Erdkabel werden in den Boden verlegt (Symbolfoto)
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Erdkabel werden in den Boden verlegt (Symbolfoto)

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Tennet stellt Südostlink-Trasse von Nittenau nach Pfatter vor

Es ist der wohl anspruchsvollste Bauabschnitt der mehr als 500 Kilometer langen Stromtrasse Südostlink: der Abschnitt zwischen Nittenau nach Pfatter. Netzbetreiber Tennet hat jetzt den genauen Trassenverlauf vorgestellt.

Der Netzbetreiber Tennet hat am Dienstag den finalen Verlauf der Stromtrasse Südostlink im Landkreis Regensburg vorgestellt. Ab Nittenau schlängelt sich das Stromkabel etwa 27 Kilometer meist unterirdisch durch die Landschaft bis nach Pfatter, wo es dann die Donau unterquert.

Tennet: Hunderte Hinweise aus der Bevölkerung berücksichtigt

Laut Tennet habe man bei der Ermittlung des Trassenverlaufs Hunderte Hinweise aus der Öffentlichkeit berücksichtigt. "Mithilfe der Hinweise hat der Übertragungsnetzbetreiber an dreizehn Orten alternative Trassenverläufe auf verschiedene Kriterien hin untersucht, um den bestmöglichen Verlauf für Menschen, Natur und Umwelt zu ermitteln", so Nasser Ahmed, bei Tennet verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit im südlichen Raum. Grundsätzlich lege man bei dem Projekt großen Wert auf Beteiligung. "Wir werden jetzt mit allen betroffenen Grundstückseigentümern Gespräche führen."

Landrätin: "Im Ergebnis ernüchternd"

Die anwesenden Lokalpolitiker aus dem Landkreis Regensburg sehen das Ergebnis des Beteiligungsverfahrens unterschiedlich. Der Termin sei mehr Mitteilung gewesen als Beteiligung, findet Landrätin Tanja Schweiger (Freie Wähler). "Im Ergebnis ist es natürlich ernüchternd. Es steht einfach drüber, dass bald, schnell, zügig gebaut werden soll. Und alles andere fällt hinten runter. Also das Thema Trinkwasserversorgung in der Gemeinde Brennberg.“ Dort können zwei Brunnen nicht in Betrieb genommen werden, wegen des geplanten Trassenverlaufs. Nach wie vor gilt auf den Grundstücken eine Veränderungssperre.

Benachteiligung des östlichen Bayern

Der eigentliche Skandal sei aber, "dass es westlich von Ingolstadt technisch viel sinnvoller gewesen wäre und man aus politischen Gründen gesagt hat: Das schieben wir jetzt in die Oberpfalz, da wohnen weniger Menschen." Schweiger sieht hier eine Benachteiligung des Ostens gegenüber anderen Landesteilen Bayerns. Die Landrätin ist weiterhin nicht vom Nutzen der Trasse überzeugt. Sie befürwortet grundsätzlich eine dezentrale Stromversorgung. Der Südostlink transportiert Strom aus Windenergie vom Norden und Osten Deutschlands in den Süden.

"Fisseliges Kartenmaterial, brutales Wegstreichen"

Der Landtagsabgeordnete Tobias Gotthardt, ebenfalls Freie Wähler, meint, die Trassenvorstellung sollte die Bundestagsabgeordneten eher stutzig machen. "Fisseliges Kartenmaterial, brutales Wegstreichen lokaler Interessen wie beim Trinkwasser in Brennberg, in Wörth an der Donau und anderswo, unsensibel grobmotorische Trassenführungen gerade in ökologisch wertvollen oder bewohnten Abschnitten, keine Antworten auf die Kostenfrage des vorgestellten Abschnitts und ähnliches Schweigen im Walde bei den anzuwendenden Grabungstechniken im höchstgradig schwierigen Untergrund des Vorwaldes. Fragen über Fragen, vor denen ich seit Jahren unverändert warne", so Gotthardt.

CSU-Abgeordnete sprechen von "vielen Verbesserungen"

Für die CSU-Bundestagsabgeordneten Peter Aumer aus Regensburg und Martina Englhardt-Kopf aus Schwandorf zeigt der Verlauf nun, dass durch die Gespräche und den Einsatz der Menschen vor Ort viele Verbesserungen erreicht werden konnten. "In den vergangenen Jahren haben wir uns intensiv dafür eingesetzt, den sowohl für Anwohner als auch die Natur verträglichsten Trassenverlauf zu erreichen. [...] Mit intensivem Einsatz ist es uns oft gelungen, auch Tennet zu überzeugen, die Trasse an die Gegebenheiten vor Ort anzupassen", so die beiden Bundestagsabgeordneten in einer Pressemitteilung.

"Sind auf einem guten Weg"

Als Beispiel führen Aumer und Englhardt-Kopf die Trassenführung in Wörth an der Donau und Wiesent an, wo die Stromleitung nun entlang der Kreis- beziehungsweise Staatsstraße gebaut wird. An der Notwendigkeit der Trasse lassen die Abgeordneten keinen Zweifel. "Wir sind hier auf einem guten Weg. Die Trasse ist ein wichtiger Bestandteil für die Versorgungssicherheit."

Betroffene Grundstückseigentümer sollen entschädigt werden

Im Sommer will Netzbetreiber Tennet bei der Bundesnetzagentur die Pläne für den Trassenverlauf in Bayern einreichen. Sie sind auf der Tennet-Homepage öffentlich einsehbar. Hat die Behörde keine Einwände, soll 2024 mit dem Bau der Trasse begonnen werden. Die betroffenen Grundstücksbesitzer und vor allem die Landwirte, die durch die Bauphase wohl Ausfälle bei der Ernte hinnehmen müssten, sollen aber entschädigt werden. Für jene, die sich schnell mit dem Netzbetreiber einigen, soll es sogar eine Bonuszahlung geben. Denn spätestens 2027 soll die Stromtrasse fertig sein und zwei Gigawatt Strom transportieren können. In einem weiteren Vorhaben könnten ab 2030 sogar vier Gigawatt durch die Leitung fließen.

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Der Südostlink soll Strom vom Nordosten Deutschlands nach Bayern transportieren und durch Oberfranken, die Oberpfalz und Niederbayern verlaufen.

Stromtrasse oberirdisch 20 Meter breit

Die Stromtrasse ist in Bayern in sechs Abschnitte unterteilt und wird als Erdverkabelung gebaut. Bundestraßen und Flüsse können unterirdisch gequert werden. In der Bauphase wird ein circa 45 Meter breiter Streifen benötigt, in der finalen Phase wird der Streifen oberirdisch etwa 20 Meter breit sein. Darunter führen dann zwei Kabelgräben je zwei Leitungen. Diese können jeweils zwei Gigawatt Strom leiten.

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