Im Wasserwerk Weißenburg am Kühlenbach wird Tiefengrundwasser aus 200 Metern Tiefe nach oben gepumpt.
Bildrechte: BR / Ulrike Lefherz

Im Wasserwerk Weißenburg am Kühlenbach wird Tiefengrundwasser aus 200 Metern Tiefe nach oben gepumpt.

  • Artikel mit Audio-Inhalten
  • Artikel mit Video-Inhalten

Tiefengrundwasser: Kommunen wollen Verschwendung stoppen

Kommunen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen holen einen Teil ihres Trinkwassers aus 200 Metern Tiefe. Die Staatsregierung mahnt seit Jahren, Tiefengrundwasser zu schonen. Nun verabreden sich erstmals mehrere Kommunen, die Verschwendung zu stoppen.

Trotz eisiger Außentemperaturen ist es feuchtwarm im Wasserwerk der Stadt Weißenburg. Hier am Rand der Stadt auf einer Anhöhe wird Wasser aus 200 Metern Tiefe hochgepumpt. Direkt aus dem Erdinneren bringt es Wärme mit, eine Temperatur von konstant 20 Grad Celsius. Das Wasser ist uralt, mindestens 15.000 Jahre, sagt Weißenburgs Wassermeister Rainer Gluth. 360.000 Kubikmeter braucht die Stadt jedes Jahr von diesem Tiefengrundwasser, um die Versorgung sicherzustellen. Das ist ein Drittel dessen, was verbraucht wird. Der Rest kommt aus kleineren Brunnen und einer Fernwasserleitung aus dem Lechgebiet.

Tiefengrundwasser: Vor 30 Jahren eine gute Lösung

Vor 30 Jahren bekamen die Wasserversorger zunehmend Schwierigkeiten, sauberes Trinkwasser bereitzustellen. Spuren von Nitrat und Pflanzenschutzmitteln fanden sich im Grundwasser, Folgen von Umweltverschmutzung und stark gedüngten Feldern. Man beschloss, weit tiefer in den Boden zu bohren, um weiter unten sauberes Wasser zu fördern. Milliarden Kubikmeter werden seitdem jedes Jahr aus diesem unterirdischen Reservoir ans Tageslicht befördert. Es ist hunderte Quadratkilometer groß und verläuft irgendwo zwischen Nürnberg, Regensburg und Ingolstadt. Es liegt unter einer dicken Gesteinsschicht, dem Sandsteinkeuper.

Tiefengrundwasser: Kommunen wollen Verschwendung stoppen
Bildrechte: BR

Tiefengrundwasser: Kommunen wollen Verschwendung stoppen

Tiefengrundwasser erneuert sich nicht

Doch schon länger registrieren die Kontrollbehörden dort unten einen Druckabfall. "Wir stellen Übernutzungstendenzen fest", sagt der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach, Thomas Keller. Auch das Bayerische Umweltministerium mahnt, Tiefengrundwasser sei zu schonen, als eiserne Reserve. Denn es dauert hunderte Jahre, bis dort unten versickerndes Wasser ankommt. Es läuft also nichts nach. "Jetzt, 30 Jahre später, stellt man fest, die Tiefengrundwasser-Ressource ist überfordert", sagt Gluth, "jetzt müssen wir wieder eine Rolle rückwärts machen."

Erstmals verabreden sich Kommunen zum Sparen

Was seinen Chef, den Leiter der Stadtwerke Weißenburgs, besonders schmerzt, ist die Verschwendung des kostbaren Tiefengrundwassers. "Nur drei bis fünf Prozent werden tatsächlich getrunken oder fürs Kochen verwendet", klagt er. Der Rest wird in Toiletten verspült, in Autowaschanlagen und der Industrie verbraucht. Bisher gab es wenig Initiative, die Verschwendung zu stoppen. Doch jetzt verabreden sich Kommunen im Landkreis Weißenburg erstmals, das kostbare Tiefengrundwasser schonen zu wollen. Das Bewusstsein hat sich geändert. Nicht zuletzt durch die drückende Trockenheit im vergangenen Sommer.

Einsparmöglichkeiten von rund 750.000 Kubikmetern pro Jahr

Sechs Wasserversorger und der Mineralwasserkonzern Altmühltaler sehen dabei Einsparmöglichkeiten von rund 750.000 Kubikmetern pro Jahr, wie Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt am Freitag in Weißenburg mitgeteilt haben. "Wir ziehen alle an einem Strang, um das Ziel gemeinsam zu erreichen", so Landrat Manuel Westphal (CSU). Zusammen pumpen sie derzeit rund drei Millionen Kubikmeter Tiefengrundwasser an die Oberfläche.

Wie das Tiefgrundwasser gespart werden soll

Die Wasserversorger der Region wollen Verbundleitungen bauen, um sich künftig gegenseitig mit oberflächennaherem Grundwasser aushelfen zu können. Sie wollen undichte Leitungen reparieren. Auch ist geplant, alte, ungenutzte Brunnen zu sanieren und bisher nicht genutztes oberflächennahes Grundwasser zu erschließen.

Industrie-Unternehmen im Landkreis sollen kontaktiert werden, die – wie bisher üblich – bestes Trinkwasser für die Produktion verwenden. Ihnen wird vorgeschlagen, eigene Brunnen zu bauen. "Wir müssen dafür sorgen, dass das Tiefengrundwasser auch für viele Generationen nach uns noch verfügbar ist", sagte Thomas Keller, der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes.

Nur ein Bruchteil des kostbaren Wassers wird getrunken

Auch der Mineralwasserkonzern Altmühltaler bohrt diese Tiefengrundwasserschicht im Sandsteinkeuper an. Bisher jedenfalls. Nur noch drei Jahre lang darf Altmühltaler dort Wasser fördern, dann laufen die Wasserrechte aus. Das Unternehmen will neue Grundwasservorkommen in einer höheren Gesteinsschicht erschließen und hat dazu erste Probebohrungen durchgeführt. Die ersten Ergebnisse zu Wasserqualität und -menge stimmen die Verantwortlichen zuversichtlich, dass dies möglich sein könnte. Dann könnte das Unternehmen künftig aus dem Eisensandstein Wasser fördern. Altmühltaler will die Öffentlichkeit am 8. März bei einer Informationsveranstaltung in Treuchtlingen über den Stand der Dinge informieren. Aldi Nord hat das Unternehmen vor Kurzem übernommen. Vertreter von Aldi Nord werden in Treuchtlingen persönlich vor Ort sein, teilte das Unternehmen mit.

Blick auf technische Anlagen bei der Wassergewinnung.
Bildrechte: BR

Das Wasser im Kreis Weißenburg-Gunzenhausen wird teilweise aus 200 Metern Tiefe gewonnen. Die Staatsregierung mahnt, diese Reserven zu schonen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!