Besitzer nach einem Hund suchen.
Das Würzburger Tierheim beherbergt deshalb zurzeit mehr als 30 Hunde, außerdem knapp 60 Katzen und 50 Kleintiere – es ist ausgelastet.
Zusätzliche Tiere aus der Ukraine in bayerischen Tierheimen
Vergleichbar schwierig sehe es es in vielen bayerischen Tierheimen aus, sagt Tessy Lödermann, Vizepräsidentin des Landesverbands Bayern vom Deutschen Tierschutzbund: "Wenn nach Corona Zeitprobleme auftraten, versuchte man über Kleinanzeigen oder durch Abgabe in einem Tierheim, das Tier wieder loszuwerden. Beziffern lässt sich dies jedoch für Bayern nicht, es ist örtlich völlig unterschiedlich."
Eine weitere Herausforderung stellen laut Lödermann die Tiere von Geflüchteten aus der Ukraine dar, die sie häufig nicht mit in ihre neuen Unterkünfte nehmen können. "Von den Geflüchteten verlangen wir in der Regel keine Pensionskosten, da wir helfen wollen", sagt Lödermann.
- Zum Artikel: Tierheim Bayreuth unterstützt Geflüchtete aus der Ukraine
Illegaler Welpenhandel in Bayern
Hinzukommt der illegale Welpenhandel, meist aus Osteuropa, der während Corona florierte. "Seit dem ersten Tag der Corona-Maßnahmen war die Tollwutquarantäne bei uns durchgängig belegt", sagt Iochim vom Würzburger Tierheim.
Mehr als 500 illegal eingeführte Welpen wurden im vergangenen Jahr in Bayern verzeichnet. Diese werden viel zu früh von den Muttertieren getrennt, sind meist ungeimpft und damit anfällig für Krankheiten.
Diese zwei Cane Corso Welpen wurden illegal nach Bayern gebracht und kamen während des Lockdowns im Würzburger Tierheim unter.
Finanzielle Probleme der Tierheime auch nach Corona
Besonders die Tollwutquarantäne führe für das Würzburger Tierheim zu Mehrkosten, sagt Tierpfleger Iochim: "Monatlich benötigen wir 40.000 Euro allein für Futter, Personal- und Tierarztkosten." Auf der anderen Seite sei die Spendenbereitschaft durch Ukraine-Krieg, die Inflation sowie die Urlaubszeit zurückgegangen. Und das nach der Pandemie.
"Corona bedeutete für all unsere Tierheime finanzielle Einbrüche. Wir hatten geschlossen, konnten keine Veranstaltungen und keine Besucher empfangen, die Futter und Geld spendeten, Patenschaften übernahmen oder Mitglied im Tierschutzverein wurden. Der Tierheimbetrieb mit all seinen Kosten lief aber weiter", sagt Lödermann. Für viele bayerische Tierheime wird es langfristig schwer, zu überleben.
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